KommentarHansi Flick belebt deutschen Fußball nach späten Löw-Jahren neu

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Hansi Flick am Sonntagabend während des Spiels gegen Armenien

Köln – Fußball, der begeistert. Was angesichts der deutschen Auftritte der späten Löw-Jahre wie eine Revolution klingt, soll der neue Maßstab der Nationalmannschaft sein: Das 6:0 über Armenien war Flicks Antwort auf die Frage, was möglich ist, wenn herausragend talentierte Fußballer als Gruppe auftreten, die ein gemeinsames, klar formuliertes  Ziel verfolgt.

Und was Flick als ehemaliger Trainer des FC Bayern und neuer Verantwortlicher der DFB-Auswahl als seine Aufgabe versteht: Ein viermaliger Weltmeister darf nicht mit Mitteln auftreten, die einzig dem Zweck dienen. Eine deutsche Elf muss taktisch, technisch und physisch Maßstäbe setzen. In jedem Spiel.

Initiative ist gefragt

Die Leute wollen schließlich sehen, wie die Nationalmannschaft die Initiative ergreift. Mit seinem Bekenntnis zum aktiven Fußball könnte es Flick schaffen, nicht nur die Zuschauer zu begeistern. Er könnte den deutschen Fußball auch international wieder auf die Landkarte bringen. Gefürchtet waren die DFB-Kicker hier und da durchaus noch. Doch als Vorbild taugte die Mannschaft schon lange niemandem mehr.

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Erfolg im Fußball ist die Summe kleiner, richtiger Entscheidungen. Flick hat das Spiel nicht neu erfinden müssen, ein paar klare Botschaften haben genügt, um loszuspielen, statt den Gegner wieder nur zu belauern und sich darüber selbst zu lähmen.

Eine Welt der Ausreden

Die Welt des Spitzenfußballs ist auch eine Welt der Ausreden. Ständig kommen Umstände in die Quere: Die körperlichen Belastungen, der ewige Druck. Und dann auch noch der Gegner, den es ja nicht mehr in klein gibt. Mit derlei Schutzbehauptungen kann dann sogar eine Mannschaft wie Frankreich erklären, lieber abzuwarten als zu attackieren. Und die Deutschen glaubten über Jahre, ihre Gegner mit Ballbesitz zermürben zu können, ohne einen Plan zu haben, wer zu welchem Zeitpunkt an welcher Stelle des Platzes etwas unternimmt.

Gewannen sie dann tatsächlich mal, war das die Folge einer taktischen Überlegenheit, die sich nur Eingeweihten erschloss  – und die wohl auch nur in den Köpfen jener Eingeweihten existierte.

Das hat sich offenbar vorerst geändert. Am Sonntagabend fragte sich jedenfalls niemand mehr, warum Deutschland nun gewonnen hatte. Initiativ, voller Überzeugung – so will die DFB-Elf das Publikum zurückgewinnen. Eine einfache, richtige Entscheidung.

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