KommentarDie Handball-WM in Ägypten ist verantwortungslos

Training der deutschen Nationalmannschaft in der Hassan Moustafa Sports Hall.
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Kairo – Trotz der Corona-Pandemie beginnt am Mittwoch in Ägypten eine Handball-WM, die in ihrer Verantwortungslosigkeit weitreichende Folgen haben könnte. Durch die infektionsbedingte Absage der Teams aus USA und Tschechien und die unübersichtliche Infektionslage vor Ort droht sie endgültig zur gefährlichen Farce zu werden.
Der Größenwahn dieser WM, die um jeden Preis stattfinden soll, hat auch mit der Person von Hassan Moustafa zu tun, der seit mehr als 20 Jahren Chef des Welthandballs ist. Sein Machtgebaren wurde 2008 legendär, als er in den Skandal um das Spiel Südkorea gegen Kuwait im Jahr verwickelt wurde. Kurzfristig ausgewechselte Schiedsrichter, so hieß es, sollten Kuwait zur Olympia-Qualifikation verhelfen.
Zynik vom DHB-Präsidenten
Nun möchte sich der 76-Jährige sich mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land offensichtlich ein Denkmal setzen. Die Veranstaltung wurde lange vor der Pandemie von 24 auf 32 Teams aufgebläht, was ihre Durchführung jetzt unglaublich kompliziert macht. Bis zuletzt waren sogar Spiele vor Zuschauern geplant, ehe die Proteste der Teams erhört und Fans verbannt wurden.
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Doch auch in Deutschland brodelt es. Die harten Worte des Nationaltorhüters Wolff an die Kollegen, die eine Reise zur Weltmeisterschaft wegen Gesundheitsrisiken ablehnten, haben für viel Unverständnis gesorgt. DHB-Präsident Michelmann machte es nicht besser, als er angesichts der Gesundheitsbedenken der Profis zynisch von der „sensibelsten Handball-Nation der Welt“ sprach.
Bis Ende Januar sind die Augen der Sportwelt nach Nordafrika gerichtet. Sollte diese Weltmeisterschaft tatsächlich im Chaos enden, könnte das ernsthafte Folgen für die Fußball-EM und Olympischen Sommerspiele haben.