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Xabi Alonso ernüchtertOhne Patrik Schick wird Bayer 04 alle Ziele verfehlen

Lesezeit 4 Minuten
Enttäuschte Bayer-Profis nach der Niederlage gegen Dortmund.

Enttäuschte Bayer-Profis nach der Niederlage gegen Dortmund.

Die 0:2-Niederlage gegen Dortmund deckt das strategische Problem bei Bayer 04 um den Jung-Star Florian Wirtz auf.

Edin Terzic konnte gar nicht genau genug erklären, wie er mit seinen taktischen Kniffen am Sonntagabend Bayer 04 Leverkusen den Zahn gezogen hatte. Ja, in der ersten Viertelstunde hatte sein Team Probleme gehabt. Und ja, dann hat sich Emre Can vom Mittelfeld zwischen die Innenverteidiger fallen lassen, um so beim Aufbau zu helfen und die Lücken zu schließen, wenn die Werkself den Ball hatte.

Und ja, er hatte den jungen Stürmer Karim Adeyemi mit Bedacht auf die linke Seite gestellt. Schließlich wussten alle, dass Bayer 04 die Gegner am liebsten dort mit dem Duo Frimong/Diaby niedersprintet. Aber wenn man einen genauso schnellen Mann dahin stellt, dann wird diese Kraft in beide Richtungen gebunden.

Und sie waren sehr glücklich, die Dortmunder. Adeyemi hatte am 18. Spieltag sein erstes Saisontor erzielt. Durch ein erzwungenes Eigentor von Edmond Taspoba wurde am Ende ein 2:0 daraus. Der BVB rangiert als Vierter nur drei Punkte hinter den Bayern. Die Welt sieht wieder schön und hell aus.

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Nicht so bei Bayer 04 Leverkusen. Durch die erste Niederlage nach fünf Siegen in Serie sind die Saisonziele wieder weit in die Ferne gerückt. Dortmund auf Platz vier ist schon zehn Punkte, Freiburg auf Platz sechs immerhin acht Punkte entrückt. Und die Top-Teams hinter den Bayern zeigen kaum Anzeichen von Schwäche. Trainer Xabi Alonso war sehr nachdenklich, als er sein Fazit zog.

„Es war nicht gut, aber es war auch nicht katastrophal“, lautete der Kernsatz des Spaniers, der bemängelte, seine Mannschaft habe sich insgesamt „zu wenige Chancen“ erspielt. Es sprach für seinen Realismus, dass er sich damit nicht der von Robert Andrich ins Spiel gebrachten Legende von der Chancenverwertung anschloss, die den Sieg gekostet habe. Es hat insgesamt viel mehr gefehlt. Vor allem ein Mittelstürmer.

Gut 20 Minuten lang war das nicht ins Gewicht gefallen, weil Terzic („Die Leverkusener Aufstellung gab uns einige Rätsel auf“) Zeit brauchte, um auf den leichtgewichtigen Dreier-Angriff von Bayer 04 mit einem defensiven Dreier-Mittelfeld dahinter zu reagieren. Und in der 17. Minute hatte Bayer 04 die goldene Gelegenheit zur Führung.

Nach einem Traumpass von Florian Wirtz fand sich Moussa Diaby alleine vor Torhüter Gregor Kobel wieder, schloss ordentlich in die linke Ecke ab, scheiterte aber an einem großartigen Reflex des Schweizers.

Wie sich zeigen sollte, war dies die einzig echte Möglichkeit für Bayer 04 an diesem Abend, das Spiel zu gewinnen. Unmittelbar danach folgte Dortmunds taktische Umstellung und Bayer 04 beging entscheidende Fehler. Fast ein halbes Dutzend entstehende Umschaltaktionen scheiterten nach Leverkusener Ballgewinnen daran, dass die Bälle nicht mit dem ersten Kontakt in die riesigen freien Räume gespielt wurden, in die Leverkusens Sprinter hätten starten können. Stattdessen landeten sie wieder beim BVB.

Daraus resultierte eine Druckphase der Gäste mit einer Vielzahl von Ecken und schließlich der Fehler, aus dem nach Vorarbeit von Bellingham, Brandt und vor allem Mittelstürmer Haller  - er blockte Tah aus dem Weg und ließ den Pass passieren - das 1:0 entstand. Darauf fand Bayer 04 inklusive des Trainerteams keine Antwort mehr. Die Werkself hatte noch je eine Chance, um auszugleichen oder zu verkürzen. Aber Diaby und Adli fanden ihren Meister in Kobel.

Hoffnung auf eine Rückkehr von Schick am Freitag in Augsburg

Bayer 04 konnte vor allem physisch unglaublich starke Dortmunder nicht mehr in Bedrängnis bringen, weil der prinzipiell wichtigste Angreifer fehlte: Ein Mittelstürmer. Entgegen der Ankündigung von Xabi Alonso hatte es Patrik Schick nicht in den Kader geschafft.

Und der Trainer verzichtete auf eine Zweitbesetzung in der Sturmmitte, weshalb Florian Wirtz auf der Zehnerposition vor sich praktisch nie eine Anspielstation fand. Und den Windhunden auf den Außenpositionen wurden die Wege versperrt. „Wir konnten da nicht laufen“, erklärte Xabi Alonso.

Der Trainer hofft, dass ihm Patrik Schick („er fühlt sich viel besser“) nach der Leistenverletzung schon am Freitag in Augsburg wieder zur Verfügung steht. Denn aktuell gibt es für Bayer 04 nur eine Strategie, die Xabi Alonso auf Bundesliga-Platz neun so umschreibt: „Wir müssen weiter arbeiten, spielen und gewinnen. Es bringt nichts, auf die Tabelle zu schauen.“

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