Das Team von Headcoach Javan Lenhardt tritt mit einer nahezu komplett veränderten Mannschaft zur ELF-Auftaktpartie in Berlin an.
FootballCologne Centurions starten Neuaufbau mit alten Bekannten

Javan Lenhardt, Headcoach der Cologne Centurions
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Die Vorbereitung auf die am Wochenende beginnende Saison in der ELF (European League of Football) ist für die Cologne Centurions alles andere als optimal verlaufen. Dass die Kölner am Sonntag bei Berlin Thunder (13 Uhr) dennoch in ihre fünfte Spielzeit starten und am 31. Mai im Südstadion ihre Heimpremiere feiern, grenzt an ein Wunder.
Nachdem sich das Team und der Trainerstab aus dem Vorjahr fast vollständig aufgelöst hatten, das Management von der Bildfläche verschwunden und keine Spielstätte für die neue Saison bekannt war, suchte die Liga nach Rettern, um die Blamage des nächsten eingestellten Standortes zu verhindern. „Senior Advisor“ Kirk Heidelberg, der vor 25 Jahren als Coach die Cologne Crocodiles zur Meisterschaft führte und der erste Cheftrainer der Centurions war, der ehemalige Defense Coordinator Javan Lenhardt als Headcoach und Ex-Profi Quinten Pounds als Offense Coordinator bemühen sich seither um den Neuaufbau.
Das Team der Cologne Centurions hat mit dem des Vorjahres kaum etwas gemeinsam
An einen umfangreichen personellen Umbruch vor Saisonbeginn sind die Centurions zwar gewöhnt, doch so extrem wie in diesem Jahr war es noch nicht. Das neue Team hat mit dem des Vorjahres kaum noch etwas zu tun. Mit den beiden US-Stars, Quarterback Isaiah Weed und Wide Receiver Carlos Hill, sowie dem deutschen Runningback Gerald Ameln verloren die Kölner nicht nur ihre drei Topspieler in der Offensive. Fast die gesamte Mannschaft samt Trainerteam quittierte den Dienst.
Aus den USA sind Wide Receiver Austin Osborne, Cornerback Shedrick Kirk sowie die beiden Linebacker Jai Jackson und Alex Alteus geholt worden. Bei der Auswahl ihres wichtigsten US-Imports hatten die Centurions indes kein Glück: Quarterback Jeremy Moussa sollte der neue Star der Mannschaft werden. Vom ehemaligen Spielmacher der Florida A&M University haben sich die Centurions vor wenigen Tagen jedoch getrennt. „Es gab verschiedene Differenzen mit Moussa. Er mochte hier einige Sachen nicht und wir sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, besser sofort getrennte Wege zu gehen. So haben wir noch die Chance, möglichst schnell einen neuen Quarterback zu holen“, erklärte Javan Lenhardt.
Es gab verschiedene Differenzen mit Moussa. Er mochte hier einige Sachen nicht und wir sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, besser sofort getrennte Wege zu gehen
Headcoach Lenhardt suchte nach einem Ersatz und wurde rechtzeitig fündig. Am Freitag landete der neue Quarterback aus den USA in Köln: Keegan McCormack-Reamer, der 2024 in der NFL-Draft unberücksichtigt blieb, soll die Lücke füllen. Der 1,90 Meter große Amerikaner mit haitianischen Wurzeln spielte früher für die Virginia University of Lynchburg und gab letztes Jahr ein kurzes Gastspiel in Münster.
Zumal nach der vergangenen Saison Zweifel aufkamen, ob die Centurions zu ihrer fünften Spielzeit überhaupt antreten würden, haben sich die begehrtesten Akteure aus der Region längst anderweitig verpflichtet. Weil es die besten deutschen Spieler eher zum Champion Rhein Fire, zu Frankfurt Galaxy oder zu Stuttgart Surge zieht, mussten die Kölner ihren Kader größtenteils mit talentierten Spielern aus der zweiten Reihe auffüllen. Obendrein sorgte Ende März die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Köln gegen die Cologne Football Betreiber GmbH für Verunsicherung bei potenziellen Zugängen.
Als neuer „Owner“ der Centurions fungiert Senad Mecavica, der von Februar bis Mai 2024 bereits als Geschäftsführer der nun insolventen GmbH geführt wurde. Der Mitte April als Co-Eigentümer verkündete Investor Kevin Tewe hat sich inzwischen wieder zurückgezogen.
Und weiteres Ungemach droht, denn nach Informationen dieser Zeitung ist bei der Staatsanwaltschaft Köln ein Strafantrag gegen die verantwortlichen Personen der Cologne Football Betreiber GmbH – unter anderem wegen des Verdachts der vorsätzlichen Insolvenzverschleppung – eingereicht worden.
Eine Adresse in Köln hat die Gesellschaft übrigens aktuell nicht, die Post geht zur ELF-Zentrale nach Unterföhring. Alle Heimspiele tragen die inzwischen in Pulheim trainierenden Centurions wieder im Kölner Südstadion aus. Gegner des Teams aus der „West Division“ sind dort die Raiders Tirol (31. Mai), Wroclaw Panthers (14. Juni), Paris Musketeers (29. Juni), Berlin Thunder (13. Juli), Frankfurt Galaxy (19. Juli) und Stuttgart Surge (9. August).