„Wir schieben die Haie nicht einfach ab, nein!“Helene Fischer in Köln verhindert Eishockey-Spiel

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Eröffnung Impfzentrum / Drive In
Lanxess Arena Köln Deutschland
23.11.2021
Stefan Löcher
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Eduard Bopp Sportfotografie
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Hatte schlaflose Nächte: Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena

Der übervolle Konzertkalender der Arena sorgt für Probleme bei den Spielen der Kölner Haie. Ein Interview mit Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher.

Am Dienstag (14. März 2023) starten die Kölner Haie in die DEL-Play-offs. Gegner im Viertelfinale sind die Adler Mannheim. Das Team von Trainer Uwe Krupp startet auswärts, am Freitag steht dann das erste Heimspiel an. Sollten die Haie ein sechstes Spiel am 26. März benötigen, können sie es nicht in der Lanxess-Arena bestreiten, da die Halle an diesem Tag mit einem Helene-Fischer-Konzert belegt ist.

Herr Löcher, der Klub müsste in diesem Fall nach Krefeld ausweichen. Wie ist es dazu gekommen?

Stefan Löcher: Herausfordernd war es schon immer, mit unserem langjährigen Partner, den Kölner Haien, die Play-off-Spiele zu sichern. Wir reden über März und April, die beiden in der Lanxess-Arena mit am stärksten nachgefragten Monate. Es war und ist unfassbar schwierig, 24 potenzielle Spieltage zu blocken. Für eine Multifunktionsarena wie die Lanxess-Arena ist das eigentlich unmöglich, ohne Konzerte zu verlieren. Und wir wissen auch: So großartig war das in den vergangenen Jahren mit den Playoffs der Haie nicht. Wir haben stets 24 Termine freigehalten und dadurch viele Konzerte verloren. deshalb argumentieren wir auch seit 24 Jahren gegenüber der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), dass der „Best-of-Seven“-Modus für die Lanxess-Arena im Grunde nicht darstellbar ist.

Bis jetzt hat es trotzdem immer funktioniert, warum diesmal nicht?

Es gab in der Vergangenheit schon Doppelbelegungen, die wir irgendwie noch lösen konnten. Man muss das große Ganze sehen: Wir haben die Arena wegen Corona zwei Jahre schließen müssen und haben 300 Nachhol-Konzerte, mit denen wir erst letztes Jahr im März begonnen haben. Auch in diesem Jahr müssen wir viele Konzerte unterbringen, dazu sind wir vertraglich verpflichtet. Und ich möchte es positiv formulieren: Es ist ein riesiger, gemeinsamer Kraftakt und auch ein kleines Wunder gewesen, dass wir die reguläre Saison mit den 28 Heimspielen der Haie in dieser speziellen Situation überhaupt gemeinsam mit dem KEC und der DEL gestemmt haben. Man muss die weiteren Parameter sehen, es ist alles nicht einfacher geworden.

Sie sprechen von Energiekosten?

Ja, die sind um etwa drei Millionen Euro im Jahr gestiegen. Alles ist teurer geworden, die Kosten sind durchschnittlich um etwa 40 Prozent gestiegen, für Security, Reinigung, Aufbau und so weiter. Eishockey ist für uns kein großer Wirtschaftsfaktor, sondern ein starker emotionaler Faktor. Um Eishockey abbilden zu können, bzw. aufs Jahr gesehen privatwirtschaftlich arbeiten zu können, brauchen wir Konzerte. Welttourneen sind naturgemäß terminlich begrenzt flexibel. Dass die Haie im Viertelfinalspiel sechs ausweichen müssten, tut uns für die treuen Fans sehr leid. In diesem schwierigen Gesamtkontext haben die Haie die Herausforderungen gemeinsam mit uns aber hervorragend bewältigt. Alle waren kompromissbereit, auch die DEL.

Die Spiele der Haie bringen der Arena trotz eines Zuschauerschnitts von mehr als 13 000 keine Gewinne?

Wir machen mit den Haien keine Verluste, es ist aber eine ganz andere Dimension als bei Konzerten. Nicht falsch verstehen: Wir schieben die Haie deshalb nicht einfach ab, nein! Es ist vielmehr so: Weil wir die Haie umsetzen und beherbergen wollen, müssen wir in der Mischkalkulation viele Konzerte durchführen, denn wir haben gewaltige Kosten zu decken.

Es gab viel Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte
Arena-Chef Stefan Löcher

Hätte nicht die Möglichkeit bestanden, das Spiel der Haie zwischen den Konzerten in einer nicht komplett umgebauten Arena mit reduziertem Publikum durchzuführen?

Nein, denn die Produktion von Helene Fischer ist so riesig und technisch komplex, dass so etwas absolut unmöglich ist. Sie können mir glauben: Wir haben alles geprüft und getan und gehen damit nicht leichtfertig um. Es gab viel Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte.

DEL-Spielplan der Kölner Haie 2023/24 schon sehr weit

Ist das potenzielle sechste Viertelfinal-Spiel der einzige Termin, der nicht frei ist? Oder gibt es in späteren Playoffrunden weitere Kollisionen?

Nein, die Playoffs sind sonst komplett abgebildet. Es wird in Zukunft auch wieder ein bisschen einfacher. Wir sind schon recht weit mit dem Haie-Spielplan für die nächste Saison.

Werden Sie, falls das Spiel in Krefeld zustandekommen sollte, Busse oder einen Sonderzug chartern, um die Haie-Fans dorthin zu bringen?

Das ist eine gute Frage. Darüber muss ich mit unserem Partner, den Haien, sprechen.

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