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Mord ohne LeicheDas spurlose Verschwinden der Witwe Graß

Lesezeit 2 Minuten
Zeitungsausschnitte aus dem Jahr 1959 zeigen Texte und Bilder der neunteiligen Fortsetzungsgeschichte aus dem Kölner Stadt-Anzeiger über das Verschwinden der Witwe Graß. Der Kriminalfall sorgte Jahrzehnte lang für Aufsehen und Spekulationen. Die Bilder zeigen unter anderem den verwunschenen Gutshof am Botanischen Garten und den Angeklagten Josef Ludwigs (oben rechts)

Das Verschwinden der Witwe Graß war 1959 Anlass für eine neunteilige Fortsetzungsgeschichte im Kölner Stadt-Anzeiger.

Der Verwalter eines Gutshofs soll seine Chefin umgebracht haben, doch es gibt keine Leiche. „True Crime Köln“ berichtet von dem Fall.

Die Geschichte hat alles, was ein spektakulärer Kriminalfall braucht: Eine äußert seltsame Eigentümerin eines verwunschenen Gutshofs in Riehl verschwindet spurlos. Ihr Verwalter, der möglicherweise auch ihr Liebhaber war, fällt dabei auf, dass er von einem Tag auf den anderen größere Summen in Kölner Lokalen verprasst. Als er von der Polizei befragt wird, verstrickt er sich in Widersprüche über den Verbleib seiner Chefin. Er wird verhaftet, wegen Mordes angeklagt und schließlich auch verurteilt, obwohl es keinen echten Beweis für seine Schuld gibt.

Die neue Folge der Podcast-Reihe des Kölner Stadt-Anzeiger „True Crime Köln“ befasst sich mit einem Mord ohne Leiche. Das sind die Kriminalfälle, die immer für besondere Aufmerksamkeit und viele Spekulationen sorgen.

Die neue Folge hören:

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Bis heute ist unklar, wie das Verschwinden der reichen, aber geizigen „Witwe Graß“ im Jahr 1934 zu erklären ist. Klar ist nur, dass es manche ungeahnte Folge hatte – nicht nur im Prozess, der überraschende Wendungen nahm.

Zu Gast im Podcast-Studio ist der pensionierte Richter Norbert Klein, der in seinem Buch „Mörder, Stadtrat und FC“ spektakuläre Justizgeschichten „um den Appellhof“ beschreibt. Er berichtet aus eigener Erfahrung von Unsicherheiten bei der Urteilsfindung, die vor allem dann auftreten, wenn sich das Urteil im Wesentlichen auf Zeugenaussagen stützt. Es könne durchaus sein, dass man „dem Falschen“ geglaubt hat. „Zeugen lügen, Zeugen irren sich und Zeugen reden dummes Zeug“, so Klein im Gespräch mit Helmut Frangenberg.

Wer als Richter arbeiten will, müsse sich von „dem Gedanken verabschieden, dass man die Wahrheit zugelöffelt bekommt. Man muss sich die Wahrheit erarbeiten.“ Gerade bei einem Mord ohne Leiche sei das besonders schwer, wie ein weiterer Fall belegt. Vor zehn Jahren wurde in Köln der Fall der verschwundenen Lotis K. verhandelt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau von den Philippinen von ihrem Ehemann ermordet wurde. Möglicherweise verschwand ihre Leiche im Betonfundament eines Neubaus an der Düsseldorfer Straße. Auch in diesem Fall blieben viele Fragen offen.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ können Sie überall, wo es Podcasts gibt, oder über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Internet hören.

https://www.ksta.de/true-crime-koeln

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