Finalsieg gegen FrankreichZwei FC-Talente dabei – Deutsches U17-Team ist Fußball-Weltmeister

Lesezeit 4 Minuten
Bilal Yalcinkaya (l), aus Deutschland und Fayssal Harchaoui, aus Deutschland, jubeln.

Bilal Yalcinkaya (l), aus Deutschland und Fayssal Harchaoui, ausDeutschland, jubeln.

Beim Finale in Indonesien gewann das Team im Elfmeterschießen.

Deutschlands U17-Fußballer haben ihr WM-Märchen nach einem dramatischen Elfmeterschießen mit dem Titel vollendet. Torhüter Konstantin Heide parierte im Nervenkrimi gegen Frankreich gleich zweimal, ein weiterer Versuch ging beim finalen Wahnsinn über das Tor. Nach zwei deutschen Fehlschüssen erlöste der Dortmunder Almugera Kabar mit dem 4:3 im Elfmeterschießen den Deutschen Fußball-Bund mit dem ersten Weltmeisterschaftstriumph in dieser Altersklasse. „Wir sind Europa und Weltmeister“, sagte Trainer Christian Wück. „Ich bin unheimlich stolz, diese Mannschaft trainieren zu dürfen.“ Auch der 1. FC Köln sendete Glückwünsche, besonders an die beiden jungen FC-Spielern Fayssal Harchaoui und Justin von der Hitz.

Bei der Neuauflage des EM-Finales am Samstag in Surakarta wurde es beim 2:2 nach 90 Minuten nach Toren des Dortmunders Paris Brunner (29. Minute/Foulelfmeter) und von Barça-Spieler Noah Darvich (51.) durch einen Gegentreffer von Saimon Bouabré (53.) immer spannender - erst recht in Unterzahl nach Gelb-Rot für Winners Osawe (69.). Nach dem 2:2 durch Mathis Amougou (85.) rettete sich das deutsche Team mit letzter Kraft ins Elfmeterschießen. Dort nahm der Fußball-Wahnsinn seinen Lauf.

Keine Niederlage bei der EM, ungeschlagen bei dieser WM

Bastien Meupiyou scheiterte an Heide, Nhoa Sangui traf die Oberkante der Latte. Auf deutscher Seite scheiterten Eric da Silva Moreira und Brunner. Als auch das Elfmeterschießen in die Verlängerung ging, war Heide dann für Tidiam Gomis zu stark.

Keine Niederlage bei der EM, ungeschlagen bei dieser WM in Indonesien - eine hoffnungsvolle DFB-Generation krönte ihre spannende Geschichte mit dem überschwänglich bejubelten Erfolg im Manahan Stadium. Die Auswahl von Nationaltrainer Christian Wück demonstrierte gegen die Grande Nation eine leidenschaftliche Leistung und durfte sich wieder auf Einzelkönner verlassen. Erstmals jubelte ein Europameister auch als Weltmeister.

Ich habe den Jungs gesagt, sie machen sich unsterblich.
Nationaltrainer Christian Wück

„Ich habe den Jungs gesagt, sie machen sich unsterblich. Es ist ein unglaubliches Glücksgefühl“, sagte Wück bei RTL nach dem letzten Spiel, das das Team in dieser Konstellation zusammen bestritt.

Wie bei seinem Siegtreffer gegen Spanien im Viertelfinale und seinem großen Auftritt beim Elfmeterkrimi gegen Argentinien im Halbfinale war auf die Torgefahr von Brunner auch diesmal verlass. Sicher verwandelte er einen nach langem Videostudium gegeben Strafstoß. Nach dem 2:0 von Darvich warfen sich die Kollegen im Gefühl des WM-Titels auf den Torschützen. Frankreich schlug fast postwendend zurück und ließ Deutschland lange leiden.

In den WM-Tagen in Südostasien überzeugte das Team um Brunner mit individueller Klasse, mannschaftlicher Geschlossenheit und den von ihrem Trainer gerne angeführten „deutschen Tugenden“. Nach tristen Auftritten der A-Nationalmannschaft verzückten die Teenager Fußball-Deutschland auf dem Weg ins Endspiel - und dort bei 26 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent erst recht. 11 000 Kilometer von der Heimat entfernt riss der Nachwuchs im Stile einer Turniermannschaft mit.

Heide lieferte als Keeper in seiner Spezialdisziplin Elfmeter

Im ersten deutschen Endspiel in dieser Kategorie seit 1985, damals wurde noch mit U16-Teams gespielt, übernahm die Mannschaft um Kapitän Darvich vom FC Barcelona von Beginn an die Initiative. Brunner & Co. hatten in der ersten Spielhälfte offensiv die besseren Momente, defensiv wurde vor Elfmeterheld Heide entschlossen verteidigt. Der Keeper der SpVgg Unterhaching hatte erneut den Vorzug vor dem zuletzt kranken und noch nicht wieder komplett fitten Stammtorwart Max Schmitt (FC Bayern) erhalten. Glänzend parierte Heide immer wieder - und seine Spezialdisziplin Elfmeterschießen genoss er regelgerecht.

FIFA-Präsident Gianni Infantino lauschte vor dem 1:0 im Stadionrund, was das zweiminütige Videostudium von Schiedsrichter Espen Eskås ergeben hatte. Elfmeter für Deutschland, verkündete der Referee nach einer kniffligen Szene. Bilal Yalcinkaya vom Hamburger SV war von Aymen Sadi zu Fall gebracht worden, mögliche Abseitspositionen mussten auch gecheckt werden. Der in diesem Jahr als bester Spieler des Jahrgangs geehrte Brunner übernahm Verantwortung. Das BVB-Supertalent, das zuletzt im Verein wegen eines Vorfalls suspendiert war, verwandelte da noch sicher. Später verließ auch ihn das Glück.

Nach dem Seitenwechsel nahm das Finale noch mehr Fahrt auf. Nach Toren beider Teams kassierte der Leipziger Osawe die Gelb-Rote Karte (69.). Im Gegensatz zur klaren Überlegenheit der deutschen Mannschaft in Durchgang eins machte nun Frankreich viel Druck, drängte mehr und mehr auf das nächste Tor. Wie gegen Argentinien entwickelte sich ein Krimi - und wieder beeindruckte Deutschland mit Nervenstärke. (dpa)

KStA abonnieren