BiermarktAlkoholfreies Kölsch wenig gefragt

Lesezeit 3 Minuten
Kölsch im Glas am Fischmarkt in der Altstadt.

Kölsch im Glas am Fischmarkt in der Altstadt.

Die Menschen in Nordrhein-Westfalen trinken zwar mehr alkoholfreies Bier, doch die Kölsch-Brauereien profitieren nicht davon.

Während der Bierabsatz in Nordrhein-Westfalen seit Jahren sinkt, wird ein Brauereiprodukt immer begehrter: alkoholfreies Bier. Dessen Absatzmenge stieg 2023 gegenüber dem Vorjahr um 21,5 Prozent. In 22 Brauereien des Landes seien 1,2 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier sowie alkoholfreie Biermischgetränke mit einem Absatzwert von 133 Millionen Euro produziert worden, teilte das Statistische Landesamt (IT-NRW) diese Woche zum „Tag des deutschen Bieres“ mit.

Im Schnitt 108 Liter Bier pro Kopf

Alkoholhaltiges Bier dominiert mit 16,2 Millionen Hektolitern zwar noch immer die Bierproduktion, wenngleich die abgesetzte Menge um 1,2 Prozent abnahm. Verglichen mit 2015 sind es sogar neun Prozent weniger (minus 1,6 Millionen Hektoliter). Dafür stieg der Umsatz um fast 16 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro.

„Rein rechnerisch entfielen im Jahr 2023 auf jede volljährige Person Nordrhein-Westfalens etwa 108 Liter alkoholhaltiges und acht Liter alkoholfreies Bier“, bilanzierte IT-NRW. Der Anteil der nordrhein-westfälischen Brauereien an der bundesweiten Produktion von Bier mit (22,4 Prozent) und ohne Alkohol (22,1 Prozent) sei leicht gestiegen. Mehr als die Hälfte des in NRW produzierten Bieres (61,8 Prozent) wurde im Regierungsbezirk Arnsberg gebraut.

Bierabsatz und Länge der Karnevalssession hängen zusammen

Auch in Köln war der Bierabsatz zu Beginn des Jahres rückläufig. Wie Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“  mitteilte, wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 546.000 Hektoliter Kölsch gebraut. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 565.000 Hektoliter. Das entspricht einem Rückgang von etwa 3,3 Prozent.

Kerner zeigt sich im Interview nicht besorgt über den Absatzrückgang auf dem Kölsch-Markt. „Dieser Rückgang ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Karnevalssaison 2023 verglichen mit anderen Jahren außerordentlich kurz war“, sagt Kerner. In der Fastenzeit nach Karneval würden viele potenzielle Kölsch-Trinker Alkohol fasten.

Terminierung und Länge der Kölner Karnevalssession sind abhängig vom Datum des Aschermittwochs. Dieser ist stets am 46. Tag vor Ostern. Laut christlicher Festlegung ist Ostern der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr. Die Karnevalssession dauerte im Winter 2023/2024 vom 11. November bis zum 14. Februar und hatte demnach nur 95 Tage - die kürzeste Session seit 2016. Im Vorjahr ging sie bis zum 22. Februar und dauerte damit 103 Tage. Die nächste Session wird mit 114 Tagen sogar extrem lang

Alkoholfreies Kölsch hat bislang keinen Markt

Anders als beim NRW-Durchschnitt spielt alkoholfreies Bier beim Kölsch-Markt immer noch eine untergeordnete Rolle. So liegt der Anteil laut Verbandschef Kerner nur bei o,97 Prozent. Aktuell haben mindestens die drei großen Kölner Brauereien Früh, Gaffel und Reissdorf ein alkoholfreies Kölsch im Angebot.

Die Brauerei zur Malzmühle hat im April 2022 ihr erstes alkoholfreies Bier unter dem Namen „Mühlen Freibier“ auf den Markt gebracht. Die Brauerei Früh bewirbt ihr Produkt damit, dass es das erste Kölsch mit tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol ist. Auch Gaffel hat inzwischen ein 0,0er-Kölsch im Sortiment. Meist enthält „alkoholfreies Bier“ noch eine geringe Menge Restalkohol, die auch gesetzlich bis zu einem Gehalt von 0,5 Volumen-Prozent als „alkoholfrei“ toleriert wird. Der Alkoholgehalt liegt je nach Herstellungsverfahren zwischen 0,0 und 0,5 Volumen-Prozent.

KStA abonnieren