Applaus zum EndeLöw stellt zum Abschied ein Comeback in Aussicht

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Löw in Wolfsburg

Joachim Löw (grauer Mantel) mit Spielern der DFB-Elf vor dem Spiel in Wolfsburg.

Wolfsburg – Im grauen Herbstmantel schritt Joachim Löw freudig durch das Spalier seiner Weltmeister um Lukas Podolski, dann klatschte er die aktuellen Nationalspieler ab und genoss die „Jogi“-Sprechchöre von den Rängen. 135 Tage nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer wurde der Weltmeister-Coach in einer kleinen, aber feinen Zeremonie in Wolfsburg offiziell aus dem DFB-Team verabschiedet.

„Es war nicht immer ganz einfach, weil nach so vielen Jahren und der langen Reise musste ich Abstand gewinnen und einiges verarbeiten, das letzte Turnier war für uns alle enttäuschend“, sagte Löw vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein bei RTL: „Aber jetzt geht es mir wieder gut, und ich freue mich auf Fußball.“ Sogar so sehr, dass er gleich ein Comeback in Aussicht stellte: „Das ist durchaus vorstellbar. Die Lust und die Motivation kommt allmählich zurück.“

Wehmut ist auch dabei

Nach den Feierlichkeiten vor 26.000 Zuschauern in der VfL-Arena schaute sich Löw das Spiel auf der Tribüne an. Wie ein ganz normaler Fan beklatschte er die Tore. „Für mich ist es ein ungewohntes Terrain“, sagte er ein wenig wehmütig, „die letzten 17 Jahre war ich immer unten und in der Kabine.“

Alles zum Thema Frank-Walter Steinmeier

Von Wegbegleitern und Anhängern verabschiedete er sich in einem emotionalen Brief. Wenn er zurückblicke, „sehe ich nicht den goldenen WM-Pokal“, schrieb er, sondern die vielen „Begegnungen und Gespräche, die ich für immer in mir tragen werde“.

Großes Lob von Flick

Für Hansi Flick ist Löw „der beste Bundestrainer, den wir je hatten“. Mit seinem einstigen Chef wollte er nach dem Spiel im Teamhotel „ein Glas Rotwein trinken“ - so wie in guten, alten Zeiten.

Die Fans ehrten Löw mit einem großen Fan-Plakat: „Mit högschder Disziplin zum Weltmeistertrainer.“ Neben Löw wurden auch seine langjährigen Assistenten Andreas Köpke und Thomas Schneider, Chefscout Urs Siegenthaler sowie Teamarzt Josef Schmitt verabschiedet.

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Mit Löw sei „ein Ruck durchs Fußballland gegangen“, meinte nicht nur Miroslav Klose: „Jogi war und ist ein großer Trainer.“ Und so ist nicht nur Thomas Müller „gespannt, wie es bei Jogi berufsmäßig weitergeht“. Der Bayern-Profi hofft, dass sein Ex-Trainer „etwas findet, das ihm die Erfüllung gibt, die er sucht“.

Auch die Fußball-Prominenz, die nicht nach Wolfsburg gekommen war, zollte dem Rekord-Bundestrainer (198 Spiele, 124 Siege) aus der Ferne großen Respekt. „Der Jogi“, sagte Franz Beckenbauer in Sport Bild, „hat den schönen Fußball repräsentiert.“ Löws Vorgänger Jürgen Klinsmann schwärmte: „Überall redet man voller Hochachtung über die Entwicklung des deutschen Fußballs – und das ist vor allem sein Verdienst.“

Steinmeier mit warmen Worten

Ähnlich warme Worte hatte Löw bereits beim gemeinsamen Mittagsessen vor einer Woche im Schloss Bellevue mit Frank-Walter Steinmeier vernommen. Löw sei ein „Erneuerer und Visionär“, der sich auch „um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das Ansehen unseres Landes in der Welt“ verdient gemacht habe, sagte der Bundespräsident.

Im Vorfeld hatte sich DFB-Direktor Oliver Bierhoff gegen die Kritik gewehrt, dass ein besserer Zeitpunkt für die Verabschiedung verschlafen worden sei. Man habe den Neustart von Flick nicht überlagern und Löw den selbst gewollten Abstand geben wollen, erklärte er. Zudem seien die Ränge coronabedingt im Spätsommer noch nicht voll gewesen. (sid)

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