KommentarDer Fußball kann es sich nicht leisten, einen Tag länger als nötig zu warten

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DFL-Chef Christian Seifert

  • Die Bundesligen pausieren mindestens bis zum 2. April – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber noch länger.
  • Doch sollte es weitergehen, dann muss es weitergehen, am ersten Tag. Auch mit Geisterspielen.
  • Denn etwas anderes kann sich der Profifußball mit seinen zehntausenden Arbeitsplätzen nicht leisten.

Köln – Auf den ersten Blick sieht es so aus als hätten sich die Macher des deutschen Profi-Fußballs in eine Parallelwelt begeben, die mit der Realität einer Gesellschaft in der Viruskrise nichts zu tun hat. Der Beschluss der DFL, den Bundesliga-Betrieb bis 2. April ruhen zu lassen, mutet an wie Starrköpfigkeit. Die Ankündigung von weiteren Geisterspielen in der Zeit nach der Pause wie volksfernes Kommerzstreben. Die Reaktion der Basis ist Unmut. Aber die Dinge sind nicht so einfach zu verurteilen.

Am Tag des möglichen Weitergehens muss es weitergehen

Der 2. April bedeutet erst einmal nichts. Es ist ein Datum, das den Kampf ums Überleben der Vereine symbolisiert. Niemand weiß, wann es weitergehen kann. Aber alle wissen, dass es an Tag eins eines möglichen Weitergehens weitergehen muss unter den Umständen, die ein Weitergehen dann erlauben. Und wenn die Behörden der Meinung sein sollten, dass Fußballspiele im Profi-Bereich nur ohne Zuschauer möglich wären, dann könnte es sich der Fußball nicht leisten, auch nur einen Tag länger zu warten. Genauso, wie jeder direkt vom neuen Coronavirus in seiner Existenz bedrohte Wirtschaftszweig nicht damit warten könnte, die Geschäfte an Tag eins in einem dann möglichen Rahmen wieder aufzunehmen.

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Nichts anderes haben die 36 Vereine des deutschen Profi-Fußballs am Montag in Frankfurt verabredet. Sie sind dazu verurteilt, in Szenarien zu leben. Ihr Ringen um einen ordnungsgemäßen Abschluss dieser Saison, das die europäische Fußball-Union Uefa am Dienstag durch eine Verschiebung der geplanten Europameisterschaft realistisch machen muss, ist ein Kampf gegen ein drohendes Ligen-Chaos, das weitere Opfer nach sich ziehen würde. Es ist nicht so sehr die Frage, wer am Ende die Trophäen in seine Vitrine stellen darf, sondern ein Akt der sauberen, rechtlich unangreifbaren Einteilung: Wer erreicht die Champions League? Wer den Europapokal? Wer muss absteigen? Wer darf aufsteigen? Vor allem an den letzten beiden Fragen hängen viele Existenzen und Arbeitsplätze.

Die Romantik war das erste Virus-Opfer im Profifußball

Das erste Virus-Opfer im Profifußball war die Romantik. Sie kann nur gelebt werden, wenn die mit ihr verbundenen Vereine leben. Man sollte die Vereine nicht dafür verurteilen, dass sie ohne Erfahrungen im Umgang mit dieser Situation einen Weg für ein Überleben in dieser Krise suchen.  

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