KommentarDer Fall Serge Gnabry zeigt, wie gefährdet die Sport-Blase ist

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Serge Gnabry (rechts) beim letzten Training am Dienstag mit den Bayern-Kollegen. Danach wurde er positiv auf Corona getestet,

  • Ein positiver Tests des Nationalspielers gefährdete die Champions-League-Partie gegen Atlético Madrid.
  • Inmitten einer Welt zunehmender Ansteckung wird es schwerer, in der Abschottung virusfrei zu bleiben.
  • Nur mit eiserner Disziplin und Glück kann der Sport seine ehrgeizigen Zeitpläne einhalten.

Köln – Als Fußball-Nationalspieler Serge Gnabry am Abend vor dem Champions-League-Spiel der Bayern gegen Atletico Madrid positiv auf Corona getestet wurde, fehlte in keiner Erstmeldung das Wort „Schock“. Diese Übertreibung ist der Gesamtlage der Pandemie geschuldet, aber sie hält einer näheren Betrachtung nicht stand. Positive Corona-Tests gehören längst zum Alltag des Sports und bedeuten selten einen Ausfall des Betreffenden von mehr als drei Wochen.

Es sei angemerkt, dass es sich bei dieser Zielgruppe um die vermutlich widerstandsfähigsten Individuen der Menschheit handelt: Durchtrainiert, gepflegt und ständig unter ärztlicher Kontrolle. Dass schwere Covid-Verläufe hier selten zu beobachten sind, hat für die Allgemeinheit keine Aussagekraft.

Für den Sport geht von Corona eine andere, indirekte Bedrohung aus: Die Pandemie bringt das zerbrechliche Konstrukt der Blase, in der die Leistungen erbracht werden dürfen, in Gefahr. Obwohl mittlerweile ein negativer Test der Kollegen genügen kann, um eine Mannschaft wie den FC Bayern einfach weiterspielen zu lassen, wie es am Mittwochabend in München geschah, wird es bei dem vorhersehbaren Pandemieverlauf immer schwerer, die künstliche, weitgehend coronafreie Sport-Welt inmitten der infizierten, realen Welt am Leben zu erhalten. Vermutlich hatten die Bayern einfach Glück.

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Solange die Ansteckungszahlen weiter steigen, steht der noch funktionierende Weltsport auf tönernen Füßen und verlangt von seinen Darstellern eine eiserne Disziplin, die keine Kontakte außerhalb des absolut Nötigsten zulässt. Und selbst dann kann es Ansteckungen geben, wie der Fall des Basketball-Meisters Alba Berlin beweist. Auf der Reise zum Europapokalspiel nach Moskau wurden sechs Personen positiv getestet. Jetzt befinden sich alle in Quarantäne. Keiner weiß, wann weitergespielt werden kann. Das ist mittlerweile eine neue Sport-Normalität, aber für den Sport die einzige Chance, während der Pandemie weiter zu existieren.

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