Hilfe von „Robin Good“ in Bonn„Die Familien können nichts ansparen“

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In Meckenheim übergab „Robin Good“ Schulranzen an Erstklässler.

In Meckenheim übergab „Robin Good“ Schulranzen an Erstklässler.

Bonn – Kaum einer weiß so gut wie Helmuth Göbel, was es heißt, in einer reichen Stadt wie Bonn arm zu sein. Dann führt eine kaputte Waschmaschine zu Schulden. Dann schläft das Kind in einem Bett, das eigentlich längst zu klein ist. Dann kann der Kindergeburtstag nicht gefeiert werden, weil in der Wohnung kein Platz und ein Restaurantbesuch unbezahlbar ist.

„Die meisten, die zu uns kommen, leben von der Hand in den Mund“, sagt Göbel, der die Sozialberatung der Bonner Diakonie leitet und sich in diesem merkwürdigen Jahr 2020 noch mehr um seine Klienten sorgt als zuvor. Denn viele von ihnen gehörten zu den Ersten, die in der Pandemie ihre Minijobs verloren, mit denen sie ihre Bezüge des Staats notdürftig aufbessern. Putzstellen fielen weg, als die Gastronomie und die Büros geschlossen waren. Und ein paar hundert Euro, die manchmal Anschaffungen außerhalb der Reihe möglich machten, fehlten plötzlich in der Familienkasse.

Soforthilfe für dringende Anschaffungen

Für diesen Fall empfiehlt Göbel armen Familien das Programm „Robin Good“, das die Diakonie Bonn 2007 gemeinsam mit der Caritas ins Leben gerufen hat. Die Soforthilfe ermöglicht einen Zuschuss von bis zu 300 Euro für dringende Anschaffungen, wie einen Kinderschreibtisch für die Hausaufgaben oder einen ordentlichen Ranzen für den Schulstart. So sollen die Familien entlastet werden, um weiteren negativen Folgen vorzubeugen und den Kindern ein gleichwertiges Leben zu ermöglichen. „Diese Dinge sind eigentlich bei Hartz IV eingepreist“, erklärt Göbel. „Aber das ist realitätsfremd. Die Familien können von dem Geld nichts ansparen.“

Während des Lockdowns legten die Träger des spendenfinanzierten Fonds „Robin Good“ das Sonderprogramm „Überlebensmittel“ für Bonn und den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis auf. Es wurden für über 100 000 Euro Lebensmittelmarken an Bedürftige ausgegeben, erzählt Fundraiserin Andrea Kiefert: „Wir waren gezwungen, einzuspringen, als die Tafeln zu hatten.“ Denn auch das war Realität während der Ausgangsbeschränkungen: Familien, die nicht genug Geld haben, um Essen zu kaufen.

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Göbel beobachtet außerdem, dass sich viele arme Familien auch nach den Lockerungen immer weiter isolieren. „Wir sehen eine Vereinsamung, auch schon vor Corona“, sagt der Sozialarbeiter. „Die Kinder schämen sich für ihre Armut und ziehen sich zurück.“ Des Weiteren fürchtet er, dass viele Kinder aus bildungsfernen Familien nachhaltig unter den wochenlangen Schulschließungen leiden werden. „Das selbstständige Lernen hat bei vielen nicht gut funktioniert. Sie werden wohl ein Schuljahr dranhängen müssen.“ Denn auch in seiner Beratung hat sich gezeigt: Kindern aus armen Familien fehlt die technische Ausstattung, um zuhause zu lernen. Manchmal fehlt sogar der Schreibtisch.

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