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Leverkusens Hochspringerin Bianca Stichling„Es ist mein Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen“

Lesezeit 4 Minuten
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Bianca Stichling wechselte 2020 aus Weinheim nach Leverkusen. 

Die BWL-Studentin spricht über ihre Ziele bei den Deutschen Meisterschaften in Dortmund und ihre langfristigen Pläne.

Frau Stichling, im vergangenen Jahr haben Sie für manchen Beobachter überraschend erstmals die nationalen Wettbewerbe im Hochsprung dominiert. Welche Gefühle löst bei Ihnen der Gedanke aus, nicht mehr Jägerin, sondern Gejagte zu sein?

Bianca Stichling: Mich spornt das an. Ich will schließlich meine Meistertitel verteidigen, sowohl in der Halle als auch draußen. Das Drumherum bei Wettkämpfen wird sicherlich ein wenig anders. Man wird als Deutsche Meisterin schon vom Hallensprecher anders vorgestellt. Das kenne ich bisher nur aus anderer Perspektive. Aber ich freue mich darauf. Angst macht mir der Gedanke daran im Moment jedenfalls nicht.

Wie sehr hat es Sie gewurmt, nach den deutschen Hallen- und Freiluft-Titeln bei der öffentlich sehr intensiv beachteten EM in München in der Qualifikation ausgeschieden zu sein?

Im ersten Moment war ich auf jeden Fall sehr enttäuscht. Zumal 1,87 Meter für den Einzug ins Finale gereicht hätten. Ich hatte schon Anfang der Saison in Garbsen mit 1,90 Meter eine persönliche Bestmarke aufgestellt, habe daran im Sommer nicht mehr wirklich anknüpfen können und wollte es gerne bei der EM nochmal zeigen. Das hat nicht geklappt. Mit etwas Abstand ist meine Enttäuschung aber verflogen. Im Nachhinein bin ich sogar megahappy, dort überhaupt dabei gewesen zu sein. Gerechnet hatte ich mit einem EM-Start nämlich vor der Saison nicht.

Schürt das Erlebnis Ihren Ehrgeiz?

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Bianca Stichling sicherte sich 2022 sowohl in der Halle als auch im Freien den DM-Titel.

Die Saison hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass mehr drin ist, dass ich mich weiterentwickeln und höher springen kann. Und die Stimmung in München hat Lust gemacht, so ein Event noch einmal zu erleben und dann im Finale zu stehen. Es war hoffentlich nicht meine letzte EM.

Zunächst steht die Hallen-DM in Dortmund an. Was ist dort für Sie möglich?

Bis jetzt war ich bei den Meetings noch nicht so gut in Form. Mein Jahresbestwert liegt bei 1,83 Metern. Im Training klappt es dagegen ganz gut. Ich bin im Anlauf deutlich schneller geworden. Diese Geschwindigkeit im Absprung in Höhe umzusetzen, fällt mir noch schwer. Ich denke, bis Dortmund werde ich das aber in den Griff bekommen.

Grundsätzlich ist die höhere Geschwindigkeit aber doch eine gute Voraussetzung für höhere Sprünge, oder?

Allmählich bekomme ich mehr und mehr mit, was die Olympischen Spiele  für die Athleten bedeuten, welche Leistungen dort gebracht werden
Bianca Stichling

Es gibt durchaus unterschiedliche Philosophien. Wir sind aber davon überzeugt, dass es für mich das Richtige ist. Bei Übungen im Training schaffe ich es schon, die höhere Geschwindigkeit umzusetzen. Das zeigt, dass ich es kann. Ich muss einfach schneller denken, alle Abläufe schneller hinbekommen. Es braucht etwas, um das zu verinnerlichen.

Wer dürften Ihre größten Rivalinnen in Dortmund werden?

Christina Honsel springt im Moment sehr konstant und hat schon 1,90 Meter geschafft. Imke Onnen und Marie-Laurence Jungfleisch haben erst wenige Wettkämpfe absolviert. Ich bin gespannt, wie die Meisterschaft verläuft.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie?

Die meisten Leichtathleten müssen schauen, dass sie in der Sportförderung bleiben, um den Lebensunterhalt, Miete und Semestergebühren bestreiten zu können
Bianca Stichling

Ich würde gerne irgendwann die Zwei-Meter-Marke knacken. Das gelingt nicht vielen. Und selbstverständlich ist es mein Traum, mal an Olympischen Spielen teilzunehmen. Als Kind habe ich die Spiele immer am Fernseher verfolgt. Allmählich bekomme ich mehr und mehr mit, was dieses Event für die Athleten bedeutet, welche Leistungen dort gebracht werden. Olympia wird also präsenter. Und Paris 2024 ist relativ nahe.

In der Rubrik Hobby geben Sie auf der Bayer-Homepage das Treffen von Freunden an. Wie viel Zeit bleibt Ihnen dafür zwischen Training und BWL-Studium?

Um ehrlich zu sein, nicht allzu viel Zeit. Zum Glück habe ich es nicht weit bis zur Trainingsstätte und viele Freunde wohnen ebenfalls in der Nähe. Das eröffnet die Chance, spontan etwas zusammen zu machen, zu quatschen und Zeit zu verbringen. Meine Bekannten aus der Schulzeit leben großenteils noch in Weinheim, die sehe ich seltener. Aber wenn ich zu Hause bin, treffen wir uns eigentlich immer.

Beneiden Sie Sportler in anderen Disziplinen, die besser verdienen und sich ganz auf ihre Karriere konzentrieren können?

Die meisten Leichtathleten müssen schauen, dass sie in der Sportförderung bleiben, um den Lebensunterhalt, Miete und Semestergebühren bestreiten zu können. Vielleicht ist es manchmal ein wenig unfair, dass andere Sportler mit weniger oder gleichem Einsatz mehr verdienen, aber wirklich beneiden tue ich niemanden.

Täuscht der Eindruck oder braucht es neben guten Leistungen auch lockere Sprüche und den ständigen Kontakt mit den Medien, um als Leichtathletin in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden?

Ich denke, die meisten Athleten mit großer medialer Beachtung haben sich diese mit super Leistungen verdient. Manche geben sich auch Mühe, sich in Szene zu setzen. Es steht ja jedem frei, das zu tun. Mein Weg ist das nicht. Ich bin eher zurückhaltend, wenn ich nicht in meinem vertrauten Umfeld unterwegs bin.