Heimkehr eines großen TalentsWie es Lucas Cueto zu Viktoria Köln verschlug

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Lucas Cueto (l.) bei einer Trainingseinheit von Viktoria Köln

  • In der vergangenen Woche unterschrieb Lucas Cueto (24) einen Vertrag bei Viktoria Köln. Mit seinem neuen Verein hat er Großes vor.
  • Der gebürtige Kölner hat in seiner Karriere schon viel erlebt, unter anderem reiste er 2014 mit dem 1. FC Köln ins Trainingslager und wäre auch fast in der Bundesliga zum Einsatz gekommen.
  • Wie die letzten Jahre des Fußballers verliefen und wie es Cueto letztlich zur Viktoria verschlug.

Köln – Am 12. April 2015 war es fast soweit: Lucas Cueto hatte sich mit den Ergänzungsspielern des 1.FC Köln hinter dem eigenen Tor warm gemacht, die Fans auf der brodelnden Südtribüne trieben die Mannschaft des damaligen Trainers Peter Stöger unentwegt nach vorne, und ein dreifacher Punktgewinn im Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim schien zum Greifen nahe.

Der FC führte durch Tore von Matthias Lehmann und Anthony Ujah mit 2:0, der damals 19-jährige Cueto konnte angesichts des beruhigenden Zwischenergebnisses auf sein Debüt in der Beletage des deutschen Fußballs hoffen. Sehr zum Leidwesen des Youngsters traf Eugen Polanski jedoch zum Anschluss, Stöger beorderte den gebürtigen Kölner zurück auf die Bank, der Traum von einem Einsatz im Rhein-Energie-Stadion blieb ihm trotz eines 3:2-Erfolgs verwehrt.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

„Ich hätte mir den linken Arm abgehackt, um da einlaufen zu dürfen“, blickt der Sohn eines spanischen Arztes und einer Kölner Mutter auf seine Zeit beim FC zurück. „Aber vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort.“

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Dabei schien die Karriere des jungen Mannes beim FC richtig Fahrt aufzunehmen: Der im Stadtteil Widdersdorf aufgewachsene Blondschopf avancierte in der Saison zuvor zum Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga West, sein Trainer war Boris Schommers, inzwischen Coach beim 1. FC Kaiserslautern.

Stöger nahm Cueto mit nach Österreich

Auch Stöger wurde auf den quirligen Außenstürmer aufmerksam, beorderte ihn zu den Lizenzspielern und nahm Cueto im Sommer 2014 mit nach Kitzbühel ins Trainingslager. „Das war natürlich Weltklasse“, erinnert sich der inzwischen 24-Jährige gerne an die Tage in Österreich. „Ich bin Kölner, war schon als kleiner Junge im Stadion, auf einmal war ich Profi.“

Und Cueto mischte ordentlich mit in den Alpen: Beim 3:0 im Test gegen Wacker Innsbruck erzielte er die Führung und  legte Ujah einen weiteren Treffer auf – es war ein großer Auftritt des Talents, das zuvor am Abtei-Gymnasium in Brauweiler sein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,3 abgelegt hatte. Noch heute pflegt der Techniker Kontakt zum einstigen FC-Angreifer Ujah („Er hat sich unheimlich um mich gekümmert“), zu einem Einsatz im Stöger-Team langte es aber nicht.

Ausbildung bei Bayer 04 Leverkusen

Ohnehin verlief die Karriere des Kölners alles andere als gewöhnlich: Im Alter von acht Jahren schloss er sich Bayer 04 Leverkusen an, genoss beim Werksklub eine herausragende Ausbildung, die sieben Jahre später jedoch in einer Sackgasse mündete. „Bayer hatte vielleicht nicht so die Geduld mit mir, weil ich damals körperlich noch nicht so weit war“, sagt   Cueto über seinen Abschied aus Leverkusen.

Doch der selbstbewusste Jugendliche hielt sich nicht lange auf, entschloss sich zu einem Auslandsaufenthalt in London und wurde bei einem Einsatz für eine Schüler-Mannschaft von den  Scouts von West Ham United entdeckt. Auf einmal durfte der Gastschüler das Trikot der „Hammers“ überstreifen –  ein Traum für den 15-jährigen Deutschen. „Ich konnte gegen Arsenal und Chelsea spielen, auch gegen den ehemaligen spanischen Nationalspieler Hector Bellerin.“ Bellerin ist aktuell Rechtsverteidiger bei Arsenal London, Marktwert: 32 Millionen Euro.

Angebot von West Ham ausgeschlagen

Der Hobby-Pianist wäre gerne in England geblieben, schlug jedoch ein Angebot von West Ham aus und reiste betrübt heim. Lucas Cueto erklärt, warum: „Ich wäre gerne in London geblieben, hätte aber die Schule abbrechen müssen, was ich nicht wollte. Da habe ich schon einige Tränen vergossen.“

Zurück in Köln ging es zunächst zum Bonner SC, nach seinem Aufstieg beim FC zog es den Fußballer erneut in ein fremdes Land –  zum FC St. Gallen in die Schweiz. Unter Ex-HSV-Trainer Josef Zinnbauer debütierte Cueto am 16. März 2016 endlich im Berufsfußball, Gegner in der Super League war Grasshopper Zürich. Der reisefreudige Kölner betont: „Dorthin zu gehen, war eine meiner besten Entscheidungen. Wir hatten ein schönes, enges Stadion, und ich durfte bei einem Klub mit Euro-League-Ambitionen spielen.“

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Dem Engagement in der Schweiz folgten drei Jahre bei Preußen Münster, nach dem Abstieg der Preußen vor einigen Wochen in die Regionalliga unterzeichnete er in der vergangenen Woche einen Vertrag beim FC Viktoria Köln.

Dort hat er große Pläne: „Die Viktoria ist ein toller Verein und wir haben super Spieler zusammen. Ich möchte hier wirklich alles raushauen.“ Dass ihm das zuzutrauen ist, hat Lucas Cueto bereits eindrucksvoll bewiesen –  etwa im Sommer 2014 in Kitzbühel.

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