Dürens Mario Weber vor Bayern-Spiel„Wenn wir siegen, dann scheppert es!“

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Mario Weber, Abwehrchef des 1. FC Düren

  • Am Donnerstag spielt der Mittelrheinligist 1. FC Düren in der 1. Runde des DFB-Pokals beim FC Bayern.
  • Mario Weber, Abwehrchef des Mittelrheinpokalsiegers, freut sich auf den Rekordmeister, auch wenn dieser mit einer Rumpftruppe antritt und das Spiel in München ohne Fans stattfindet.
  • Im Interview spricht der 30-Jährige über einen geliehenen Bus und die Prämien-Verhandlungen mit dem Klub-Präsidenten, der Fan des FC Bayern ist.

Köln – Herr Weber, Sie werden am Donnerstagabend mit dem 1. FC Düren in der ersten DFB-Pokalrunde beim Triple-Sieger FC Bayern München antreten. Wie groß ist die Vorfreude?

Je mehr Leute mich nach dem Spiel fragen, desto größer wird sie. Maximal ist sie vermutlich, wenn wir neben den Bayern im Gang in der Allianz-Arena stehen. Aufgeregt bin aber nicht. Das bin ich nur vor Spielen, in denen ich etwas zu verlieren habe.

Düren hat das Heimrecht abgegeben – wie viele andere Amateurklubs zuvor. In München sind keine Fans zugelassen. Schmälert es das Erlebnis?

Auf jeden Fall schmälert es das Gesamterlebnis. So ein Spiel ohne Zuschauer hat ein bisschen einen Freundschaftsspiel-Charakter. Schon mit 1000 Fans wäre es eine ganz andere Atmosphäre. Aber man darf sich davon die Stimmung nicht kaputt machen lassen. Es bleibt ein Highlight, etwas ganz Großes, was niemand von uns vermutlich nochmal erleben wird. Um es perfekt zu machen, fehlt aber die richtige Stadion- Atmosphäre.

So ein Erstrunden-Duell lebt doch von der Stimmung im meist winzigen Stadion des Außenseiters auf einem schlechten Rasenplatz, auf dem vor Anpfiff noch einmal die Linien neu und enger gezogen wurden.

Ja, das stimmt. Sonst ist immer der Favorit ins kleine Stadion in die kleine Kabine gekommen. Da war dann vielleicht Platz für 15 Leute, aber 20 mussten sich reinquetschen. Vielleicht saß einer auf dem Boden. Für uns wird es anders laufen, das ist ein Nachteil. Wir sind 600 Kilometer mit dem Bus angereist und waren schon zwei Tage vorher in München. Ein Riesen-Trip. Man hat das Gefühl, als würde man sich wie ein Profi auf das Spiel vorbereiten.

Zu Person und Spiel

Mario Weber (30), geboren in Bonn. Der Student steht seit Sommer beim 1. FC Düren unter Vertrag. Zuvor spielte der 1,93 Meter große Innenverteidiger für die Sportfreunde Troisdorf (bis 2013) und dann sieben Jahre für den Bonner SC.

Fünftligist Düren hat sich als Mittelrheinpokalsieger 2020 für den DFB-Pokal qualifiziert. Eigentlich hätte das Duell mit dem FC Bayern im  September stattfinden sollen, doch der Rekordmeister bat  um eine Verlegung des Spiels. Am Donnerstagabend (20.45 Uhr/Sky und Sport1) werden die Bayern aufgrund des dichten Spielplans mit einem Rumpfkader antreten, da viele Stars noch am Dienstag und Mittwoch bei ihren Nationalmannschaften im Einsatz waren. Vermutlich wird Bayern-Trainer Hansi Flick gegen den 1. FC Düren auf seine Neuzugänge Bouna Sarr, Eric Maxim Choupo-Moting, Marc Roca und Douglas Costa bauen. (ckr)

Der FC Bayern hat dem 1. FC Düren sogar einen Bus zur Verfügung gestellt.

Ja, so einen, mit dem sonst die Bayern unterwegs sind, nur neu foliert. Der macht schon etwas her, das ist kein KVB-Bus. So reist man nicht alle Tage. In München leben wir in einer Blase und können nur für das Training raus.

Die Bayern werden ohne ihre Nationalspieler antreten, also mit einer B-Elf. Hätten Sie gerne Robert Lewandowski in Manndeckung genommen? Oder glauben Sie, dass die Aufstellung die Dürener Siegchancen erhöht?

Das einzige, was wirklich unsere Chance erhöht hätte, wäre ein Spiel am ursprünglichen Datum Anfang September gewesen. Das wäre quasi direkt nach dem Urlaub der Bayern gewesen. Wir hatten da gerade unsere Vorbereitung absolviert und waren richtig gut drauf. Da hätte ich mir etwas ausgerechnet. Jetzt wird es sehr, sehr, sehr schwer – egal, wer auf dem Platz steht. Alle sind schon im Spielbetrieb, alle haben ein enormes Format. Ich freue mich natürlich aber auf jeden Profi, mit dem ich mich messen kann.

Wie wird Düren das Spiel angehen? Werden Sie als Abwehrchef sagen: Hauptsache hinten dicht?

Unser Trainer (Giuseppe Brunetto, d. Red.) hat einen Plan. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Schwanz einzieht und sagt, er wolle alles hinten zu machen. Natürlich hat er auch keine Lust, ins offene Messer zu laufen und dann in der ersten Halbzeit fünf Stück zu bekommen.

Das Ziel muss doch sein, besser als der FC Barcelona (2:8) und Schalke 04 (0:8) gegen die Bayern abzuschneiden.

Absolut! Das haben wir auch von unserem Präsidenten (Wolfgang Spelthahn, CDU, gleichzeitig Landrat des Kreises Düren, d. Red.) mitbekommen…

… und dann werden T-Shirts mit „Besser als der FC Barcelona“ gedruckt?

Ja, vermutlich wird so etwas dann kommen (lacht).

Wurden Prämien für eine Pokal-Sensation gegen die Bayern ausgehandelt?

Ja! Wir als Mannschaftsrat haben mit unserem Präsidenten, der großer Bayern-Fan ist, verhandelt. Wenn wir gewinnen, dann scheppert es auf jeden Fall (lacht). Ins Detail will ich da jetzt aber nicht gehen.

Ihr Präsident scheint nicht wirklich an ein Wunder zu glauben, wenn er der Mannschaft eine so beträchtliche Siegprämie angekündigt hat.

Richtig überzeugt ist er offenbar nicht, dass wir es packen können – wir mussten nicht viel feilschen (lacht). Aber wenn ich Präsident wäre, würde ich auch sagen: Wenn ihr die Bayern schlagt, könnt ihr euch auf was gefasst machen.

Düren ist in der Mittelrheinliga mit drei Siegen aus drei Spielen in die Saison gestartet. Jetzt wurde noch Ex-FC-Profi Adam Matuschyk verpflichtet. Was kann man von Ihrer Mannschaft in der Saison erwarten?

Der Aufstieg in die Regionalliga West ist das große Ziel. Etwas anderes gibt es nicht. Der Druck kommt von oben – aber den machen wir uns auch selbst. Wir haben eine sehr große Qualität im Kader.

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