Die erste Pokalrunde wird von Rassismus-Vorfällen überschattet - Schalke und Kaiserslautern sind betroffen. Der Fifa-Boss setzt den DFB unter Druck.
„Untragbar“ und „entsetzlich“Infantino vom Rassismus im DFB-Pokal erschüttert

Christopher Antwi-Adjei vom FC Schalke 04 ist in Leipzig rassistisch beleidigt worden.
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„Untragbar“ und „entsetzlich“ - der Fifa-Boss ist erschüttert: Gianni Infantino hat die rassistischen Entgleisungen im DFB-Pokal schockiert registriert und als Konsequenz den Deutschen Fußball-Bund (DFB) unter Beobachtung gestellt. „Bei zwei DFB-Pokalspielen in Deutschland gab es untragbare Vorfälle“, sagte der Präsident des Weltverbands am Montag: „Das Spieler-Gremium, das als Teil der 2024 vom Fifa-Rat beschlossenen fünf Aktionsbereiche im Kampf gegen Rassismus gegründet wurde, wird sich mit dem Deutschen Fußball-Bund in Verbindung setzen und diese Vorfälle weiterhin genau beobachten.“
Am Sonntag war die erste Pokalrunde von rassistischen Vorfällen in Leipzig und Potsdam überschattet worden. Betroffen waren Profis der Traditionsklubs Schalke 04 und 1. FC Kaiserslautern. „Ich wiederhole mich und werde dies weiterhin tun: im Fußball gibt es keinen Platz für Rassismus oder jede andere Form der Diskriminierung“, sagte Infantino, der erst zuletzt die rassistischen Beleidigungen gegen Ghanas Nationalspieler Antoine Semenyo vom englischen Premier-League-Klub AFC Bournemouth im Spiel bei Meister FC Liverpool als „absolut inakzeptabel“ verurteilt hatte: „Es ist entsetzlich, dass es zum zweiten Mal in den letzten Tagen bei Fußballspielen zu rassistischen Beleidigungen gekommen ist.“
Laut Infantino stehe die „Fifa, das Spieler-Gremium und die gesamte Fußballgemeinde fest an der Seite der von diesen Vorfällen Betroffenen“. Den DFB nahm der Schweizer in die Pflicht: „Wir sind fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Spieler respektiert und geschützt werden, und dass die Wettbewerbsorganisatoren sowie die Strafverfolgungsbehörden entsprechenden Maßnahmen treffen.“
Der DFB hat derweil seine üblichen Mechanismen in Gang gesetzt. „Der Kontrollausschuss untersucht die Vorgänge und leitet Ermittlungen gegen die jeweiligen Vereine ein“, ließ der Verband auf SID-Anfrage wissen. „Rassismus und Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung haben im Fußball keinen Platz. Wir stehen für Vielfalt und Respekt. Und an der Seite der Betroffenen sowie derjenigen, die sich für unsere Werte einsetzen“, sagte Präsident Bernd Neuendorf.: „Entsprechend wurden im Nachgang der beiden DFB-Pokalspiele am Sonntag durch den DFB-Kontrollausschuss Ermittlungen eingeleitet.“
Schalker Christopher Antwi-Adjei rassistisch beschimpft
In Leipzig war Christopher Antwi-Adjei betroffen. „Ich bin kein Typ, der nach Hause geht und weint. Trotzdem finde ich das enttäuschend, dass man das in der heutigen Zeit noch immer vorfindet auf dem Platz“, sagte der Schalker, der beim Sieg des Zweitligisten bei Lok Leipzig (1:0 n.V.) von Teilen der Zuschauer zum Opfer gemacht wurde: „Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft nicht so häufig passiert.“
Nach rund einer Viertelstunde wurde der Flügelspieler bei einem Einwurf aus dem Publikum beschimpft. „Ich habe dem Linienrichter ein Signal gegeben, dass etwas vorgefallen ist“, sagte der 31-Jährige. Rund fünf Minuten wurde das Spiel unterbrochen. Eine Durchsage verurteilte diskriminierende Äußerungen, Antwi-Adjei wurde in der Folge dennoch wiederholt ausgepfiffen.
Sein Trainer Miron Muslic wählte daraufhin deutliche Worte. Was passiert sei, habe „nirgends etwas verloren“, sagte Muslic, der das Leipziger Publikum kritisierte: „Und das Schlimmste ist: Chris wird danach über 120 Minuten ausgepfiffen. Das kotzt mich an.“ Weitere rassistische Beleidigungen gab es wohl nicht, schließlich hätten sie Folgen gehabt. „Ich habe dem Schiedsrichter direkt signalisiert, dass wir so nicht weitermachen, wenn das nicht aufhört“, sagte Schalkes Kapitän Kenan Karaman.
1. FC Lok Leipzig entschuldigt sich bei Antwi-Adjei
Stunden später bat der Regionalligist in einem Statement um Verzeihung. „Selbstverständlich entschuldigen wir uns im Namen des gesamten 1. FC Lok Leipzig in aller Form bei Christopher Antwi-Adjei und dem FC Schalke 04“, hieß es vonseiten der Leipziger: „Rassismus in jedweder Form hat in keinem Stadion der Welt und überhaupt nirgendwo etwas zu suchen.“
Auch der FCK hat einen diskriminierenden Vorfall erlebt. Beim 7:0 (4:0) gegen RSV Eintracht in Potsdam wurde ein Auswechselspieler des Zweitligisten rassistisch beleidigt. Die Zuschauer beider Fanlager skandierten anschließend geschlossen gegen Diskriminierung. Der Klub will gemeinsam mit der Polizei den Täter ausfindig machen.
Lauterns Trainer Torsten Lieberknecht hatte einen „Vollidioten“ ausgemacht, wollte den Namen des betroffenen Profis aber nicht preisgeben. Angreifer Daniel Hanslik war fassungslos und forderte Konsequenzen: „So etwas gehört nicht in unsere Gesellschaft und auch nicht in den Fußball. Ich hoffe, dagegen wird vorgegangen.“ (sid)