Kommentar zur Tour de FranceZweifel sind logisch, aber es ist kompliziert

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Zieleinfahrt von Jumbo-Visma: Das dänische Team feiert seinen Helden und Toursieger Jonas Vingegaard (2.v.l.)

Zieleinfahrt von Jumbo-Visma: Das dänische Team feiert seinen Helden und Toursieger Jonas Vingegaard (2.v.l.).

Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar lieferten sich über weite Strecken der Tour ein surreales Duell. Das kommt nicht von ungefähr.

Mittlerweile ist es Standard, dass Bergetappen der Tour de France keine surreal langen Ausflüge über Gipfelpässe mehr sind, sondern klar unter der 200-Kilometer-Grenze enden, meist sogar bei einer Marge von gut 150 Kilometern. Insofern haben sich die Tour-Chefs doch von ihrem in der Hochdopingphase geäußerten, vermeintlich sakrosankten Standpunkt gelöst, nichts an den Anforderungen der Tour ändern zu wollen, weil es ja egal sei, wie lange ein Fahrer für eine Etappe brauche. Beziehungsweise: Dann brauchen die als sauber gedachten Profis eben länger als die gedopten.

Das ist ein wichtiger Punkt innerhalb der nun oft angestoßenen Debatte um Rekorde von Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar bei den Bergauffahrten dieser Tour-Ausgabe. Jeder Form von Skepsis ist gleichwohl bei einem surrealen Bergaufsprint-Duell angebracht, wie es die beiden weit vom Rest des Feldes entrückten Topfahrer dieses Mal so geboten haben.

Tour de France: Tüfteln, bis der Kontrolleur kommt

Allerdings ist es eben auch ein Fakt, dass sich ein finaler Pass leichter und schneller bewältigen lässt, wenn zuvor erst 120 Kilometer absolviert wurden und nicht 220 über noch mehr Hügel. Zur Erinnerung: Jan Ullrich gewann 1997 die Etappe nach Andorra-Arcalis dank einer sehr schnellen Bergauffahrt nach 253,5 Kilometern und fast acht Stunden Fahrtzeit. Bei den aktuellen Bergetappen sind die Profis gut vier Stunden weniger unterwegs.

Zudem ist Vingegaards Jumbo-Visma-Team mit hochklassigen Trainingswissenschaftlern und Ernährungsberatern besetzt, die Mannschaft ist dafür bekannt, alle möglichen Details zu hinterfragen und mit bisweilen neuartige Lösungen anzubieten. Auch das darf gleichwohl skeptisch betrachtet werden, denn wer viel tüftelt, der kann auch viel finden, von dem Doping-Kontrolleure noch nichts wissen.

Doping: Zweifel sind weiterhin angebracht

Ein Beispiel: In Sachen Nahrungsergänzung setzt Jumbo-Visma auch auf umstrittene, allerdings erlaubte Ketone, die leistungsfördernd wirken können. Allerdings betonte Teamchef Richard Plugge, dass Vingegaard keine Ketone einnehme.

Kurzum: Ja, es gibt bisweilen Erklärungen für Phänomene. Und ja, Zweifel sind weiterhin angebracht, nicht nur im Radsport natürlich, was eine Verklärung von Helden erschwert. Denn die wahre allumfassende Transparenz erhält ein Sportpublikum leider nicht, in keiner Sportart.

KStA abonnieren