Musikförderung gefährdetStadt Köln will Jazz-Haus-Schule nicht mehr fördern

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Die Jazz-Haus-Schule arbeitet an Grundschulen in finanziell schwachen Vierteln.

Die Jazz-Haus-Schule arbeitet an Grundschulen in finanziell schwachen Vierteln.

Köln – Die Offene Jazz-Haus-Schule geht unsicheren Zeiten entgegen. Kaum dass die dritte Welle der Corona-Pandemie überwunden ist und die Einrichtung Kurse und Workshops in Schulen und Hochschulen wieder anbieten kann, fürchtet Geschäftsführer Joscha Oetz, dass wichtige Fördergelder der Stadt in Höhe von 285 000 Euro wegbrechen könnten.

Die Zuschüsse seien derzeit nicht im Haushaltsplan 2022 ausgewiesen. Davon betroffen sind insgesamt 5000 Teilnehmende sowie 200 freiberufliche Dozierende der Jazz-Haus-Schule. Falle die kommunale Förderung weg, „würde das einen Kahlschlag bedeuten“, so Oetz. „Wir wären in unserer Existenz bedroht.“

Angebote in Grundschulen in Gefahr

Bei der Kürzungen handele es sich insbesondere um Zuschüsse zur Umsetzung von musikalischen Bildungsprogrammen an zahlreichen Kölner Grundschulen (Jekits-Programm, Modellprojekte „Klangkörper“ und „Mupromandi“), die auch „wir helfen“ schon mitfinanziert hat, aber auch um Zuschüsse zum gesamten Musikschulbereich. Allein im seit 2015 bestehenden Projekt „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ (Jekits), nehmen 1500 Kinder in elf Grundschulen teil. Hier drohten 44 000 Euro verloren zu gehen, aber möglicherweise auch 120 000 Euro an Landesförderung, erläuterte Rainer Linke, Vorstand der Offenen Jazz-Haus-Schule.

In den beiden weiteren Programmen „Mupromandi“ (Grundschule Manderscheider Platz in Sülz) und „Klangkörper“ geht es um 50 000 Euro. Unsicher seien auch die Zuschüsse für Dozenten und Musiklehrer (190 000 Euro).

Dabei sei die musische Bildung notwendiger denn je. Durch die Schulschließungen im Lockdown hätten die Schüler und Schülerinnen lange Zeit keinen Kontakt zu ihren Freunden gehabt und darüberhinaus wenig Möglichkeiten, Sport zu treiben und Musik zu machen.

Kürzungen in armen Vierteln

Wissenschaftler beobachten bei den Kindern zunehmend Zukunftsängste, Vereinsamung, übermäßigen Medienkonsum, Bewegungsmangel und Fehlernährung, so Oetz. Auch die Musiker und Musikerinnen hätten in der Pandemie gelitten: Sie konnten kaum auftreten, mussten Einkommensverluste hinnehmen und sorgten sich um ihre Existenz.

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Die Situation sei „alarmierend, schockierend und fatal“, sagte Kabarettist Fatih Cevikkollu bei einer Pressekonferenz. Er war selbst Dozent an der Jazz-Haus-Schule und seine Tochter nimmt an einem Jekits-Projekt in ihrer Schule teil.

Dieter Wilde von der Stiftung für Kultur und Bildung warnte, dass die Mittelkürzungen besonders die Kinder aus ärmeren Familien treffen würden. „Es geht um Familien, in denen Kinder keine Geige und kein Klavier haben und die nicht in die Musikschule gefahren werden“, so Wilde.

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