Fahren ohne FührerscheinDas Lügengerüst des Marco Reus

Marco Reus ist jahrelang ohne Führerschein unterwegs gewesen.
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Köln – Jahrelang war Marco Reus ohne gültige Fahrerlaubnis auf Deutschlands Straßen unterwegs – hauptsächlich in luxuriösen Sportkarossen. Eine Führerscheinprüfung hat der 25-Jährige nie abgelegt. Statt für die theoretische Prüfung zu büffeln und ein paar Fahrstunden zu nehmen, besorgte er sich stattdessen einen gefälschten Ausweis aus den Niederlanden. Im vergangenen Frühjahr wurde der Schwindel aufgedeckt. Der Dortmunder wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 540.000 Euro verdonnert. Das Resultat von insgesamt fünf Bußgeldbescheiden wegen überhöhter Geschwindigkeit.
Der Imageschaden ist immens, auch weil sich die logische Frage stellt: Wie konnte er seine Familie, Freunde und Teamkollegen jahrelang an der Nase herumführen?
Verschiedene Erklärungsvarianten
Mit diesem Rätsel hat sich „Der Spiegel“ beschäftigt. In der aktuellen Ausgabe wird das Lügengerüst des Mittelfeldspielers aufgedeckt. Und es zeigt sich: Reus war bei seinem Schwindel richtig kreativ. Er brachte verschiedene Varianten unter die Leute. Je nach dem was gefragt war.
Seiner Familie band er den Bären auf, dass er seinen Führerschein mit einer Kooperationsfahrschule in Holland gemacht hat. Die Borussia soll ihn dabei auch unterstützt haben, heißt es in dem Bericht.
In Gladbach erzählte er seinen Teamkollegen, dass er in seiner Heimatstadt Dortmund seine Prüfung abgelegt habe. Irgendetwas hatte ihnen Reus ja erzählen müssen. Zu Beginn seiner Karriere am Niederrhein war er noch immer nicht im Besitz des erforderlichen Dokuments gewesen. Damals, 2009, chauffierte ihn Tony Jantschke mit zum Training. Dem Magazinbericht zufolge fühlte sich der Shootingstar zunehmend unwohl in seiner Rolle auf dem Beifahrersitz. Auch weil ihn die Protzkarren der Kollegen reizten. Geld hatte er genug, nur keinen Führerschein.
Anstatt wie jeder andere Normalbürger eine Fahrschule zu besuchen, informierte er sich über zwielichtige Personen in seinem Umfeld, mit dem Ziel, sich auch ohne Lappen ans Steuer setzen zu können. Im Nu hatte er ein gefälschtes Dokument aus dem Nachbarland zur Hand und soll gleich den nächsten Autohändler aufgesucht haben.
„Keine ersichtliche Nervosität“
Dirk Hebel, sein Berater, wunderte sich ebenfalls, dass sein Klient plötzlich selber mit dem Auto vorfuhr. Reus soll ihm die gleiche Version erzählt haben, die er bereits seinen Gladbacher Kollegen aufgebunden hatte.
Es scheint so, als ob der BVB-Star der festen Überzeugung war, das leidige Thema Führerschein für immer aus seinem Kopf verbannt zu haben. Fünf Jahre fiel der Schwindel auch nicht auf - bis zur Verkehrskontrolle im vergangenen Frühjahr. Bei der entscheidenden Überprüfung soll er „keine ersichtliche Nervosität“ gezeigt haben. Nach einem halben Jahrzehnt entwickelt man eine gewisse Routine.
An einer Gefängnisstrafe schrammte der flinke Offensivspieler durch sein Fehlverhalten knapp vorbei. Reus war über diese Tatsache sehr überrascht und sei „aus allen Wolken gefallen.“ Dazu passt die Vermutung des Magazins, dass Reus mächtig Bammel vor dem theoretischen Fahrprüfungsteil gehabt haben soll. Diese habe ihn quasi überfordert.