Aufstieg des RüstungskonzernsRheinmetall steht nach mehrmaligem Scheitern vor Einzug in den Dax

Lesezeit 2 Minuten
Ein Leopard 2A6 des Panzerbataillon 203 der Bundeswehr fährt über den Truppenübungsplatz Senne.

Der Leopard II-Panzer von Rheinmetall ist ein begehrtes Exportprodukt. (Archivbild)

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern wurde binnen eines Jahres vom Schmuddelkind zum Börsenliebling. Nun könnte er in den Dax aufsteigen.

Über viele Jahre wurden Deutschlands Rüstungskonzerne von der Öffentlichkeit schief angeguckt. Man könnte auch sagen: Sie waren die Schmuddelkinder der deutschen Wirtschaft. Wer dort gearbeitet hatte, musste sich unter Umständen beim nächsten Job erklären. Schließlich bauen Rüstungsfirmen Waffen, und die töten Menschen. So kam es, dass Waffenschmieden wie Rheinmetall im Grunde permanenten Protesten ausgesetzt war. Demonstrationen mit Plakaten wie „Rheinmetall entwaffnen“ vor der Düsseldorfer Zentrale gehörten zum wöchentlichen Bild.

Dann kam der 24. Februar 2022. Putins Russland überfiel die Ukraine. Ein Krieg mitten in Europa machte viele Pazifisten binnen kurzer Zeit zu Menschen, die nach mehr Rüstung für die Bundeswehr und schweren Waffen für die Ukraine riefen. 100 Milliarden für die Bundeswehr waren schnell beschlossen. Aus den Schmuddelkindern waren gern gesehener Geschäftspartner geworden. Rheinmetallchef Armin Papperger, mit dem sich manche Politiker vor dem Überfall auf die Ukraine ungern fotografieren ließen, wurde zu einem der begehrtesten Interviewpartner.

Leopard II-Panzer: deutsche Waffen sind aktuell im Inland und Ausland gefragt wie nie

Denn: deutsche Waffen sind aktuell im Inland wie im Ausland gefragt wie nie. Ob Leopard II, Schützenpanzer Marder und Puma oder die Panzerhaubitze 2000 – alle diese inzwischen fast jedermann bekannten Produkte stammen aus dem Hause Rheinmetall – oder einer Kooperation der Düsseldorfer mit KMW.

Auch wenn es beim 100-Milliarden-Paket offenbar ruckelt, Rheinmetall stellt sich auf „gute“ Jahre ein. Der größte Rüstungskonzern Deutschlands hat rund 29.500 Mitarbeiter, davon 15.000 im Inland. Die Firma hat im vergangenen Jahr Stellen aufgebaut. Das Geschäft brummt. Die wirtschaftlich positive Perspektive liegt auch an einer steigenden Nachfrage aus anderen Nato- und EU-Staaten. Der Angriff Russlands auf die Ukraine habe „nochmals für eine stärkere und schnellere Nachfrage gesorgt“, sagt ein Rheinmetall-Sprecher.

„Vor uns liegen Jahre des starken Wachstums.“ Man nähere sich einem Auftragsbestand von 30 Milliarden Euro, der im kommenden Jahr auf 40 Milliarden wachsen solle. Als eine der wenigen Firmen hat Rheinmetall bereits einen kleinen Auftrag aus dem Sondervermögen bekommen. Hierbei ging es um Schutzausstattung für Soldaten. Mit Blick auf künftige Bestellungen des Bundes heißt es: „Wir rechnen mit großen Aufträgen im Bereich der Munition, der Gefechtsfahrzeuge oder auch der weiteren Digitalisierung.“

96 Euro kostete eine Rheinmetall-Aktie Anfang Februar 2022. Gestern notierte sie bei 243 Euro – ein Plus von 150 Prozent binnen Jahresfrist. Rheinmetall könnte nun nach mehrmaligem knappen Scheitern im März nun doch in den Dax aufsteigen. Ihre Entscheidung gibt die Deutsche Börse am Freitagabend nach amerikanischem Börsenschluss bekannt.

KStA abonnieren