Interview mit Turnier-Sponsor Szpyt„Wir würden gern in Köln bleiben“

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Szpyt dpa

Adam Szpyt, Geschäftsführer von bett1

  • Im Interview spricht Hauptsponsor Adam Szpyt über das Tennisturnier in der Kölner Lanxess-Arena.
  • Der erfolgreiche Unternehmer nimmt auch Stellung zur Zukunft des Sports in der Corona-Pandemie.
  • Sein Hund Barnie ist im Rahmen der Veranstaltung in Köln-Deutz berühmt geworden.

Herr Szpyt, Ihre Firma Bett1 ist Namenssponsor der beiden ATP-Turniere in Köln. Nur an den ersten beiden Tagen waren 800 Zuschauer in der Lanxess-Arena zugelassen, danach wurde Ihnen das von den NRW-Gesundheitsbehörden wegen eines zu hohen Corona-Inzidenzwertes in Köln untersagt. Wie fühlt sich das an? Adam Szpyt: Es ist verrückt, sehr bizarr. Es ist eine Halle mit bis zu 22000 Plätzen, 800 Zuschauer waren nicht einmal vier Prozent der Kapazität. Wir gehen jetzt durch die Gänge, sie sind alle leer. Das Leben ist raus. Es ist eine absurde Situation.

Absurd, weil man 800 Menschen hineinlassen kann, ohne ein Risiko einzugehen?

Genau, wir haben unser Hygienekonzept schon beim Tennis in Berlin gehabt für das Bett1-Aces (ein Showturnier im Juli, Anm. d. Red.). Zuvor war das Bett1-Open (ein WTA-Turnier). abgesagt worden, uns war es sehr wichtig, dass das Berliner Damen-Turnier einen Titelsponsor bekommt. So sind wir überhaupt ins Tennis eingestiegen. Ich finde es gut, ein Frauen-Turnier in Berlin zu haben. Frauen sind zu Corona-Zeiten leider im Tennis benachteiligt, da kaum WTA-Turniere stattfinden, das darf man nicht vergessen. Es finden noch einige Männer-Turniere trotz Corona statt. Die Frauenturniere sind dagegen überall abgesagt. Wir hätten in Köln gern zwei Wochen drangehängt und auch noch zwei Frauenturniere hier in der Arena veranstaltet.

Turnierdirektorin Barbara Rittner sagt, die WTA habe auf Ihre Anfrage nicht reagiert?

Dazu will ich mich nicht äußern. Es hat nicht geklappt, was sehr schade und enttäuschend ist.

Das erste ATP-Turnier in Köln ist mit dem Sieg von Sascha Zverev immerhin sportlich erfreulich verlaufen.

Ja, ganz toll. Er ist super sympathisch, und ich freue mich, dass wir wieder ein deutsches Gesicht im Tennis haben. Für das deutsche Tennis ist das ein großer, großer Sprung.

Wie groß ist die Enttäuschung, dass Zverevs Matches nicht vor Zuschauern stattfinden konnten?

Groß. Und es ist nicht nur die Enttäuschung. Man fühlt sich wie in einem Roman von Franz Kafka. Wir haben verschiedene Welten. Die Welt der Politik, die ängstlich ist. Was ich auch verstehe, es ist eine Pandemie, die man nicht unterschätzen darf. Gleichzeitig brauchen wir aber eine neue Normalität. Wir können Hygiene, unser Konzept war auch vom Kölner Gesundheitsamt genehmigt. Wir haben die Zuschauer gefragt, die hier waren, sie haben gesagt: Wir fühlen uns hier so sicher wie in unserem Wohnzimmer. Alle Tennisspieler und wir, die hier in Köln dabei sind, leben in einer Bubble, fast wie im Big-Brother-Haus.

Zur Person

Adam Szpyt (49), Unternehmer aus Berlin, gründete 2004 das Matratzenunternehmen Bett1. Er sponsert in Berlin das in diesem Jahr abgesagte WTA-Turnier Bett1 Open und ist Namenssponsor der beiden ATP-Veranstaltungen, die zurzeit in der Lanxess-Arena stattfinden, da in der Coronazeit kurzfristig zwei Lizenzen frei geworden sind. Sein ständiger Begleiter auch in der Halle ist Hund Barnie (4), eine weiße Promenadenmischung. (cm)

Wie sieht das aus?

Wir sind im Hotel, gehen nirgendwo aus, nicht ins Restaurant. Wir vermeiden Kontakte. Ich kann gerade noch mit meinem Hund Barnie Gassi gehen, das ist erlaubt. Das Hundefutter kauft aber im Supermarkt jemand anders für ihn. Unser Hygienekonzept funktioniert, in Berlin hatten wir keinen positiven Corona-Test. Wir sind ein High-Tech-Land und haben supereffektive Luftfilter, es gab Desinfektionsschleusen an den Eingängen. Es ist sehr traurig. Es besteht die große Gefahr, dass wir den gesamten professionellen Sport- und auch den Veranstaltungssektor verlieren. Man vergisst hier einen Wirtschaftszweig. Und das ist schlecht, Kultur und Sport sind wichtig für eine Gesellschaft.

Sie sponsern Sportveranstaltungen, um positive Zeichen zu setzen?

Ja. Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und gehen hier mit Millionenbeträgen hinein, ohne sie wäre das hier nicht möglich. Wir finden, die Menschen müssen sich trotz Pandemie treffen können. Interaktion ist wichtig, auch mit Abstand. Die Tennisspieler brauchen die Interaktion mit dem Publikum, wir sind soziale Wesen. Für die nur noch erlaubten 250 Zuschauer hätte der ganze Aufwand keinen Sinn mehr gemacht. Das Sicherheitskonzept, die Reinigung, alles. Die verkauften Tickets hätten auch vorher schon nicht die Ausgaben dafür gedeckt. Jetzt sitze ich hier allein mit Barnie und bin der einzige Zuschauer.

Ihr Hund scheint ein gelassenes Gemüt zu haben? Er bellt nicht, versucht nicht, Bälle zu fangen.

Ja, er liegt da ganz locker neben mir. Es gab nur einen Fall, da kam Daniel Altmaier in einem Match direkt auf ihn zu, und er hat gebellt, weil er sich erschrocken hat. Barnie kommt aus Ungarn, er war dort drei Jahre im Tierheim. Kurz vor Corona kam er über eine Tierschutzorganisation nach Berlin.

Der Hund ist hier schon berühmt geworden, er läuft mit Kamera durch die Halle und hat Zverev zum Sieg gratuliert. Soll es einen Film geben, Tennis aus Barnies Sicht?

Klar. Barnie hat einen dienstlichen Instagram-Account, Bett1 Barnie. Zverevs Hunde haben ihn auch schon geliket, zwei süße Pudel. Sie treffen sich auch im Hotel und mögen sich.

Besteht die Chance, dass Sie die ATP-Lizenzen auch für das kommende Jahr erhalten?

Ich denke schon. Wir würden gern hier in Köln bleiben, wir lieben Köln. Ich bin als Student immer schon zum Karneval hierhergefahren.

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Deshalb haben Sie sich auch ein Schloss in Köln gekauft, das Weißhaus?

Es ist eine lange Geschichte. Drei Jahre haben die Vorbesitzer, die Erben, mit der Stadt Köln und dem Land verhandelt und sind zu keinem Ergebnis gekommen. Dann haben es die Erben auf den freien Markt gegeben, und dann haben wir gesagt: Ein Schloss in Sülz, in so exponierter Lage, das ist es. Wir haben jetzt allerdings das Problem, dass es sehr viele Risse im Gebäude gibt. Ob es durch die Schule verursacht worden ist, die daneben gebaut wird, wissen wir nicht, es wird alles geprüft. Es ist ein wunderschönes Gebäude. Wir haben etwas vor damit, die Stadt kann gespannt sein. Vielleicht werden wir dort etwas für Künstler machen, denn es muss weitergehen. Nicht nur im Sport-, auch im Kunstbereich.

Das Gespräch führte Christiane Mitatselis.

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