85 Cent pro BriefDeutsche Post will Porto für Privatkunden erhöhen

Lesezeit 3 Minuten
Briefträger der Deutschen Post

Briefträger der Deutschen Post

Bonn – Die Deutsche Post will Anfang 2022 die Preise für den Versand von Briefen und Postkarten erhöhen. Wie der Bonner Konzern am Mittwochmittag bekanntgab, sollen Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibriefe je fünf Cent teurer werden.

Ein Standardbrief würde dann 85 statt wie bisher 80 Cent kosten. Das Porto für Postkarten soll sogar um zehn Cent von 60 auf 70 Cent steigen. Die Preise stehen noch unter Vorbehalt, da sie von der Bundesnetzagentur genehmigt werden müssen.

Bundesnetzagentur bestimmt Spielraum

Die Bundesnetzagentur ist es auch, die den Spielraum festlegt, innerhalb dessen die Deutsche Post überhaupt ihre Preise erhöhen darf. Das hat die Behörde, die in Bonn nicht unweit des Posttowers angesiedelt ist, am Mittwochmorgen getan: Sie teilte mit, dass die Deutsche Post ihre Briefpreise um insgesamt 4,6 Prozent anheben dürfe.

„Die beabsichtigte Entscheidung gibt der Deutschen Post Raum für moderate Preiserhöhungen bei den Privatkundenporti in den nächsten drei Jahren", sagte Jochen Hormann, Präsident der Bundesnetzagentur, am Mittwoch. 2018 hatte die Bundesnetzagentur noch einen Spielraum von 8,86 Prozent und damit fast das doppelte gestattet.

Post beklagte höhere Kosten

Die Deutsche Post machte am Mittwoch deutlich, dass sie diese 4,6 Prozent für zu niedrig angesetzt hält. Sie seien „weniger als der Ausgleich der zwischenzeitlich eingetretenen Lohnkostensteigerungen und erst recht kein Ausgleich für die in den nächsten Jahren zu erwartende Steigerung der Stückkosten“.

Als Gründe für die gestiegenen Kosten nennt der Konzern die höhere Inflation, Zusatzkosten für einen klimafreundlicheren Briefdienst und die weiter sinkende Briefmenge. Sie geht jährlich um etwa zwei bis drei Prozent zurück, auch wenn sie zuletzt aufgrund der einsetzenden Pandemie-Erholung kurzfristig wieder leicht stiegen.

Streit ums Porto

Um die Höhe des Briefportos gab es in der Vergangenheit immer wieder Streit. Die Genehmigungen der Portoerhöhungen von 2015 und 2019 erklärten Gerichte später für rechtswidrig, weil sie von der Bundesregierung durch Verordnungen ermöglicht wurden – den Richtern zufolge aber durch ein Gesetz hätten legitimiert werden müssen. Das holte die Politik zu Beginn des Jahres mit einem Postgesetz nach, was ebenfalls nicht unumstritten ist. Denn die dort festgehaltenen Änderungen erleichtern der Post die Portoerhöhung. 

Die Deutsche Post nimmt als teilstaatlicher Konzern eine Doppelrolle ein: Auf der einen Seite ist sie einer der umsatzstärksten Logistikkonzerne der Welt – auf der anderen Seite erfüllt sie eine Daseinsvorsorge und ist dazu verpflichtet, Briefe auch dort zuzustellen, wo es sich wirtschaftlich betrachtet nicht für sie lohnen würde.

Konkurrenz übt Kritik

Die Konkurrenz aus dem Paketgeschäft beklagt, dass der Bonner Konzern sich das zunutze machen kann: „Die Post hat die Möglichkeit im regulierten Briefbereich hohe Gewinne zu erzielen. Diese Einnahmen können in den hart umkämpften Paketbereich geschoben werden“, sagte Marten Bosselmann, Vorsitzender des Verbands Biek, Anfang des Jahres. Bei Biek sind Dienstleister wie Hermes, DPD und GLS organisiert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Paketbereich boomen die Geschäfte der Deutschen Post derzeit wie nie zuvor: Im Quartalstakt veröffentlicht der Konzern derzeit neue Rekordzahlen, die vor allem auf die großen Wachstumsraten im Onlinehandel zurückgehen. Im ersten Halbjahr betrug der operative Gewinn fast vier Milliarden Euro.

„Wenn man ein paar Jahre zurückdenkt, hätten wir uns darüber als ein sehr gutes Jahresergebnis gefreut“, sagte Finanzvorständin Melanie Kreis bei der Vorstellung der Zahlen im August. Für 2021 rechnet die Deutsche Post mit einem Ergebnis von mehr als sieben Milliarden Euro.

KStA abonnieren