Von 1954 bis 2014Die WM-Trikots im Wandel der Zeit

Bei der WM 1994 in den USA war das Trikot der deutschen Elf besonders bunt.
Copyright: Bongarts/Getty Images Lizenz
Köln – Vor jedem Fußball-Großereignis der Neuzeit präsentiert sich die deutsche Nationalmannschaft in einem neuen Gewand. Spätestens seit der Heim-WM 2006 ist das Trikot der Nationalelf nicht nur reine Spielkleidung. Mit großem Tamtam werden die neuen Outfits der Weltöffentlichkeit präsentiert. Sie repräsentieren immer ein Stück Zeitgeist. Bei den deutschen Fans bleiben die Entwürfe je nach Abschneiden des DFB-Teams in guter oder schlechter Erinnerung.
Gut eineinhalb Jahre brüten die Designer ein Konzept aus, wie sie die neuen Kleider der Nationalmannschaft gestalten sollen. Das war nicht immer so. Im klassischen weiß-schwarzen Dress errang die deutsche Nationalelf 1954 ihren ersten WM-Titel. Jahrzehntelang änderte sich an den deutschen Trikots wenig. Nur Nuancen wurden verändert. Auf den Schnürkragen folgte der Rundkragen, abgelöst vom V-Ausschnitt bis dann der Hemdkragen in Mode kam - sonst blieb alles beim Alten.
Farbe kam erst recht spät ins Spiel. Es mag an der fehlenden TV-Technologie (Schwarz-Weiß) gelegen haben, doch erst bei der WM-Endrunde 1986 in Mexiko wurden die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold ins Trikot integriert. Und dann wurde es richtig bunt, zum Teil auch grenzwertig. Die farbenfrohen Outfits beim WM-Triumph 1990 oder auch bei der enttäuschen Endrunde 1994 in den USA sind die besten Beispiele für ein verkorkstes Design. Ersteres konnte einen gewissen Kultstatus retten, weil Deutschland immerhin den Titel in Italien gewann.
Nach der Jahrtausendwende kehrten die Chefdesigner von adidas zu den Wurzeln der deutschen Tradition zurück. Sie sparten wieder an Farbe und setzten auf ein klassisches und schlichtes Design. Seit 2002 ähneln die Outfits an das Wunder von Bern oder den Endspielsieg im Münchner Olympiastadion 1974 gegen Oranje. Die neuste Kreation der DFB-Leibchen für die WM in Brasilien ist erneut bunt geworden. Ein knallroter Bruststreifen ziert das Trikot von Schweinsteiger und Co.
Verkaufsschlager 2006
Die Verkaufszahlen der Trikots sprechen für sich. Bei der Heim-WM 2006 avancierte das Jersey der Klinsmann-Truppe zum Verkaufsschlager. Damals gingen 1,5 Millionen Trikots über den Ladentisch. Ein Rekord, auf den adidas nicht vorbereitet war. Die Leibchen waren so begehrt, dass der größte Sportartikelhersteller mit der Produktion nicht hinterherkam. Auch die Nachfrage bei den Endrunden 2008, 2010 und 2012 konnte sich sehen lassen, erreichte aber nicht die Marke von 2006.
Das Shirt der deutschen Nationalelf ist inzwischen zu einem Symbol geworden. Spätestens seit dem Eklat des niederländischen Nationalspielers Ronald Koemann bei der EM 1988 in Deutschland ist klar - dieses Trikot ist mehr als nur ein Stück Stoff. Damals verlor das Team von Teamchef Franz Beckenbauer mit 2:1 das Halbfinale gegen Holland. Nach dem Schlusspfiff tauschte Olaf Thon mit Koemann das Leibchen. Und der Holländer zeigte anschließend, was er von den Deutschen hielt. Er tat so, als würde er sich mit dem DFB-Trikot den Hintern abwischen. Das Geschrei war groß.
Inzwischen wird jedes Outfit der deutschen Nationalmannschaft in den sozialen Netzwerken kritisch beäugt. Unmittelbar nach der Präsentation wird via twitter und Facebook heftig diskutiert. So auch im November 2013. Das wichtigste Kleidungsstück für den Sommer 2014 hat für das deutsche Volk einen enormen Stellenwert. Und die weiße Hose kam diesmal gar nicht gut weg.