Caravan-BrancheWohnmobile wieder schneller lieferbar – Düsseldorfer Messe startet bald

Lesezeit 4 Minuten
Wohnmobil von Fiat

Kastenwagen wie dieser Fiat Ducato sind aktuell besonders gefragt

Nach Jahren des Booms normalisiert sich der Markt für Wohnmobile etwas. Elektro-Wohnmobile sind aber noch Zukunftsmusik. 

Die Coronapandemie mit ihren Reise- und Kontaktbeschränkungen bescherte der Caravaning-Branche einen unvergleichlichen Boom. Zwischen 2020 und 2022 waren viele Modelle gar nicht lieferbar. Und mit den Lieferzeiten stiegen die Preise in fantastische Höhen, besonders bei jungen, gebrauchten Wohnmobilen.

Im Jahr 2022 folgte die Ernüchterung. Die Zahl neu zugelassener Wohnmobile fiel um 18 Prozent auf 66.500. Die Branche trug das aber mit Fassung. Marktbeobachter hatten einen krasseren Absturz prognostiziert.

Nun folgt die Normalisierung. Laut Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravan Industrie-Verbandes (CIVD), stieg die Zahl neuer Reisemobile in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres leicht um 4,5 Prozent auf 49.000 Fahrzeuge. Die Zahl neuer Wohnwagen sank dagegen um 3,1 Prozent auf 39.000.

Mehr als 1,6 Millionen Fahrzeuge

Insgesamt steigt die Zahl von Freizeitfahrzeugen in Deutschland seit Jahren an, weil selbst ältere Gebrauchte nicht aus dem Markt verschwinden. So gibt es aktuell in der Bundesrepublik knapp 1,6 Millionen Fahrzeuge, die angemeldet sind, ein Plus von 5,9 Prozent. Erstmals übersteigt die Zahl der Wohnmobile mit 838.000 die der Wohnwagen (756.000).

De facto dürfte die Zahl aber noch weit darüber liegen. Denn Wohnmobile können laut CIVD auch als Pkw, Lkw oder Büromobil angemeldet sein, wodurch sie in der genannten Statistik nicht enthalten sind. Viele Wohnwagen sind gar nicht angemeldet und stehen dauerhaft und fest auf Campingplätzen, so dass auch dort die echte Zahl deutlich höher sein dürfte.

Die aktuellen Lieblinge der deutschen Camper sind sogenannte Kastenwagen mit einem Marktanteil von 57 Prozent bei den Wohnmobilen. Damit sind Fahrzeuge gemeint, die einem Lieferwagen ähneln und deren Karosserie praktisch unverändert ist. Betten, Schränke und Küche sind darin fest eingebaut.

Teilweise sind Fahrzeuge bei den Händlern wieder sofort lieferbar
Daniel Onggowinarso, Caravan-Industrieverband

Rund ein Drittel der Wohnmobile sind Teilintegrierte. Dabei bleibt nur das Fahrerhaus des Basisfahrzeugs, auf den ein bewohnbarer Aufbau kommt. 6,8 Prozent der Fahrzeuge haben einen Alkoven, also Betten über dem Fahrerhaus. Knapp vier Prozent sind integrierte. Dort wird auf das Fahrgestell ein komplettes Wohnmobil konstruiert, vom Basisfahrzeug ist von außen praktisch nichts erkennbar. Der Rest fällt in die Kategorie „Sonstige“, meist Pick-ups mit einer abnehmbaren Wohnkabine oder Spezialfahrzeuge.

Laut Onggowinarso gibt es aktuell weniger Lieferprobleme als in den zurückliegenden Jahren. Besonders Kastenwagen und Kleinbusse mit Ausbau seien schneller lieferbar. „Wer keinen großen Wert auf eine individuelle Konfigurierung legt, kann die Fahrzeuge zum Teil direkt beim Händler mitnehmen“, so der CIVD-Chef. Die Lieferung von Chassis für die Vollintegrierten sei aber noch problematisch, was zu Lieferzeiten und Verzögerungen führt.

Der Trend zur Elektrifizierung, wie man ihn bei Pkw beobachtet, ist bei den Wohnmobilen noch nicht so deutlich erkennbar. Lediglich bei Kleinbussen werden überhaupt Modell angeboten. Zurzeit arbeitet die Branche an einer Gesetzesänderung auf EU-Ebene. Man will erreichen, dass Wohnmobile bis 4,25 Tonnen von Besitzern der Auto-Führerscheinklasse B gefahren werden dürfen. Bislang liegt die Grenze dort bei 3,5 Tonnen (für Menschen, die ihren Auto-Führerschein bis 1999 gemacht haben).

„Wir brauchen die Erhöhung auf 4,25 Tonnen, wenn wir tatsächlich Reisemobile mit elektrischem Antrieb auf den Markt bringen wollen“, sagt Onggowinarso. E-Wohnmobile seien aber heute grundsätzlich noch Zukunftsmusik, weil sie um bis zu 30 Prozent teurer wären als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Außerdem seien die Hersteller der entsprechenden Basisfahrzeuge heute eher an den Bedürfnissen der Lieferdienste orientiert, und das bedeutet: geringe Reichweite.

Vom 25. August bis zum 3. September findet in Düsseldorf wieder der Caravan-Salon statt, die mit Abstand größte Campingmesse der Welt. „In 16 Hallen und auf dem Freigelände des Düsseldorfer Messegeländes werden sich auf 250.000 Quadratmetern über 750 nationale und internationale Aussteller präsentieren“, sagt Stefan Koschke, Direktor des Caravan-Salons.

Die Messe-Hallen sind dann von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet für Erwachsene am Wochenende 19 Euro, werktags 17 Euro, für Kinder (sechs bis zwölf Jahre) kostet das Tagesticket am Wochenende 8 Euro und werktags 6 Euro. Der erste Messetag (25. August) wird als Preview-Day mit beschränkter Gästezahl vermarktet. Die Preise liegen für Erwachsene bei 35 Euro (ermäßigt 30 Euro), Kinder von 6 bis 12 Jahren zahlen 8 Euro. Tickets sind nur online erhältlich unter www.caravan-salon.de, nicht mehr vor Ort.

KStA abonnieren