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wir helfenKicken statt Krisenintervention

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Gaben den Startschuss für das Bauprojekt (v.li.): Boris Becker („Lost Sisters“-Vorsitzender), Wolfgang Oelsner, (ehem. Leiter JCW-Schule), Gerd Lehmkuhl (ehem. Klinikleiter), Johannes Krane-Erdmann (Konrektor JCW-Schule), Hedwig Neven DuMont („wir helfen“), Erik Hufer („Lost Sisters“), Stephan Bender (Klinikleiter), Andreas Seiler-Kesselheim, (Leiter JCW-Schule).

Gaben den Startschuss für das Bauprojekt (v.li.): Boris Becker („Lost Sisters“-Vorsitzender), Wolfgang Oelsner, (ehem. Leiter JCW-Schule), Gerd Lehmkuhl (ehem. Klinikleiter), Johannes Krane-Erdmann (Konrektor JCW-Schule), Hedwig Neven DuMont („wir helfen“), Erik Hufer („Lost Sisters“), Stephan Bender (Klinikleiter), Andreas Seiler-Kesselheim, (Leiter JCW-Schule).

Köln – Über allem schwebt der gute Drache – in grün, wie kann es anders sein, der Farbe der Hoffnung. Das Symbol der Villa Kunterbunt, einem Therapiehaus für psychisch kranke Kinder und Jugendliche der Universitätsklinik Köln, thront seit einem Vierteljahrhundert auf dem Dach des Gebäudes in der Robert-Koch-Straße 10 – und vielleicht war er es auch, der allen Beteiligten wieder eine gehörige Portion Glück bescherte.

Hilfe für psychisch kranke Mädchen und Jungen

25 Jahre ist es her, dass Hedwig Neven DuMont, ehemalige Leiterin des „studio dumont“, und Professor Gerd Lehmkuhl, damals Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit einer gemeinsamen Aktion den Startschuss gaben für den Bau eines eigenen Therapie- und Schulhauses für psychisch kranke Jugendliche – für den die öffentlichen Kassen keine Gelder zur Verfügung stellen konnten.

Mit einer Ausstellung von Kunstwerken der jugendlichen Patienten riefen sie zu Spenden auf für den Bau der Villa Kunterbunt. Die Hilfsbereitschaft der Kölner war so immens, dass mit der gesammelten Spendensumme von mehr als einer Millionen D-Mark das Projekt auf dem Areal der Universitätsklinik in Angriff genommen werden konnte. Gleichzeitig gründete Hedwig Neven DuMont die Aktion „wir helfen“, um auch Kinder und Jugendliche mit anderen Problemlagen in der Region unterstützen zu können.

Es fehlt Platz zum Sporteln und Auspowern

Heute, 23 Jahre nach Fertigstellung des Baus, steht das Villa Kunterbunt-Team vor neuen Herausforderungen: Die Flächen im Lindenthaler Uni-Areal sind begrenzt. Was den jungen Patienten zwischen sechs und elf Jahren fehlt, ist Platz zum Auspowern. Bisher stand ihnen nur eine Tischtennisplatte und ein Basketballkorb zur Verfügung.

Damit soll jetzt Schluss sein: Mehrere Monate haben die Mitarbeiter der Villa Kunterbunt, der Klinik und der angeschlossenen Johann-Christoph-Winters-Schule (JCW) gemeinsam mit den jungen Patienten und einer Architektin die Neugestaltung des rund 1000 Quadratmeter großen Areals geplant. Das Bauprojekt wird auf 220 000 Euro geschätzt und sieht therapiegerechte Spiel- und Bewegungsangebote vor – wie zum Beispiel einen Bolzplatz, Klettergeräte und Trampoline.

20 Prozent der Jugendlichen haben seelische Probleme

„Wir wissen, dass altersspezifische Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für die therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen enorm wichtig sind“, betonte Klinikleiter Stephan Bender bei der Vorstellung des Konzepts. Und sein Vorgänger Gerd Lehmkuhl , der sich in seiner Amtszeit wünschte, ein Fußballfeld hinterlassen zu können, fügte an: „Sportliche Angebote führen zu bis zu 70 Prozent weniger Aggressionspotenzial bei den jungen Patienten.“ Und von ihnen gibt es nicht wenige: 20 Prozent der unter 18-Jährigen leiden hierzulande unter seelischen Problemen, zehn Prozent sind therapiebedürftig.

50 000 Euro von den Karnevalisten "Lost Sisters"

Bender: „Die Behandlungen seelischer Konflikte erfordern Anschaffungen, die weder zum medizinisch-therapeutischen Leistungsumfang gehören noch im Etat einer spezialisierten Schule vorgesehen sind. Krankenkassen und andere Kostenträger können also nicht beansprucht werden.“ Wieder einmal sind es die großzügigen Spender im Großraum Köln, die helfend zur Seite stehen. Die Initialzündung für das Projekt „Neugestaltung des Außenbereichs“ gab die Karnevalsgesellschaft „Lost Sisters“ mit einer Spende von 50 000 Euro, weitere 100 000 Euro kamen hinzu, so dass die Planungen und erste Schritte möglich wurden. Der Spatenstich im Frühjahr 2019 rückt damit in greifbare Nähe – dem guten Drachen sei Dank, oder besser: der Großherzigkeit der Kölner.

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