Kommentar zum EM-AusDas U21-Debakel trifft den zerrütteten DFB ins Mark

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U21-Nationalspieler Yannik Keitel und Finn Ole Becker nach dem EM-Aus.

U21-Nationalspieler Yannik Keitel und Finn Ole Becker nach dem EM-Aus.

Sportdirektor Rudi Völler wurde Zeuge des traurigen Status Quo der deutschen U21-Auswahl. Besser sind wir nicht. Punkt.

Das Aus der deutschen U21-Nationalmannschaft in der EM-Vorrunde wäre für sich genommen schon ein Alarmzeichen. Der höchsten Junioren-Auswahl kommt als Indikator für den Ausbildungszustand im deutschen Fußball hohe Priorität zu.

Und selbst wenn die beiden besten unter 21-Jährigen – Jamal Musiala und Florian Wirtz – schon im A-Team spielen, bestätigen sich hier die Befürchtungen der letzten Jahre. Hier wird wenig Talent kommen, das dem deutschen Fußball im Wettbewerb um höchste Titel weiterhilft.

Peinlichkeiten begannen schon vor Monaten

Das alles wäre vielleicht als Unfall weniger Jahrgänge abzutun, wenn das Drama nicht einen Verband im offensichtlichen Zustand der Zerrüttung träfe. Der DFB unter dem aufrechten, aber mit der Führung und Organisation dieses Kolosses in Spitze und Breite überforderten Präsidenten Bernd Neuendorf gibt in jeder Hinsicht ein beklagenswertes Bild ab.

Das begann mit dem peinlichen Einknicken in der Regenbogen-Frage bei der WM in Katar. Setzte sich fort bei der Unfähigkeit, die richtigen Schlüsse aus dem Vorrundenaus bei dieser Weltmeisterschaft zu ziehen. Und gipfelte im Wunsch, eine Taskforce altbekannter Gesichter möge die Zauberformel finden.

Mehr als die Installation des deutschen Helden Rudi Völler als Handaufleger ist allen nicht eingefallen. Obwohl sich der Weltmeister von 1990 sehr ins Zeug legt und in Interviews und Auftritten fast täglich das Gute im deutschen Fußball beschwört, nehmen die Dinge ihren Lauf. Auch die Reise zur U21-EM nach Batumi ans Schwarze Meer hat den Verfall nicht aufgehalten.

70 Prozent der Deutschen sind gegen Bundestrainer Hansi Flick

Aus dem Glücksbringer Völler wurde ein Zeuge des traurigen Status Quo. Der Unfähigkeit, Teams aus Israel und Tschechien zu schlagen, folgte die Demütigung durch England, in der ein Klassenunterschied sichtbar wurde. Besser sind wir nicht. Punkt.

Ein Jahr vor EM-Beginn treffen den DFB solche Erkenntnisse ins Mark. Dass sich in einer neuen Umfrage 70 Prozent der Deutschen einen anderen Bundestrainer als Hansi Flick wünschen, macht die Sache nicht besser. Das Problem ist jedoch, dass jetzt erst einmal alle in den Urlaub fahren. Und hoffen, dass die Dinge besser sein werden, wenn er vorbei ist. Leider heißen die nächsten Gegner Japan und Frankreich. Oder sagen wir: gottseidank. Denn nach diesen Spielen wird Selbstbetrug nicht mehr möglich sein. Wofür die Zeit dann noch reicht, ist eine andere Frage.

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