50 Millionen Euro Verlust wegen CoronaKölner Motorenbauer Deutz streicht 1000 Stellen

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Deutz-Logo am Firmensitz in Porz

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Köln – Der mit Wucht von der Corona-Krise getroffene Kölner Motorenbauer Deutz baut konzernweit 1000 Stellen ab. Das teilte das Unternehmen am Dienstag bei Vorlage der Zahlen des ersten Halbjahres 2020 mit. Die Auswirkungen der Pandemie führten demnach in den ersten sechs Monaten des Jahres zu einem Umsatzrückgang von 33 Prozent. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 verkaufte Deutz gut 27 Prozent weniger Motoren. Operativ verlor der Konzern von Januar bis Juni fast 50 Millionen Euro, nach Zinsen und Steuern stand beim Hersteller von Antrieben für Land- und Baumaschinen ein Verlust von mehr als 52 Millionen Euro in den Büchern.

100 Millionen Euro sollen gespart werden

Im März des vergangenen Jahres – damals hatte der Motorenbauer gerade erst hervorragende Geschäftszahlen vorgelegt – sagte Deutz-Vorstandschef Frank Hiller im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ noch, in Köln sei das Unternehmen vorsichtig mit Neueinstellungen, „weil wir nicht entlassen wollen, wenn die Zeiten wieder schwieriger werden“. Vielleicht rechnete Hiller damals mit konjunkturellen Schwächen, mit der weltweit schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg aber sicher nicht.

„Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globale Wirtschaft und damit auch auf unser Motorengeschäft sind nicht von der Hand zu weisen“, sagte Hiller nun. Derzeit könne niemand vorhersehen, wie die Krise weiter verlaufen werde. 500 Angestellte befänden sich derzeit noch in Kurzarbeit, die Deutz-Produktion laufe lediglich im Ein-Schicht-Betrieb.

Hinzu kommen weitere Effekte, die Deutz in den vergangenen Monaten schlechte Zahlen bereitet haben. Neben einem laut Hiller „ohnehin herausfordernden Marktumfeld“ betrifft das vor allem Lagerbestände bei den Abnehmern von Deutz-Produkten: So hatten sich Kunden vor Inkrafttreten der aktuellen Emissionsrichtlinie mit älteren Motorenbaureihen eingedeckt, die sie nun noch verbauen oder verkaufen, bevor sie neue Antriebe ordern. Positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr der weniger stark von der Krise getroffene Markt für Elektromotoren der Deutz-Tochter Torqeedo. Doch deren Umsatzbeitrag ist noch gering, das junge Geschäft wohl erst 2021 profitabel.

380 Stellen schon abgebaut

Nun muss Deutz also sparen – ab Ende 2022 sollen die Kostenreduktionen jährlich rund 100 Millionen Euro betragen. Neben der Senkung von Sachkosten soll das vor allem durch geringere Personalkosten gelingen. „Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein und das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten, ist es unerlässlich, bestehende Prozesse und Strukturen immer wieder aufs Neue auf den Prüfstand zu stellen“, sagte Hiller.

Im ersten Halbjahr wurden nach Angaben des Kölner Traditionsunternehmens bereits 380 Stellen von Leiharbeitnehmern abgebaut. 350 weitere Arbeitsplätze sollen an den deutschen Standorten wegfallen. Die weiteren zur Disposition stehenden Jobs sollen bis Ende 2022 im Zuge des Auslaufens befristeter Verträge sowie durch natürliche Fluktuation abgebaut werden.

Ende Juni beschäftigte Deutz weltweit 4673 Mitarbeiter, davon 2623 am Köln-Porzer Stammsitz. Deutschlandweit arbeiten 3439 Menschen für den Motorenhersteller, der zweitgrößte Standort ist Ulm mit 486 Angestellten.

Deutz verhandelt seit Monaten

Bereits seit mehreren Monaten verhandelt das Unternehmen mit den Arbeitnehmervertretern über die Details des Jobabbaus. In welchen Abteilungen Jobs gestrichen werden, ob nur die Verwaltung oder auch die Produktion in großem Maße betroffen ist, ist bis jetzt noch unklar. Bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte Deutz-Chef Hiller jedoch bereits, der Großteil der zur Disposition stehenden Jobs werde am größten Standort in Köln wegfallen. Der Manager sagte, oberstes Ziel sei es, „betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung zu finden“.

Mit Blick auf aktuelle Unsicherheiten sieht sich Deutz derzeit außerstande, eine Prognose für das Gesamtjahr zu formulieren. Vorstandschef Hiller bekräftigte aber, weiter am Zwei-Milliarden-Euro-Umsatzziel für das Jahr 2022 festzuhalten. Insbesondere eine verstärkte Internationalisierung und der Ausbau des margenattraktiven Servicegeschäfts sollen dabei helfen.

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In den Zukunftsplänen spielt außerdem China eine immer größere Rolle. Das dort Ende 2018 neu ausgerichtete Geschäft, in dessen Zentrum eine Kooperation mit Sany, dem größten Baumaschinen-Konzern des Landes, steht, soll 2022 bereits 800 Millionen Euro Umsatz bringen. Und auch auf die europäische Fertigung wirkt sich der Erfolg wohl aus: Die in China bislang lediglich für den chinesischen Markt gefertigten Motorenbauteile kämen künftig auch für andere Standorte in Betracht, so Hiller.

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