Die Entführung von Nina von Gallwitz149 Tage in der Gewalt von Erpressern

Lesezeit 3 Minuten
Mit einer Schweigeprozession zogen 1982 Hunderte Kölner und Kölnerinnen durch die Stadt, um für Ninas Freilassung zu bitten und zu beten

Schweigeprozession für die entführte Nina von Gallwitz

Die Entführung von Nina von Gallwitz im Dezember 1981 hat sich tief ins Gedächtnis der Stadt eingebrannt. "True Crime Köln" erinnert an einen der spektakulärsten "Cold Cases". Haben wir es mit einem "perfekten Verbrechen" zu tun?

Der Kriminalfall hat sich tief ins Gedächtnis der Stadt eingeprägt: 149 Tage lang hielten unbekannte Entführer Nina von Gallwitz gefangen. Das Mädchen war am 18. Dezember 1981 auf dem Weg zur Schule entführt worden. Der Fall ist bis heute die längste Entführung eines Kindes in Deutschland, bei der es um die Erpressung eines Lösegelds ging.

Die neue Folge von True Crime Köln hören:

Die neue Folge der Podcast-Reihe „True Crime Köln“ erinnert an einen der spektakulärsten Kriminalfälle der Stadtgeschichte. Die Anteilnahme in der Stadt und weit darüber hinaus war damals riesig, während immer neue Versuche der Lösegeldübergabe scheiterten. Kurz nach der Entführung hatten die Täter mitgeteilt, dass mit jedem gescheiterten Übergabeversuch die geforderte Summe steigen würde. Prominente Vermittler wie der Dompropst Heinz Werner Ketzer oder der Bundestagspräsident Richard Stücklen bemühten sich erfolglos um die Freilassung des Mädchens. Die Täter ließen sich immer neue Modalitäten einfallen, die Ninas Vater und andere Beteiligte vor gefährliche Herausforderungen stellten: Bei einem Übergabeversuch hätten die Amerikaner fast einen Hubschrauber abgeschossen.

Kommunikation über Geheimcode

Schließlich wurde über Zeitungsanzeigen und den mysteriösen Geheimcode „Fünf-Zeilen-Cäsar“ kommuniziert. Es vergingen Wochen ohne Lebenszeichen des Kindes. Die Eltern stritten mit der Polizei und schalteten private Vermittler ein. Auch in der Führungsetage der Polizei soll es Streit gegeben haben. Während einige die Hoffnung auf Ninas Überleben auch nach Monaten nicht aufgeben wollten, plädierten andere offenbar für eine härtere Konfrontation mit den Tätern, um diese fassen zu können.

„Die Entführer waren unglaublich kaltblütig und haben eiserne Nerven bewahrt“, sagt Günther Braun im Gespräch mit Helmut Frangenberg bei „True Crime Köln“. Braun arbeitete damals für den Kölner Stadt-Anzeiger als Polizeireporter. Seine Erinnerungen hat er in einem Tagebuch festgehalten. Als Nina von Gallwitz entführt wurde, war seine Tochter im gleichen Alter. Das eiskalte Kalkül und die Geduld der Entführer muss für die Familie des Kindes furchtbar gewesen sein. Für das Opfer waren sie vielleicht lebensrettend. Nachdem beim vierten Versuch der Lösegeldübergabe alles geklappt hatte, kam Nina frei.

Logo True Crime Köln

Logo True Crime Köln

Zum Rückblick auf den Fall gehören auch Polizeipannen wie auch das Fehlverhalten von Pressekollegen. Nicht alles, was hinterher debattiert wurde, sei berechtigt gewesen, findet Günther Braun. Und doch bleiben viele Fragen offen, was Raum für Spekulationen lässt. Wer hinter der Tat steckte, ist bis heute nicht bekannt, obwohl das Verbrechen verjährt ist. Alle Ermittlungsansätze der Polizei führten ins Leere.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören Sie überall, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

www.ksta.de/true-crime-koeln

KStA abonnieren