Kommentar zu Gehaltsverzicht von FußballernEs geht schlicht um die Existenz

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Joshua Kimmich (links) und Leon Goretzka

  • Fußballprofis sind eine kleine Gruppe junger Männer, die deutlich mehr Geld verdienen als Großteile der Bevölkerung.
  • Doch wir brauchen keine politischen Parolen, um zu der Einsicht zu gelangen, dass die Fußballer in Zeiten einer Krise des aktuellen Ausmaßes nicht auf den letzten Euro ihres Gehaltes beharren sollten.
  • Einige Spieler spenden, andere verzichten auf Geld zugunsten ihres Vereins und dessen Mitarbeitern. Beides ist wichtig.

Köln – Die Diskussion um die soziale Verantwortung von Fußball-Profis, die viel Geld verdienen, währt nicht erst seit gestern. Und ihre Richtung ist eindeutig. Wir brauchen keine politischen Parolen, um zu der Einsicht zu gelangen, dass es schlecht wäre, wenn eine relativ kleine Gruppe privilegierter junger Menschen auf den letzten vertraglich zugesicherten Euro beharrt, während ein großer Teil der Bevölkerung um seine Existenzgrundlage und seine Gesundheit bangt.

Die Frage ist: Muss diese Gruppe zu einem generellen Gehaltsverzicht gezwungen werden? Und wie hoch soll der sein?

Dabei sollte man unterscheiden zwischen Spenden und der Angleichung von Einkommen in einer wirtschaftlichen Ausnahmesituation. Es ist schön, dass die Nationalmannschaft in kürzester Zeit  Millionen bereitgestellt hat oder Nationalspieler wie Joshua Kimmich und Leon Goretzka eine siebenstellige Summen für eine selbst ins Leben gerufene Initiative zur Bekämpfung des Virus gespendet haben. Das sind private Aktivitäten, die Solidarität zeigen und einen Vorbildcharakter haben können. Sie haben aber wenig zu tun mit dem Existenzkampf des Fußballs.

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Hier geht es um die Frage, auf wie viel Geld  Profis, die ihrem Beruf nicht nachgehen können, verzichten, damit ihre Vereine überleben können. Das entscheidet nicht nur über einen Wettbewerb nach halbwegs überstandener Krise, sondern auch über tausende Arbeitsplätze, die der Fußball den Menschen bietet, die ihn am Leben erhalten. Die meisten Stimmen, die aus den 36 Klubs der Deutschen Fußball Liga zu hören sind, überbringen die Nachricht, dass die Profis ihrer Verantwortung durchaus bewusst und bereit zum Verzicht seien.

Niemand weiß genau, ob das wirklich den Tatsachen entspricht. Aber wahr ist, dass davon das Überleben vieler Vereine vor allem in der 2. Bundesliga abhängen wird, die vermutlich monatelang ohne die gewohnten Einnahmen existieren müssen. Zuschauer wird es noch nicht geben können, wenn der erste Ball wieder rollt. Bis dahin sind auch große Teile der TV-Gelder gefährdet, die tragende Säule einer Klub-Finanzierung.  Gleichzeitig machen Spielergehälter im Durchschnitt etwa 40 Prozent des Etats in einem durchschnittlichen Verein aus.

Eine Notwendigkeit, der sich keiner entziehen können wird

Wenn eine zu große Gruppe von Profis sich kategorisch weigern würde, die Realitäten anzuerkennen, würde sie gegen ihre eigenen Interessen handeln. Jeder Klub, außer den ganz Großen, ist dem Tag seiner Pleite viel näher als es die Gruppe seiner  gut verdienenden Profis ist. Daraus ergibt sich eine Notwendigkeit, der sich  keiner entziehen können wird. Wer es dennoch versucht, wird vermutlich  selbst den Preis dafür bezahlen.

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