Metall-NRW-Chef Kirchhoff„Wir werden die Inflation nicht ausgleichen können“

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Arbeitgeberpräsident Arndt G. Kirchhoff beim Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Düsseldorf – In einer Woche beginnen die Verhandlungen zu einem neuen Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie. Die Gewerkschaft IG Metall wird aller Voraussicht nach eine Lohnerhöhung von acht Prozent fordern.

Dem erteilte der Verband der Metall- und Elektroindustrie in NRW eine deutliche Absage. „Acht Prozent Lohnerhöhung sind absolut unverträglich in dieser Zeit und überhöht“, sagte Arndt Kirchhoff, Präsident von Metall NRW und Unternehmer NRW bei einem Hintergrundgespräch mit verschiedenen Medienvertretern in Düsseldorf.

„Wir werden die Inflation nicht ausgleichen können.“ Die Tarifpartner hätten die große Verantwortung, eine Preis-Lohn-Spirale zu verhindern. Dies sei die höchste Forderung seit 2008.

Steuerfreie Sonderzahlungen als Alternative

Eine attraktive Alternative zu großen generellen Lohnerhöhungen im hohen einstelligen Bereich sind laut dem Arbeitgeberführer Einmalzahlungen. „Solche Sonderzahlungen, die im besten Falle für die Arbeitnehmer steuerfrei sind und die Arbeitgeber keine Sozialabgaben, kosten sind ein Gewinn für beide Seiten“, sagt Kirchhoff.

Auf die Frage, ob dabei am Ende nicht der Staat zu kurz komme, sagte der Unternehmer: „Der Staat nimmt ja allein durch die Inflation über die Mehrwertsteuer mehr Steuern ein, für NRW sind das bis zu 20 Prozent.

Kirchhoff beschrieb die Lage vieler NRW-Unternehmen aus dem Metall- und Elektrobereich als kritisch. „Die Lage ist sehr ernst. Um Weihnachten herum hofften wir auf eine Entspannung, doch der Krieg in der Ukraine hat uns in außergewöhnliche Zeiten geführt“, sagte Kirchhoff.

„Energiekrise macht uns die meisten Sorgen“

Die Belastungen kämen von verschiedenen Seiten. „So schwierig war es noch nie, das wird ein ziemlicher Spagat für unsere Branchen werden.“ Viele Unternehmen kämpften mit Lieferproblemen und der Tatsache, dass sich das Angebot an Fachkräften verschoben hätte. Zugleich müsse die digitale Transformation vorangehen. „Aber vor allem leiden viele Firmen unter den gestiegenen Kosten für Gas und Strom.“ Die Preise für Energie seien um 242 Prozent gestiegen, die für Stahl hätten sich verdoppelt. „Die Energiekrise macht uns die meisten Sorgen.“

Kirchhoff warnt davor, dass sich die Lage mancher Unternehmen noch verschärfen werde. Angesichts immer weiter steigender Preise würden die Verbraucher sparen. „Der nachvollziehbare Konsumverzicht wird über kurz oder lang die Unternehmen treffen“, sagt er.

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Mit Blick auf Streiks im bevorstehenden Arbeitskampf warnte Kirchhoff die Gewerkschaften zur Vorsicht. Maßnahmen des Arbeitskampfes könnten von manchen Gruppen mit den Demonstrationen von Splittergruppen verwechselt werden, die seit der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vermehrt auf die Straße gingen. „Wir dürfen den gelebten Zusammenhalt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern grade jetzt nicht verlieren.“

Die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die verbliebenen Kernkraftwerke nur in Reserve zu halten anstelle eines Streckbetriebes kritisiert Kirchhoff deutlich. „Wir müssen das Energieangebot vergrößern, egal welches. Die Atomkraftwerke müssen weiterlaufen im Streckbetrieb“, so Kirchhoff.

Stattdessen sollten Gaskraftwerke, die nur der Stromerzeugung dienen, heruntergefahren werden. „Habeck muss seine Entscheidung zum Reservebetrieb korrigieren, wir sind in einer Notlage“, forderte Kirchhoff. Bei Metall sind 2000 Unternehmen Mitglied. Sie beschäftigen mehr als 700 000 Menschen im Land, 450 000 davon tarifgebunden. Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober aus, danach sind Warnstreiks möglich.

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