FotoausstellungEin anderer Blick auf das Ghetto

Nedjo Osman berichtet einer Besucherin über die Arbeit beim Theater Pralipe.
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Köln – Ihre Augen blicken in die Leere – vor Hunger, Fassungslosigkeit und Verzweiflung. 30 000 Menschen leben in Shutka, einem der größten Slums auf dem Balkan, am Rande der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Viele von ihnen haben kein Trinkwasser, keine Kanalisation. Die Lebenserwartung der Einwohner ist gering, die Arbeitslosigkeit hoch. Die Ausstellung „Der andere Blick: Roma in Mazedonien“ zeigt auf Fotos die Kehrseite Europas. Kinder, die im Müll wühlen, Kinder, die sich frierend unter einer Decke mummeln. „Es geht oft ums nackte Überleben“, sagt Kurt Holl vom Rom e.V., der die Ausstellung am Venloer Wall präsentiert. 70 Besucher waren zur Eröffnung gekommen.
Das Thema scheint weit weg von Köln. Vermeintlich, meint zumindest Holl. Wöchentlich würden Roma aus Deutschland abgeschoben – nach Serbien, Bulgarien, Mazedonien. Viele von ihnen hätten lange in Deutschland gelebt, manche von ihnen seien auch in Köln aufgewachsen. „Nun werden sie in unwirtliche Verhältnisse gestoßen. Die Menschen stehen dort vor dem Nichts“, sagt Holl. Kein Wunder also, dass viele von ihnen versuchten, nach Deutschland zurückzukommen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung des Rom e.V., der mit finanzieller Unterstützung von „wir helfen“ die Roma-Schule „Amaro Kher“ am Venloer Wall betreibt, steht ein Versöhnungsprojekt. Kulturmanagerin Ivana Vaseva hat zehn Schüler zweier Schulen in Skopje zusammengebracht, die sich normalerweise nur selten begegnen. Kinder aus einem Gymnasium und einer Fachschule, Roma und Nicht-Roma.
Zusammen mit den Jugendlichen haben sie lange über Klischees und Vorurteile gesprochen, haben sich gegenseitig besucht und zusammen Fotografien gemacht. Herausgekommen sind Schwarz-Weiß-Bilder von coolen Jungs, die sich in Hip-Hop-Posen präsentieren und das Foto eines Mädchen mit fragendem Blick. Bilder, die zeigen wie die mazedonische Jugendliche sich und die Welt sehen.
Zu sehen sind auch Dokumente zum Roma-Theater Pralipe. Pralipe wurde in den 70er Jahren in Skopje gegründet. Gespielt werden Stücke wie „Mutter Courage“ von Brecht und „Bluthochzeit“ von Garcia Lorca. Pralipe entwickelte sich zu einer erfolgreichen Gruppe, ging auf Tourneen, wurde mit Preisen ausgezeichnet.
Die Ausstellung ist noch bis zum 15. November zu sehen. Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 15–19 Uhr.