Haie-Geschäftsführer„Wollen die Lücke zu Berlin und Mannheim schließen“

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Wintergame2019

Das Wintergame 2019 entschied die Düsseldorfer EG für sich.

  • Haie-Geschäftsführer Philipp Walter über die Saisonziele, Freiluftspiele und seine Erwartungen an die Stadt Köln.

Köln – Herr Walter, die Haie haben ins Team investiert und zehn Spieler verpflichtet, was in den letzten beiden Jahren mit Corona-Zuschauerrestriktionen so nicht möglich war. Was wollen Sie sportlich in der Saison 2022/23 erreichen?

Wir wollen eine Mannschaft aufs Eis bringen, mit deren Leistung und Auftreten sich die Menschen identifizieren können. Wir sind sehr ehrgeizig und wollen die Lücke zu Klubs wie Berlin, Mannheim und München schließen – Schritt für Schritt. Wir gehen in eine sehr besondere Saison. Der KEC ist im August 50 geworden. Dieses Jubiläum ist für uns und unsere Fans etwas Spezielles. Wir fühlen uns mehr denn je verpflichtet, die Menschen zu begeistern.

Philipp Walter

Philipp Walter

Gesellschafter Frank Gotthardt sprach bei der Jubiläumsgala davon, dass es schön wäre, in den nächsten drei Jahren einen Titel nach Köln zu holen. Ist das als Vorgabe des Chefs oder nur als Wunsch zu verstehen?

Das ist unsere gemeinsame Vision. Unser langfristiges Ziel ist es in Köln, wieder um die Meisterschaft mitzuspielen. Dazu braucht es einen Plan, einen langen Atem, gute strategische Entscheidungen und die richtigen Leute auf den richtigen Positionen.

Befürchten Sie, dass es in der neuen Spielzeit noch einmal Zuschauerrestriktionen geben könnte?

Es darf keine Zuschauerverbote mehr geben. Dafür gibt es keinerlei Grundlage. Sport, Kultur, Eventbranche und Gastronomie mussten in den letzten zweieinhalb Jahren zu oft für Symbolpolitik herhalten. Wir sollten mehr über die Fragen diskutieren, welchen Wert der Sport für Menschen in Krisen haben kann, wie er Gesundheit fördert, wie er Menschen zusammenbringt, wie er Lebensfreude schenkt, wie er sich für Nachhaltigkeit, ein soziales Miteinander, Teambuilding und Nachwuchsförderung einsetzt. Es braucht mehr hörbare und mutige Stimmen, die das benennen. Möglicherweise waren wir da in der Corona-Krise zu leise. Das wird nicht nochmal so sein.

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Es stehen nicht nur Spiele in der Lanxess-Arena an, sondern auch das Winter Game und zwei weitere Freiluftspiele in Müngersdorf. Mit welchen Mehrkosten kalkulieren Sie angesichts der steigenden Energiekosten?

Das können wir noch nicht präzise beziffern. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, sehr verantwortungsvoll zu planen. In allen Bereichen – bei den Open-Air-Spielen, in der Arena und in der Trainingshalle – geht es darum, klug und nachhaltig zu analysieren, Potenziale zu finden und einzusparen. Wir haben eine interne Task Force hierfür gegründet, bei der wir auch auf die Unterstützung unseres Partners Rhein-Energie bauen.

Haben Sie Angst, als Energieverschwender beschimpft zu werden?

Da wir Energie nutzen und nicht verschwenden, würde dieser Vorwurf ins Leere laufen – außer es ginge darum, billigen Applaus zu erheischen. Ich bin überzeugt davon, dass Populismus, Aktionismus und Hysterie keine guten Ratgeber sind. Wir nutzen Energie, um das Überleben des KEC zu sichern. Den eingetragenen Verein mit 250 Kindern und Jugendlichen sowie einer großen Frauenabteilung und das mittelständische Unternehmen mit knapp 100 Angestellten. Bei den Freiluftspielen am 22. Dezember und am 8. Januar und beim Winter Game am 3. Dezember erzeugen wir die Energie über eigene Generatoren selbst. Wir werden die Freiluftspiele unter das Motto der Vielfalt unserer Gesellschaft stellen, Aktionen und Workshops anbieten und versuchen, wichtige Botschaften an die Menschen zu senden. Die Kölner Haie – und der Sport im Allgemeinen – stehen für so viel mehr als dafür, einen Puck oder einen Ball ins Tor zu schießen. Der Wert für die Gesellschaft, vor allem für Kinder und Jugendliche, ist sehr, sehr hoch.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich für die Haie vonseiten der Stadt Köln?

Die Beantwortung dieser Frage könnte ich mir leicht machen und über zu wenig Unterstützung schimpfen. Das wäre mir zu billig. Was mir in Köln fehlt, ist das klare, geschlossene Bekenntnis zum Sport und das entsprechende lösungsorientierte Handeln daraus. Es gibt an vielen Stellen richtig gute Leute, die Ahnung haben, zugewandt und kompetent sind, wie Sportdezernent Robert Voigtsberger oder das Sportamt. Die politischen Prozesse, um wirklich Verbesserungen zu erreichen, sind aber brutal dicke Bretter. Ich kann nur sagen: Wir bohren weiter, gemeinsam mit der Allianz der Kölner Sports.

Das Gespräch führte Christiane Mitatselis

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