Köln-KitasKitas, so bunt wie das Leben

Gut drauf bei der Probe für den Luftballonwettbewerb – ob mit Rollstuhl oder ohne. Für die Kinder der ältesten Köln-Kita am Mühlenweg in Deutz ist Inklusion selbstverständlich.
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Köln – Sachte wiegen 50 Ballons in einem großen Laken in der Turnhalle. Bis die Tür aufgeht und die Kinder der Kita am Deutzer Mühlenweg hereinstürmen und mit ihnen spielen. Alle Mädchen und Jungen haben Spaß dabei, mit den Ballons wild durch den Raum zu wirbeln. Ob mit Rollstuhl oder ohne.
Im Jahr 1992 wurde die Jugendhilfe Köln von der Stadt Köln gebeten, die Trägerschaft für neu zu errichtende Kindertagesstätten zu übernehmen. 1993 wird der Vertrag besiegelt. Im Januar 1994 wird die erste Einrichtung der GAG übernommen. Im Juni gründet der Verein die gemeinnützige Tochtergesellschaft Köln-Kitas gGmbH. Im Dezember wird diese als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. 1995 übernimmt sie fünf weitere Kindertagesstätten. Seit 2012 vermittelt sie im Auftrag der Stadt zudem Tagespflegepersonen stadtweit und unterhält zwei Großtagespflegestätten.
Heute betreuen die Köln-Kitas 22000 Kinder in 126 Gruppen in 32 Kitas. Acht weitere sollen 2015/2016 eröffnen. Beschäftigt werden 600 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Im Verwaltungsrat sitzen außer Dezernentin Dr. Agnes Klein auch Vertreter des Jugendhilfeausschusses. Geschäftsführerin ist Almut Gross. (kaz)
Die Kita ist die älteste Köln-Kita stadtweit. Was für viele Einrichtungen heute Neuland ist, war für die Kinder hier von Anfang an gelebte Realität. Das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Leiterin Eva Maria Müller: „Der Umgang der Kinder miteinander ist hier einfach natürlich.“ In jeder Gruppe gibt es zehn Regelkinder sowie fünf mit heilpädagogischem Bedarf. Motopädagogen, Physiotherapeuten und Sprachtherapeuten verstärken das Team. „Hier gibt es keine Berührungsängste“, sagt Müller stolz. Die Einrichtung ist eine von 32 Köln-Kitas, die am 22. September 20 Jahre alt werden. Mit einem Fest für Kinder und Eltern wird das Jubiläum an diesem Tag in der neu eröffneten Tagesstätte in der Rodenkirchener Feldhamsterstraße gefeiert. Höhepunkt des Tages ist es, wenn die Kinder Hunderte bunte Luftballons in den Kölner Himmel steigen lassen. Verbunden ist diese Aktion mit einem Postkarten-Wettbewerb. Durch Kuchenverkäufe in allen 32 Kindertagesstätten werden an diesem Tag Spenden für „wir helfen“ gesammelt.
Dabei ist die gemeinnützige GmbH selbst auf Spenden angewiesen. „Wir sind super eingerichtet“, sagt Müller. Aber immer wieder fehlt es an „Kleinigkeiten“. Etwa an speziellen Stühlen für Unter-Dreijährige, aber auch an Hilfsmitteln, die es dem Personal erleichtern würden, auch größere Kinder, die teils schwerst mehrfachbehindert sind, vom Rollstuhl auf die Wickelkommode zu hieven. Verwaltungsleiter David Gentner-Reich: „Das können wir als gemeinnütziger Träger gar nicht leisten.“
Sorge bereitet auch die Finanzierung der Therapeuten durch den Landschaftsverband Rheinland. Sie läuft im August 2015 aus. Danach sollen die Therapeuten ihre Leistungen selbst abrechnen. Der Anspruch auf Inklusion sei gut, sagt Müller. Aber nicht jede Kita könne ihn umsetzen. Dazu müssten die Rahmenbedingungen stimmen. „Ich hoffe, dass das, was wir in 20 Jahren erarbeitet haben, erhalten bleibt.“