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Bis 2029 in LeverkusenBayer verlängert Vertrag mit Vorstandschef Bill Anderson

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ARCHIV - 10.12.2024, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, sitzt bei einem Fototermin in der Zentrale des Unternehmens. (zu dpa: «Bayer-Chef bekommt Vertrag verlängert») Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bill Anderson führt Bayer seit Juni 2023.

Der Vertrag des US-Amerikaners wurde um drei Jahre verlängert. Aufsichtsrat bescheinigt dem Manager Fortschritte in Problemfeldern.

Bayer-Vorstandschef Bill Anderson soll den Leverkusener Konzern drei weitere Jahre führen. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, den Vertrag des US-amerikanischen Managers vorzeitig bis Ende März 2029 zu verlängern, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Sein ursprünglicher Vertrag wäre am 31. März 2026 geendet.

Bill Anderson übernahm Bayer 2023 in einer schwierigen Lage, sein Vorgänger Werner Baumann hatte glücklos agiert und sich mit der 57 Milliarden Euro teuren Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto milliardenschwere Rechtsrisiken aus dem Verkauf des Unkrautvernichters Glyphosat aufgehalst. Bis heute stellen diese Altlasten Bayer vor Probleme. In der Mitteilung heißt es hierzu, man verfolge bei der „signifikanten Eindämmung von Rechtsrisiken ... eine mehrgleisige Strategie, die Schritt für Schritt umgesetzt wird“.

Erst kürzlich hat Bayer den Supreme Court der USA eingeschaltet und will damit das Problem der 67.000 noch offenen Klagen krebskranker Glyphosat-Nutzer aus der Welt schaffen. In 114.000 Fällen hat der Konzern bereits gütliche Einigungen erzielt. Bayer hat beim obersten Gericht der Vereinigten Staaten nun die Überprüfung eines Falls aus dem Jahr 2023 beantragt. Das Urteil der Geschworenen beruhte damals nur auf der Annahme, dass das Gesetz im US-Bundesstaat Missouri eine Krebswarnung bei Glyphosat vorschreibe. Die Jury urteilte, dass Bayer zu einer Krebswarnung verpflichtet gewesen sei und sprach dem Kläger 1,25 Millionen Dollar zu.

Die Leverkusener sind allerdings felsenfest überzeugt: Die US-Umweltbehörde EPA lehnt eine solche Warnung ab und habe das Pflanzenschutzmittel ohne entsprechende Auflage zum Verkauf freigegeben. Im Kern geht es also um die Frage, ob Klagen wegen fehlender Krebs-Warnhinweise auf der Verpackung des Spritzmittels durch US-Bundesrecht ausgeschlossen sein könnten. „Wenn auf Basis des Rechts in einzelnen Bundesstaaten eine Warnung ergänzt würde, stünde das im Widerspruch zum Bundesgesetz. Das könnte zu 50 verschiedenen Produktlabeln für glyphosatbasierte Herbizide in den einzelnen Bundesstaaten führen“, heißt es von Bayer. Bekommt Bayer Recht, wären entsprechende Klagen mit einem Mal vom Tisch. Das wäre der seit Jahren ersehnte Befreiungsschlag des Konzerns. Bayer hofft auf eine Entscheidung bis Juni 2026.

Der Chemieingenieur Anderson, der zuvor beim Pharmahersteller Roche gewesen war, setzt auf starken Personalabbau und auf eine Verschlankung der Arbeitsabläufe – viele Führungsstellen wurden gestrichen und Hierarchien abgebaut, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen eigenverantwortlicher arbeiten und sich besser intern vernetzen. Die Zahl der Management-Positionen hat sich zuletzt halbiert, teilte Bayer mit.

Seit seinem Amtsantritt wurden der Mitteilung zufolge 11.000 Stellen eingespart, zuletzt hatte Bayer rund 91.000 Stellen. Am Heimatstandort Leverkusen hat das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren fast 900 Stellen gestrichen, derzeit gibt es dort noch rund 5800 Vollzeitstellen. Als Folge des Stellenabbaus und der neuen Organisationsstruktur sollen die Kosten des Konzerns im Jahr 2026 um zwei Milliarden Euro gesenkt sein, hierbei sieht sich Bayer auf gutem Weg. Die tiefgreifende Transformation komme voran.

„Bill Anderson hat die richtigen Weichen gestellt und mit einem umfassenden Programm den Turnaround initiiert. Unter seiner Führung soll der eingeschlagene Weg in dieser wichtigen Phase für das Unternehmen konsequent fortgeführt werden“, sagte Bayers Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann am Mittwoch zur Vertragsverlängerung.

An der Börse ist der Aktienkurs des Leverkusener Traditionsunternehmens in den vergangenen Jahren tiefer und tiefer gesunken, in Andersons Amtszeit als Vorstandsvorsitzender hat sich der Wert eines Anteilscheines in etwa halbiert. Der Tiefpunkt scheint aber überstanden zu sein, in den vergangenen Monaten ging es spürbar bergauf auf – seit April um circa acht Euro auf mehr als 27 Euro. Für langjährige Anleger dürfte das nur ein Wermutstropfen sein - 2015 waren es zeitweise mehr als 140 Euro gewesen. (mit dpa)