Anrede, SprechstundeSieben Knigge-Regeln für die Uni

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Zu spät kommen, früher gehen, quatschen: das kommt bei Professoren nicht gut an.

Zu spät kommen, früher gehen, quatschen: das kommt bei Professoren nicht gut an.

Hausarbeiten, Seminare, Prüfungen: Für viele Studenten entwickelt sich die Zeit an der Uni zur echten Herausforderung. Ein gutes Verhältnis zu den Professoren kann vieles leichter machen. Aber wie bekommt man das hin?

1. Die richtige Ansprache

„Hey Prof, ich hab' da mal 'ne Frage.“ So will das akademische Lehrpersonal bestimmt nicht angesprochen werden. Zwar geht es an der Uni nicht so steif zu wie im Vorstand großer Banken, dennoch gibt es Regeln. Und die beginnen bei der richtigen Anrede. Dozenten sollten immer mit Titel und Namen angesprochen werden, sagt Stiltrainer Jan Schaumann aus Berlin.

„Hat er zwei akademischen Grade, begrüße ich ihn nur mit dem höheren. Ist er Professor Doktor, spreche ich ihn also mit „Herr Professor“ an“, erklärt der Experte. Wichtig: Professorinnen sollten mit dem weiblichen Titel angesprochen werden, also „Frau Professorin“.

Viele Dozenten sehen das inzwischen lockerer. „Mich kann man mit „Guten Tag“ begrüßen“, sagt Oliver Vornberger, Professor am Institut für Informatik der Universität Osnabrück. Aber auch er rät, die Etikette einzuhalten: „Zumindest, solange nicht klar ist, wie es der Lehrkörper gerne hätte. Sicher ist sicher.“

2. Wer gibt wem zuerst die Hand?

Generell gelte, dass der Rangniedrigere wartet, bis ihm der Ranghöhere die Hand gibt, so Schaumann. „Man sollte dem Professor also nicht mit ausgestreckter Patsche entgegen stürmen.“ Hintergrund: „Es gibt immer Leute, denen es nicht angenehm ist, anderen die Hand zu schütteln. Deshalb überlässt man die Entscheidung dem, der mehr zu sagen hat.“

3. Kann ich meinen Professor über Facebook kontaktieren?

Bei Facebook einfach eine Freundschaftsanfrage an den Professor zu verschicken, trauen sich Studenten oft doch nicht. Dabei verrät ein Blick auf die Freundesliste des Profs, ob es sich lohnt. „Hat er 60 oder 70 Freunde, handelt es sich eher um einen engeren Bekanntenkreis. Dann würde ich mir eine Anfrage sparen. Geht die Anzahl der Namen aber in den dreistelligen Bereich, sieht die Sache schon anders aus“, sagt Rainer Maria Kiesow, Mitautor des Buches „Der Campus-Knigge“.

4. Wie sieht die perfekte E-Mail aus?

„Für die Anrede in Briefen oder E-Mails gilt das Gleiche wie bei der persönlichen Ansprache“, sagt Schaumann. „Sehr geehrter Professor Müller“ sei die angemessene Form. Am Ende sollte die passende Grußformel nicht fehlen, etwa „Mit freundlichen Grüßen“. Und ansonsten gilt, sich kurzzufassen. „Je genauer und auf den Punkt ich mein Anliegen formuliere, desto schneller bekomme ich Antwort“, sagt Vornberger.

5. In der Sprechstunde: Wo setze ich mich hin?

Wer auf Nummer sicher gehen wolle, wartet, bis ihm der Professor einen Platz anbietet. Prinzipiell sitze es sich ums Eck am besten, so Schaumann. In dieser Position können beide während der Unterhaltung Blickkontakt halten. Das sei einer guten Atmosphäre sehr förderlich. „Nebeneinander sitzend muss man sich immer nach rechts oder links drehen, um den Nebenmann auch mal anschauen zu können. Dem anderen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen, hat etwas von Inquisition. Alles etwas ungünstig.“

6. Gute Vorbereitung ist unabdingbar

Vielen Studenten treibt die Sprechstunde beim Prof. den Angstschweiß auf die Stirn. Zu unrecht, sagt Vornberger. „Schlimmer als beim Zahnarzt ist das auch nicht.“ Andererseits sollte man diesen Termin nicht auf die leichte Schulter nehmen. Unvorbereitet zu sein - das geht für Vornberger gar nicht. „Das wirkt desinteressiert. Schließlich hat er sich extra Zeit genommen.“ Eine gute Vorbereitung sei deshalb schon die halbe Miete. Fragen, die einem wichtig sind, könne man sich auch gern auf einem Zettel notieren, so Vornberger. „Das zeigt dem Professor: Da hat sich jemand einen Kopf gemacht und will die Sprechstunde so gut wie möglich nutzen.“

7. Was im Hörsaal gar nicht geht

Auf den ersten Blick wirkt es nicht so, als sei ein Professor während der Vorlesung leicht abzulenken. „Aber Unruhe auf den Rängen nervt Dozenten gewaltig“, sagt Kiesow. Auf der Hitliste der Störfaktoren ganz oben: Studenten, die zu spät kommen oder früher gehen.

Auch Quatschen mit dem Nebenmann und Surfen auf dem Laptop kommt bei Professoren nicht gut an, sagt Vornberger. Schließlich wisse der Dozent ja nicht, um welches Thema es dabei gehe - den Stoff seines Unterrichts oder etwas ganz anderes. „Eine Vorlesung ist nun mal kein Actionfilm mit Specialeffects. Trotzdem sollte man sich bemühen, der Veranstaltung von Anfang bis Ende zu folgen.“ (dpa)

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