Kommentar zur Formel 1Hamilton und Verstappen folgen einem wahnsinnigen Drehbuch

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Lewis Hamilton (links) und Max Vestappen in Saudi Arabien

Köln – Das Finale im Hochgeschwindigkeitszirkus Formel 1 steuert auf einen Höhepunkt zu, wie man ihn seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Rekordweltmeister Lewis Hamilton und Herausforderer Max Verstappen werden nächsten Sonntag in Abu Dhabi punktgleich ins letzte Rennen gehen. Die Schlacht zwischen dem Imperium Mercedes und seinem Rivalen Red Bull bekommt ihren verdienten Klimax. Seit Monaten war die Auseinandersetzung auf und neben der Strecke auf eine Weise eskaliert, die an die goldenen Zeiten von Michael Schumacher und seinen Rivalen Damon Hill und Jacques Villeneuve erinnerte.

Ein Rennen wie das auf dem eingemauerten Kurs in Saudi Arabien hatte es aber auch damals nicht gegeben. Niemals zuvor war eine Strafe für offensichtliche Regelverletzung vor den Augen und Ohren eines Weltpublikums ausgehandelt worden wie der Preis für einen Teppich in den Basaren und Souks des Morgenlandes. Allerdings wäre auch der perfideste Strafenkatalog in dieser Auseinandersetzung an seine Grenzen geraten. Minütlich wurden unter Gefahr für Leib und Leben aller Beteiligten Grenzen überschritten und Regeln übertreten. Nie hatte man als Zuschauer mehr den Eindruck, Teil eines bizarren Plots zu sein, den ein halluzinierender Drehbuchautor unter Rauschmitteln verfasst hatte.

Bevor wir jetzt die moralischen Fragen nach Sportsgeist, Rennfahrer-Ethos und dem Preis stellen, den eine Formel-1-Weltmeisterschaft haben darf, sei an folgende Tatsache erinnert: Im Frühjahr erscheint die vierte Staffel der Netflix-Serie „Drive to survive“, die das Drama der laufenden Formel-1-Saison im Auftrag des Formel-1-Mutterkonzerns Liberty Media nachzeichnet. Die ersten drei Staffeln zu je zehn Folgen waren sehr erfolgreich und haben das jahrelang nachlassende Interesse an der Formel 1 messbar gesteigert. Ihre Episoden trugen Titel wie „Geld regiert die Welt“, „Rasende Bulls“, „Blut, Schweiß und Tränen“. Und da der Mensch so konstruiert ist, dass gleichbleibende Sinnesreize seine Aufmerksamkeit für ein Thema schnell erlahmen lassen, wird es eine Steigerung geben müssen. Diese kann, weil es sich um eine Real-Life-Doku handelt, nur aus dem echten Leben kommen.

Die Folgen sehen wir seit Wochen an den Endgeräten. Niemand kann behaupten, dass es langweilig ist.

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