Interview

SpVg-Trainer Jonas Wendt im Interview
„Für Porz spielen Jungs, denen Geld nicht so wichtig ist“

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Jonas Wendt, Trainer der SpVg Porz

Jonas Wendt, Trainer der SpVg Porz

Der Trainer des Kölner Mittelrheinligisten spricht über das Erfolgsrezept der Mannschaft und seine Pläne für die Zukunft.

Herr Wendt, hinter den Fußballern der SpVg Porz liegt die erste Mittelrheinliga-Spielzeit, die nicht im Abstieg endet. Wie groß ist Ihr Anteil am größten Erfolg der Vereinsgeschichte?

Das sollen andere bewerten. Als ich das Team 2018 übernommen habe, waren wir in der Bezirksliga ein Wackelkandidat. Dann sind wir nach einem unvergesslichen Jahr Meister geworden. In der Landesliga haben die Saisonabbrüche wegen der Pandemie die Entwicklung gebremst, aber wir haben es geschafft, uns als Topteam zu etablieren. Der Aufstieg im vergangenen Sommer war dann die Krönung. Das war für mich und den Verein sensationell. Kar, dass ich da auch Aktien drin habe. Es galt, einen schlagkräftigen Kader trotz eines extrem niedrigen Etats zusammenzustellen. Daran hatte ich sicherlich meinen Anteil.

Was war in dieser Spielzeit der Schlüssel zum Erfolg?

Uns ist es gelungen, ein Team mit passenden Charakteren zu formen. Für Porz spielen Jungs, denen Geld nicht so wichtig ist, die andernorts deutlich besser verdienen könnten. Sie tun das, weil sie wissen, was sie an dem Verein und an mir haben. Es ist wie eine Familie. Die Spieler kommen gerne ins Trainerbüro, in die Kabine und auf den Platz. Und im Training und bei den Spielen legen sie totale Leidenschaft an den Tag. Das lebe ich vor. Ich bin eben in jeder Hinsicht ein leidenschaftlicher Typ. Und das scheint anzustecken (lacht).

Welcher Ihrer Spieler hat Sie besonders beeindruckt?

Ich hebe ungern einzelne Jungs hervor. Wir kommen übers Kollektiv. So haben wir es gemeinsam geschafft, Verletzungssorgen und Sperren zu trotzen. Wir mussten beispielsweise immer wieder die Viererkette umbauen. Klar merkt man das an der hohen Anzahl von Gegentoren. Unterm Strich hat es jedoch so gut funktioniert, dass wir vorzeitig die Klasse gehalten haben.

Sie haben mal über die eigene Spielerlaufbahn gesagt, Sie hätten Ihr Talent „verrock’n‘rollt“, also nicht genutzt, weil sie nicht seriös genug gelebt haben. Wie bringen Sie Ihre Spieler zum akribischen Arbeiten und einem leistungsgerechten Lebenswandel?

Das ist zwar eine andere Generation, die Jungs machen mir aber nichts vor. Ich würde es merken, wenn einer nicht mitzieht und der wäre schnell nicht mehr dabei. Außerdem brauchen die Jungs ja nicht die Fehler zu machen, die ich gemacht habe. Wenn ich früher vor einem Spiel bis tief in die Nacht in Clubs unterwegs war, war das natürlich nicht gerade leistungsfördernd. Deswegen habe ich es verbockt. Aus meinem Weg können die Spieler also lernen.


Zur Person: Jonas Wendt (41) coacht die SpVg Porz seit 2018. Damals spielte das Team noch in der Bezirksliga. Der Aufstieg in die Landesliga gelang 2019. Seit vergangenem Sommer spielt der Klub aus dem Rechtsrheinischen in der Mittelrheinliga. Dort glückte nun der Klassenerhalt. Wendt spielte für den Nachwuchs des 1. FC Köln und lief später für die Reserve in der Regionalliga. Der gebürtige Leipziger, der 1986 als Dreijähriger nach Köln kam, war auch für den SC Fortuna Köln und Viktoria Köln am Ball. Er betreibt ein Stehcafé in Köln-Nippes.


Wie sieht denn der Sommerfahrplan bei der SpVg Porz aus?

Wir gehen jetzt direkt in die Pause. Nach dem Aufstieg hatten wir eine zu kurze Sommerpause, obwohl wir mental extrem platt waren. Jetzt nehmen wir uns knapp zwei Monate Zeit zum Runterfahren und Erholen. Vom 1. Juli werden die Spieler anhand von Trainingsplänen an ihrer Fitness arbeiten, am 16. Juli geht es dann zurück auf den Platz.

Sind größere personelle Veränderungen geplant?

Nein. Wir werden die Mannschaft zusammenhalten. Alle Spieler, die wir halten wollten, sind weiterhin dabei. Einzige Ausnahme ist Ibuki Noguchi. Der strebt vollkommen zu Recht Höheres an. Er war ein Glücksgriff für uns, es ist okay, wenn er sich nun neu umschaut. Nach Verstärkungen werden wir uns wie gewohnt in unteren Ligen nach jungen Spielern umsehen, die klar im Kopf, ehrgeizig und talentiert sind. Und mit Daniel Spiegel haben wir bereits einen der besten Verteidiger der Mittelrheinliga über persönliche Kontakte von Bergisch Gladbach 09 zu uns lotsen können. Er kann flexibel in der Viererkette eingesetzt werden.

Bleiben Sie auf lange Sicht in Porz oder welche Aufgabe würde Sie als Trainer noch reizen?

Wir halten das ganz locker. Anfang Januar haben wir gesprochen und eine weitere Saison vereinbart. Das schafft wichtige Klarheit, denn 80 Prozent der Spieler machen ihren Verbleib von mir abhängig. Ich kann für mich nur sagen, dass es mir hier immer noch Spaß macht und ich mich augenblicklich nicht woanders sehe. Was nach der nächsten Saison kommt, weiß ich nicht. Solche Pläne können andere Trainer gerne schmieden. Ich will im Hier und Jetzt das Maximale erreichen. Das ist mein Weg.

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