Trotz des 33:39 gegen Krefeld und seiner Roten Karte feiern die Zuschauer den Kapitän in dessen letztem Spiel.
HandballWürdiger Abschied für Christopher Wolf vom Longericher SC

Christopher Wolf (rechts), Kapitän des Longericher SC, mit seinem Teamkollegen Lukas Martin Schulz.
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Als Christopher Wolf am Samstagabend in der Sporthalle der Carl-von Ossietzky-Gesamtschule das Spielfeld verließ, dürfte er kurz vor der Reizüberflutung gestanden haben. Der Longericher SC hatte zum Abschied seines Kapitäns die Wände mit mehreren Postern des langjährigen Leistungsträgers dekoriert. Der 32-jährige Handballer blickte sich nach dem 33:39 (16:20) in der Dritten Liga Süd-West gegen die HSG Krefeld also immer wieder selbst ins Gesicht, während die Zuschauer laut und ausdauernd applaudierten.
Der Beifall wäre wohl auch am Montag im Kölner Norden und darüber hinaus noch zu hören, wenn die Verantwortlichen ihn nicht nach mehreren Minuten unterbunden hätten. Die Karriere von Wolf ist nach 25 Jahren bei seinem Klub, davon 16 in der ersten Herrenmannschaft, in jeder Hinsicht würdevoll zu Ende gegangen.
Fans des Longericher SC verabschieden vier Spieler
Es passte ins Bild, dass es zum Ausklang eine Rote Karte für den Abwehrchef gab, die allerdings nicht sinnbildlich für die übertriebene Härte stand, die er in seiner Laufbahn regelmäßig an den Tag gelegt hätte. Viel mehr war sie ein letztes prägendes Beispiel dafür, dass Wolf mit höchstem Einsatz weder sich noch andere zu schonen pflegte, wenn es um den Erfolg seines Teams ging. Zur Not auch auf Kosten der eigenen Gesundheit – massive Probleme am Knöchel zwingen ihn zum Rücktritt. „Christopher ist ein Vollblut-Sportler. Ein Spieler, wie man ihn sich wünscht“, hatte Trainer Christian Stark schon in den vergangenen Wochen stets betont, bevor er ihm auch nach dem Duell mit dem souveränen Spitzenreiter „über 45 Minuten eine überragende Defensivleistung“ bescheinigte.
Zum Sieg hat es für den Routinier und seine Teamkollegen dennoch nicht gereicht. Allerdings hat die Mannschaft die Niederlage schnell verschmerzen können, zumal der Gegner nicht nur nach Ansicht von Stark „klargemacht hat, dass er über einen Kader verfügt, in dem jeder Spieler Zweitliganiveau hat.“ Die von großen Emotionen getragene Stimmung in der ausverkauften Halle trübte das Resultat nicht, im Gegenteil. Die Fans feierten nicht nur Wolf, sondern auch Joscha Rinke, Dustin Thöne und Elvan Kromberg, die den Klub ebenfalls verlassen.
Auch die übrigen Spieler durften sich für eine herausragende Saison gewürdigt fühlen, die mit der zweitbesten Bilanz der zehnjährigen Drittligazugehörigkeit des LSC endete. Gegen Krefeld bewiesen die Kölner noch einmal ihre kämpferischen Qualitäten, als sie sich nach einem frühen 0:6-Rückstand auch dank der Tore ihrer besten Werfer Lukas Martin Schulz und Loic Kaysen (jeweils zehn) noch einmal auf 20:21 heranarbeiteten (35.). Ohne den wegen einer Lebensmittelvergiftung kurzfristig ausgefallenen Jonas Kämper mangelte es aber sowohl an Substanz als auch am Glück, um für eine Überraschung sorgen zu können. Tränen hat deshalb am Samstagabend niemand vergossen. Wegen des Abschieds von Wolf dagegen schon.
Longericher SC: Babic, Kull; Wörmann (2), Pyszora (4), Richter (1), Gerfen, Niehaus (2), Unbehaun (4), Wolf, Schulz (10/4), Kaysen (10), Dibowski, Rinke.