FinanzierungMehr Aufgaben, aber nicht mehr Geld

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Vorsitzende Marlis Herterich

Vorsitzende Marlis Herterich

Köln – Das Thema Kindeswohl hat seit Jahren Konjunktur, sagt Marlis Herterich, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Köln. „Aber leider schlägt sich das nicht in den Zahlen nieder.“ Ständig kommen neue, teils gesetzlich formulierte Aufgaben und Aufträge zum Aufgabenfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzu.

Bereits bei seinen Kernaufgaben – Unterstützung und Stärkung von Kindern und ihrer Familien durch Beratung und Therapie – steht der Verein immer öfter vor dem Problem, woanders Geld für diese Arbeit einwerben und abrechnen zu müssen, weil der Bedarf stetig steige. „Es herrscht große Verunsicherung in vielen Familien“, erläutert Renate Blum-Maurice als fachliche Leiterin. Der gesellschaftliche Konsens darüber, was Kinder brauchen, sei verloren gegangen. Die Weichen werden in der frühen Kindheit gestellt, einer Phase, in der Eltern besonders offen für Hilfen seien und sich zugleich immer weniger selbst zutrauen. Die Zahl kindertherapeutischer und -diagnostischer Angebote habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, ohne dass die Höhe öffentlicher Zuschüsse damit Schritt gehalten habe.

150 Haupt- und Ehrenamtler

So betrug das Finanzvolumen des Vereins im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro, wovon er 800 000 selbst aufbringen musste. Hatte der Etat 2007 „nur“ 1,2 Millionen betragen haben sich die Zahl der Themen und damit die Kosten seitdem deutlich erhöht. „Unser Betrieb ist mit 150 Haupt- sowie Ehrenamtlern gewachsen“, ergänzt Geschäftsführerin Barbara Zaabe, „trotzdem gibt es nicht mehr Geld für mehr Stellen vom Land.“

Die Sensibilität der Politik sei gewachsen, „aber die Bedürfnisse der Menschen sind dabei aus dem Blick geraten“, sagt Blum-Maurice. So müssen für Kurse nach Trennung und Scheidung, die durch das Familiengericht angeordnet werden, Angebote für Familien, die durch das Jugendamt „empfohlen“ werden, oder Fortbildungen und Fachberatungen zu den seit 2005 vorgeschriebenen Schutzkonzepten gegen Kindeswohlgefährdung private Geldgeber gefunden werden. Präventive Hilfen wie das von „wir helfen“ finanzierte Bücher-Vehikel oder Beratung für geflüchtete Familien finden ebenso selten eine Dauerfinanzierung. „Sie sind nur mit Spenden, Stiftungsmitteln und Sponsoren möglich.“

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