KommentarRummenigges schlimmer Spruch vom „schwarzen Beckenbauer“

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Bayern-Profi David Alaba

  • Karl-Heinz Rummenigge hat David Alaba als „schwarzen Franz Beckenbauer“.
  • Doch der Bayern-Chef vergleicht ihn auf falsche Weise mit dem Idol von einst, kommentiert unser Autor. Denn die Hautpigmentierung ist nicht ausschlaggebend für fußballerische Klasse.
  • Und auch der Hinweis auf „Black lives matter" geht am Thema ziemlich weit vorbei.

Köln – Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, hat David Alaba als „schwarzen Franz Beckenbauer“ bezeichnet. Wir stellen uns jetzt mal ganz dumm und fragen: Warum hat er das getan? Offenbar, um dem Spieler zu schmeicheln. Wie alle wissen, war Franz Beckenbauer der beste deutsche Fußballer der letzten 50 Jahre, begnadet und elegant zugleich, neben Johan Cruyff der Inbegriff des europäischen Fußball-Genius. Offenbar ging es Rummenigge darum, einen wichtigen Spieler in harten Verhandlungen um eine teure Vertragsverlängerung gnädig zu stimmen. Deshalb hat er unter expliziter Erwähnung der Bewegung „Black lives matter“ David Alaba als „schwarzen Franz Beckenbauer“ bezeichnet.

Jetzt stellen wir uns noch dümmer und fragen: Was hat David Alabas Fußballkunst mit Franz Beckenbauers Hautfarbe und dem Tod von George Floyd in den USA zu tun? Die Antworten dazu müssen einzeln gegeben werden. Erstens: David Alaba ist einer der besten Verteidiger der Welt. Sein Wunsch, in die Riege der Bayern-Top-Verdiener aufzusteigen, folgt der Logik der Branche. Die Münchner müssen überlegen, ob sie das wollen oder nicht. Wenn nicht, spielt Alaba eben anderswo.

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Zweitens: Die Haut-Pigmentierung hat auf die fußballerische Leistung von Franz Beckenbauer keinen Einfluss gehabt. Hierfür verantwortlich waren eine einzigartige Kombination von motorischem Talent, Raumgefühl und Hingabe an das Spiel. Darüber verfügt auf eine etwas andere Weise auch David Alaba. Es wäre sehr leicht möglich gewesen, die komplexen Fähigkeiten dieser Fußballer ohne Erwähnung der Hautfarbe direkt miteinander zu vergleichen.

Drittens: Der gewaltsame Tod von George Floyd in den USA ist ein Beweis dafür, wie fern diese Welt den Idealen ist, die sie gern in feierlichen Reden und geschriebenen Texten predigt. Dieses zentrale Menschheitsproblem geht, auch wenn sich Karl-Heinz Rummenigge das vielleicht schwer vorstellen kann, über den Fußball und den FC Bayern weit hinaus. Die letzte Amtszeit des Bayern-Vorstandsvorsitzenden endet im Januar 2022. Zu sagen, dass es Zeit wird, wäre eine grobe Untertreibung.

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