Handball-EMSo stark sind Bilyk und seine Österreicher

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Unwirkliches Staunen: Mykola Bilyk (r.) und seine Österreicher haben den Favoirten Ungarn in der EM-Hauptrunde bezwungen.

Unwirkliches Staunen: Mykola Bilyk (r.) und seine Österreicher haben den Favoirten Ungarn in der EM-Hauptrunde bezwungen.

Österreich ist das Überraschungsteam der EM. Am Samstag trifft das Team von Topstar Mykola Bilyk auf Deutschland.

Fast zwei Meter groß ist Mykola Bilyk, die Rückraummaschine des THW Kiel und der österreichischen Nationalmannschaft, und nicht nur deshalb ist er ein besonders auffälliger Gesandter seines Nationalteams. 26 Tore hat Bilyk in bisher vier EM-Spielen erzielt bei 39 abgegebenen Würfen, das macht eine überzeugende Quote von rund 67 Prozent und zeigt, wie schwer dieser Mann zu stoppen ist.

Denn getroffen hat er bei dieser EM vor allem gegen Kroatien (28:28, sieben Tore) und gegen Spanien (33:33, acht Treffer), was dazu führte, das der iberische Mitfavorit schon in der Vorrunde ausschied, im Gegensatz zu Österreich. Das Überraschungsteam dieses vom Nachbarn Deutschland ausgerichteten Turniers startete dank des Punktgewinns gegen Kroatien mit einem Zähler in die Hautprunde, in der ihm im ersten Spiel gleich der erste Sieg gelang, 30:29 gegen die bis dahin in drei Spiele drei Mal erfolgreichen Ungarn, Bilyk (27) erzielte dabei erneut acht Tore und damit schon wieder die meisten seines Teams.

Besondere Brisanz

Österreich und Ungarn verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Das gilt auch für Österreichs Beziehungen zum nördlichen Nachbarland Deutschland. Was bedeutet: Besondere Brisanz ist am Samstag beim Aufeinandertreffen dieser beiden Teams (20.30/ARD) garantiert. Der deutsche Bundestrainer Alfred Gislason hatte sein besonderes Spiel schon am Donnerstag gegen sein Heimatland Island, er kann daher keine besondere zusätzliche Herausforderung im Namen des Gegners erkennen: „Diese sportliche Rivalität geht mich gar nichts an.“

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Gislason beschäftigt sich stattdessen viel mehr mit den Stärken dieses Teams, die er in der mannschaftlichen Geschlossenheit, der Unbekümmertheit und vor allem im Spiel ohne Torwart mit sieben Feldspielern sieht, eine besondere Spezialität der Österreicher, die sie gegen Ungarn 40 Minuten erfolgreich angewandt haben. Hinzu kommt: „Sie haben eine sehr gute Abwehr und bisher eine sehr gute Torhüterleistung gebracht.“

Den Spieler Bilyk kennt Gislason bestens. Als Trainer des THW Kiel hat Gislason den Österreicher im Alter von 18 Jahren verpflichtet, seither spielt er dort, bringt große Erfahrung in engen Spielen und Champions-League-Partien mit – und sei „ein phänomenaler Spieler mit einem großartigen Charakter“, der immer wieder Weltklasseleistungen zeige. Bilyk feierte den Sieg gegen Ungarn mit seinem Team ausgelassen, sogar die Fahrt im Bus nach der Partie war ein Ausflug der Freude, bei dem die Spieler vor lauter Begeisterung von innen an die Scheiben klopften.

Wir besitzen einen großen Teamspirit und verfügen über den Glauben, jede Mannschaft ärgern zu können
Mykola Bilyk

Nun gegen Deutschland in der Kölner Arena spielen zu dürfen, „ist ein Privileg“, sagt Bilyk, „auch wenn uns dort die Hölle erwartet“. Als Favorit sieht er sein Team im Match am Samstag nicht, doch Chancen rechnet sich Österreich schon aus: „Wir besitzen einen großen Teamspirit und verfügen über den Glauben, jede Mannschaft ärgern zu können.“

In der Heimat, in der Handball bisher keine große Rolle spielt, herrsche durchaus eine gewisse Euphorie, sagt Bilyk. Spiele mit seinem Nationalteam seien für ihn eine besondere Freude: „Wir haben einige verrückte Leute in der Mannschaft, die gerne träumen. Solche Menschen brauchst du, um Träume auch mal wahr werden zu lassen. Wir werden den Deutschen 60 Minuten einen starken Kampf bieten.“ Zu den verrückten Typen gehören eindeutig auch Lukas Hutecek (23) vom TBV Lemgo, ein erfolgreicher Werfer aus dem linken Rückraum, und Außenspieler Robert Weber, der bereits in Magdeburg und bei den Füchsen Berlin spielte. Er sagt in Bezug auf die Deutschen und die zu erwartenden Atmosphäre in der Lanxess-Arena: „Wir erstarren nicht vor Ehrfurcht.“

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