Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kunst in der StadtJosef-Statue wandert durch Wipperfürth

Lesezeit 4 Minuten
Die Josef-Statue mit Jesuskind steht heute vor der Kirche St. Nikolaus in Wipperfürth.

Die Josef-Statue mit Jesuskind, geschaffen von einem unbekannten Künstler, hat an verschiedenen Orten in Wipperfürth gestanden.

In unserer Serie „Kunst in der Stadt“ erkundet Michael Wittschier die öffentliche Kunst in der Hansestadt. Neben der Wipperfürther Pfarrkirche St. Nikolaus steht eine aus Kalksandstein gefertigte Figur des Heiligen Josef, sie wurde von einem unbekannten Künstler gefertigt. Im Lauf der vergangenen 100 Jahre hat die Figur mehrfach ihren Standort gewechselt.

Heute steht an St. Nikolaus ein unscheinbarer Bildstock, der einen zweiten Blick lohnt. Die Statue des Heiligen Josef, die heute in einem Bildstock vor der Sakristei der St. Nikolauskirche steht, hat eine 100-jährige, wechselvolle Geschichte, in der sie gleich mehrfach ihren Standort wechselte und dabei ihre Bedeutung als Namenspatron verlor.

Begonnen hat diese Geschichte mit dem Wiederaufbau des Alten St. Josef-Krankenhauses nach einem Großbrand im Jahre 1901. Zwischen 1910 und 1915 wurde der vordere Teil des Hospitals neu errichtet, aufgestockt und durch den Anbau einer Kapelle erweitert. Die Pläne dazu stammten von dem damaligen Diözesanbaumeister Heinrich Renard, der zusammen mit seinem Vater den Heinzelmännchen-Brunnen in Köln konzipierte und auch für den Marktbrunnen in Wipperfürth einen historisch orientierten Neuentwurf anfertigte.

Der heutige Standort: Die Wipperfürther Kirche St. Nikolaus

Ältere Wipperfürther/-innen können sich bestimmt noch daran erinnern, dass der Namenspatron des St. Josef-Krankenhauses rund vier Jahrzehnte lang in einigen Metern Höhe an der östlichen Außenwand der Krankenhaus-Kapelle seinen Standort hatte. Er war schon von Weitem von der Alten-Kölner-Straße aus zu sehen.

Die Kunsthistorikerin Frau Dr. Junghans vermutet, dass die 165 Zentimeter große Kalksandsteinfigur im ersten Viertel des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Sie wurde von einem unbekannten Steinbildhauer wohl als Auftragsarbeit ausgeführt. Leider findet sich an der Figur keine Signatur. Und auch im Wipperfürther Pfarrarchiv gibt es dazu keinerlei Aufzeichnungen mehr.

Das ist eine sehr schöne, gut gearbeitete Plastik von hoher künstlerischer Qualität.
Hans-Joachim Bergmann, Steinmetz und Bildhauermeister

Wer die Josef-Statue mit dem Jesuskind genauer betrachtet, stellt sofort fest, dass es sich hierbei um eine wohlproportionierte Bildhauerarbeit handelt, die sich trotz ihres hohen Alters in einem erstaunlich guten Zustand befindet. So sieht es auch der Wipperfürther Steinmetz- und Bildhauermeister Hans-Joachim Bergmann: „Das ist eine sehr schöne, gut gearbeitete Plastik von hoher künstlerischer Qualität. Sie ist im damals typischen Stil gearbeitet worden und gefällt, ohne gefällig sein zu wollen.“

Nicht ohne Grund hat der unbekannte Künstler seinem Hl. Josef die Gesichtszüge eines uns vertraut erscheinenden, sympathischen Nachbarn verliehen. In Verbindung mit der Begrüßungsgeste des Jesuskindes, das sein Ziehvater dem Betrachter entgegenhält, dürfte der Anblick dieser Figur beruhigend auf die Patienten und Angehörigen der alten Klinik gewirkt haben.

Vor oder an dem Neubau des Krankenhauses, das 1968 fertiggestellt wurde, war offensichtlich kein Platz mehr für diese große Steinfigur. Man ersetzte sie durch eine kleinere Plastik aus Holz, die in der Eingangshalle der Klinik steht. Und so wanderte der Namenspatron des Krankenhauses, das 2012 in eine Helios-Klinik umgewandelt wurde, durch die ganze Stadt zu seinem neuen Standort neben den südlichen Eingang der Nikolauskirche. Dort stand die St. Josef-Statue bis zum Jahre 2003 auf einer Steinplatte in unmittelbarer Nachbarschaft des beeindruckenden Missionskreuzes aus dem Jahre 1672 und blickte in Richtung Untere Straße auf die Terrasse der ehemaligen Eisdiele.

Die Figur wanderte durch die ganze Stadt Wipperfürth

Anfang der Nullerjahre gab es noch an der Stelle, wo heute das neue Pfarrheim steht, einen alten Pfarrgarten. Und darin befand sich ein 2,40 Meter großer Bildstock mit einer eingestellten, stark beschädigten Josef-Figur, die einen Lilienstengel in der rechten Hand hält. Dass dieser Bildstock ursprünglich aus rotem Sandstein gehauen worden war, konnte man nur erahnen, weil er in der Vergangenheit mit mehreren Lackschichten überstrichen wurde – wohl um ihn vor Wind und Wetter zu schützen.

Zum Glück erkannte der damalige Stadtplaner Wolfgang Bedorf den handwerklich-künstlerischen Wert der Arkade und ließ das drei Tonnen schweren Steingehäuse in die Werkstatt von Hans-Joachim Bergmann nach Kleineichhölzchen transportieren, wo man Quadratzentimeter für Quadratzentimeter den Stein von den Lackschichten befreite. Die Kosten dafür wurden von Kirchengemeinde getragen.

Die Josef-Figur aus dem Pfarrgarten war leider nicht mehr zu reparieren. Und deshalb kamen Stadtplaner und Bildhauermeister auf die gute Idee, dem „Krankenhaus-Josef“ in der schönen Arkadennische eine neue Bleibe zu geben. Heute sieht es so aus, als ob Figur und Bildstock, die im Dezember 2003 vor die Sakristei der Kirche versetzt wurden, immer schon eine harmonische Einheit gebildet hätten.

Wenn möglich, sollte man sich bei Gelegenheit einmal selbst davon überzeugen, welch schöne Wirkung die Statue aus unmittelbarer Nähe entfaltet, obwohl sie ursprünglich für einen ganz anderen Betrachtungswinkel aus größerer Entfernung geschaffen wurde.