KommentarRalf Rangnick trägt jetzt doch nicht Armani – das ist eigentlich schade

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Ralf Rangnick und Fans in Leipzig

  • Der schwäbische Fußball-Nerd und der AC Mailand wären ein lustiges Paar gewesen.
  • Die größten Erfolge hatte der Fußball-Trainer bei Klubs ohne Vergangenheit.
  • Man wird nie erfahren, wie das Rangnick-Konzept beim mondänen italienischen Groß-Klub funktioniert hätte.

Köln – Ralf Rangnick hat nach Monaten der Spekulation eine der bizarrsten Personaldiskussionen im europäischen Fußball für beendet erklären lassen. Nein, er werde nicht sportlicher Leiter des AC Mailand, ließ der Fußball-Lehrer über Berater Marc Kosicke ausrichten. Der Klub selbst ließ Taten sprechen und verlängerte den Vertrag des aktuellen Trainers Stefano Pioli.

Eigentlich ist das schade. Man hätte zu gern gesehen, was passiert wäre, wenn die verschiedenen Welten aufeinandergeprallt wären. Hier der kauzige Fußball-Nerd, dem die Durchdringung einer Organisation inklusive aller ihrer Mannschaften mit seiner Fußball-Idee über alles geht. Da der lombardische Groß-Klub, in dem sogar der Praktikant Armani trägt. Das wäre bestimmt lustig geworden.

Es ist schon schwer, sich Rangnick neben einem Fußball-Gott wie Paolo Maldini vorzustellen, den er quasi in seiner ersten Amtshandlung als Sportdirektor in Rente hätte schicken müssen. Noch schwerer ist es, sich auszumalen, wie der Deutsche den empörten Rossoneri, wie die Fans des rot-schwarzen Klubs genannt werden, ohne fundierte Kenntnisse der italienischen Sprache seine Vorstellung einer gemeinsamen fußballerischen Zukunft erklärt hätte.

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Mit einigem Recht hätte Ralf Rangnick auf seine strategischen Leistungen in Hoffenheim und Leipzig hinweisen können, wo er aus dem Nichts moderne Fußballsysteme installierte und damit Klubs ohne Vergangenheit in die Bundesliga führte und dort zu Spitzen-Teams machte. Es hätte übersetzt werden müssen, dass ein funktionierendes System immer den großen Namen schlägt, dass der Luxus eines Ballgewinns weit in des Gegners Hälfte das Prada des Fußballs sei und der Tagesablauf, die Ernährung und die Kontrolle aller Lebensbereiche der Profis ab sofort bis ins kleines Detail geregelt würden.

Die Fußball-Software des genialen Programmierers Rangnick wäre auf den AC Mailand überspielt worden. Sie hat in Hoffenheim und Leipzig wunderbar funktioniert. Allerdings hatten diese Klubs, bevor Rangnick kam, de facto nicht existiert. Den AC Mailand aber gibt es schon eine Weile. Er war lange Zeit der erfolgreichste Fußball-Verein der Welt. Und der eleganteste dazu.

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