Kommentar zum UltimatumManuel Neuers perfekte Fassade stürzt krachend ein

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Bayern-Kapitän Manuel Neuer

  • Manuel Neuers Ultimatum an den FC Bayern München über den Berater ist ungehörig.
  • Der Kapitän des Rekordmeisters sieht das Team vor allem als Vehikel für die Durchsetzung eigener Interessen.
  • Damit beweist Neuer Stillosigkeit. Ein Kommentar

Man muss sich den Berater im Profi-Fußball etwa so vorstellen wie ein zusätzliches, lebenswichtiges Organ im Körper des Spielers. Eine Existenz in dieser geldgetränkten Parallelwelt scheint für das kickende Individuum nicht möglich ohne den Berater, der die  Karriere eines Spielers gewinnbringend steuert.

Insofern kann ein Berater, wenn er im Namen des Klienten spricht, keine von ihm losgelöste Meinung äußern. Das wäre so, als würde ein Mensch sich distanzieren von dem, was sein Mund von sich gibt. Die Äußerungen des Beraters Thomas Kroth, der die Interessen des Torhüters Manuel Neuer vertritt, sind deshalb bemerkenswert. Seine  Botschaft in Neuers Namen lautet: Wenn ihr nicht schnell ein paar Weltklassespieler herbeischafft, mit denen ich die Champions League gewinnen kann, bin ich hier weg.

Manuel Neuer ist nicht mehr unantastbar

Das ist, da muss man dem Kritiker Lothar Matthäus recht geben, in vielerlei Hinsicht enttäuschend. Offenbar ist Manuel Neuer, der einst Unantastbare, nicht in der Lage, seinem Arbeitgeber dieses Ultimatum persönlich zu stellen. Das Ultimatum selbst zeigt, um was es ihm geht: um ihn selbst. Der Rest der Mannschaft ist nur ein Vehikel zur Durchsetzung eigener Ziele. Dafür ist auch das Mittel erschreckender Stillosigkeit recht, mit der die Partei Neuer hier vorgeht.

Und das bleibt am Ende der Hauptvorwurf. Gier und Egoismus sind wichtige Antriebskräfte auf dem Weg zum Erfolg, aber man muss sie nicht so schamlos zeigen wie der Kapitän des FC Bayern, dessen kunstvoll aufgebautes Image eines Teamplayers und Moralisten hier krachend zum Einsturz kommt.

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