Werbeverbot gefordertKinder vor ungesunden Lebensmitteln schützen

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Mediziner und Verbraucherschützer fordern ein weitgehendes Werbeverbot für Ungesundes.

Mediziner und Verbraucherschützer fordern ein weitgehendes Werbeverbot für Ungesundes.

Köln – Verbraucherschützer, Kinderärztinnen und Gesundheitsorganisationen fordern zum Schutz von Kindern ein umfassendes Werbeverbot für Süßigkeiten. Sie wollen, dass Influencer künftig nicht mehr für ungesunde Lebensmittel werben dürfen und dass zwischen 6 und 23 Uhr auch im Fernsehen, auf Streaming-Plattformen und im Radio keine Werbung dieser Art laufen darf.

In einem Positionspapier fordern der AOK-Verband, die Verbraucherzentrale und die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten außerdem ein Verbot für Plakatwerbung in der Nähe von Schulen, Kitas und Spielplätzen. Gesunde Lebensmittel, die die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation erfüllen, sollen von den Verboten nicht betroffen sein.

Kinder sehen täglich 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel

Laut einer Studie der Universität Hamburg, die der AOK-Verband in Auftrag gab, sieht ein Kind in Deutschland täglich 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten im Internet und im Fernsehen. Die Zahlen wurden vor der Corona-Pandemie erhoben.

Die Häufigkeit ist bedenklich, weil Forscherinnen und Forscher sich einig sind, dass Kinder für Werbebotschaften besonders empfänglich sind. Sie beginnen erst im Alter von zehn oder elf Jahren, die Botschaften zu hinterfragen und die Absicht hinter der Werbung zu verstehen. Deshalb gibt es für Lebensmittelwerbung, die sich an Unter-14-Jährige richtet, schon strenge Regeln: Sie darf keine direkten Aufforderungen zum Kauf oder Konsum enthalten und nicht suggerieren, dass ein bestimmtes Lebensmittel Bewegung oder eine vollwertige Ernährung ersetzen könnte.

Mehr Kinder mit Übergewicht kommen in die Schule

Die Verfasser des Appells betonen, dass in Deutschland etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind. Regionale Studien weisen außerdem auf gestiegene Zahlen in der Corona-Pandemie hin. Beispielsweise war der Anteil der Kinder mit Übergewicht bei Schuleingangsuntersuchungen in der Region Hannover schon 2020 um 40 Prozent gestiegen – von 9,5 auf 13,4 Prozent. Laut einer anderen Studie der Universität Leipzig ist das Körpergewicht der untersuchten Kinder in den ersten Monaten der Corona-Pandemie 30 Mal so schnell gestiegen wie in den Jahren zuvor.

So können Sie helfen

wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.  

Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen. Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“ Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55 Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25

Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) widerspricht den Forderungen. Er sieht die Verantwortung für Ernährung und Bewegung primär bei den Eltern und verweist darauf, dass ein Werbeverbot in anderen Ländern keinen Effekt auf das Übergewicht junger Menschen habe. Ähnlich sieht das auch der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.

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Das Positionspapier zielt auf die Pläne der Bundesregierung zu neuen Werbebeschränkungen. Sie hat im Koalitionsvertrag vereinbart: „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für Unter-14-Jährige nicht mehr geben.“ (mit dpa)

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