Die Brauerei zur Malzmühle trennt sich von der Marke Mühlen Kölsch. Man wolle sich auf die Gastronomie fokussieren und das Brauen Gaffel überlassen, heißt es.
Gaffel übernimmtMalzmühle stellt Produktion von Mühlen Kölsch ein

Mühlen Kölsch wird künftig von der Brauerei Gaffel produziert und vertrieben.
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Die traditionsreiche Kölsch-Marke Mühlen kommt künftig nicht mehr von der Brauerei zur Malzmühle, sondern von Konkurrent Gaffel. Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft soll Gaffel die Markenrechte sowie die Produktion und den Vertrieb der Marke Mühlen Kölsch übernehmen. Malzmühle wolle sich auf die Gastronomie fokussieren und das Brauen Gaffel überlassen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ exklusiv aus Unternehmenskreisen erfuhr.
Damit einhergehen den Informationen dieser Zeitung zufolge auch Stellenstreichungen: Rund 20 von 250 Stellen sollen wegfallen. Die Mühlen-Kölsch-Mitarbeitenden wurden am Montagnachmittag in einer Betriebsversammlung über die Entscheidung informiert, Gaffel wird seine Beschäftigten am Dienstag unterrichten.
Malzmühle will sich auf Gastronomie konzentrieren
„Mühlen gehört im Kölschmarkt zu den beliebtesten Marken“, sagt Heinrich Philipp Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Gaffel, laut einer noch nicht veröffentlichten Pressemitteilung, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. „Wir freuen uns, dass wir dieses imagestarke Kölsch nun begleiten werden. Mit dieser Partnerschaft bündeln zwei traditionsreiche Familienunternehmen ihre Kompetenzen.“
Wie Gaffel-Marketing-Chef Thomas Deloy auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, seien die Verträge am Montag unterschrieben worden. Der operative Übergang sei für den 1. September vorgesehen. Weitere Einzelheiten, etwa über zukünftige Strategien und Erwartungen, wollte die Brauerei noch nicht mitteilen.
Auch Melanie Schwartz, Geschäftsführerin der Brauerei zur Malzmühle, sieht in der Kooperation einen wichtigen Schritt: „Mit Gaffel haben wir den starken Partner gefunden, der über Erfahrung und Reichweite im Markt verfügt. Wir konzentrieren uns künftig auf unsere selbst betriebenen Gastronomien.“ Dazu gehören am Heumarkt das Brauhaus zur Malzmühle, das Anno 1858 und die Mühlenbar sowie der Kölsche Boor am Eigelstein, das Brauhaus Pütz am Rudolfplatz und die Brauwelt Köln.
Die Familienbrauerei zur Malzmühle wurde 1858 gegründet und ist noch immer im Familienbesitz. Das am Heumarkt betriebene Brauhaus gehört zu den bekanntesten Brauhäusern Kölns und ist unter anderem aufgrund des Besuchs des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton im Jahre 1999 weit über die Grenzen Kölns bekannt.
Marke Sünner bleibt bei Malzmühle
Neben den eigenen Gastronomien wird auch die Sünner-Brauerei in Kalk wie gewohnt von der Brauerei zur Malzmühle weitergeführt. Hier werden Sünner-Kölsch, Sünner-Biere und Bierspezialitäten gebraut. Ebenso werden dort die Premium-Limonade „Kölsches Wasser“ und die hauseigenen Spirituosen produziert. Die Familienbrauerei Sünner ist die älteste Kölsch-Brauerei, gegründet 1830, und wird in mittlerweile sechster Generation geführt. Zugleich ist die Sünner Brennerei die älteste eingetragene Weizenkornbrennerei in Köln und die einzige, in der der gesamte Herstellungsprozess von der Maische über die Destillation bis zur Abfüllung durchlaufen wird.
Durch die Übernahme der Markenrechte und Produktion von Mühlen durch Gaffel schreitet die Konsolidierung auf dem Kölsch-Markt voran. Erst im Januar 2022 hatte die Brauerei zur Malzmühle die Sünner Brauerei in Köln-Kalk übernommen. Damals hieß es, dass Mühlen seine Kräfte in Kalk bündeln wolle. So hatte die Brauerei zur Malzmühle ihre Produktion vom Heumarkt nach Kalk verlegt, um dort Mühlen Kölsch zu produzieren. Das ist nun ab September Geschichte, auch wenn beide Marken, Sünner und Mühlen, erhalten bleiben.
Besonders kleine Brauereien haben seit Jahren in einem schwierigen Marktumfeld mit großen Herausforderungen wie etwa stetig steigenden Energie- und Rohstoffkosten zu kämpfen. So kündigte im Februar 2024 Brauerei-Chefin Anna Heller an, nach 33 Jahren die Produktion der Hellers-Biere an der Roonstraße einstellen zu müssen.
Die Deutschen trinken immer weniger Bier
Hinzu kommt: Es wird bundesweit immer weniger Bier getrunken. So sprach jüngst auch Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands, von „zurückhaltenden Aussichten“. Der Kölschabsatz sank im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf rund 1,42 Millionen Hektoliter. Zum Vergleich: 2019 wurden im Durchschnitt noch 1,785 Millionen Hektoliter Kölsch produziert.
2019 markierte einen weiteren Einschnitt. Damals teilte die Radeberger-Gruppe, die zum Oetker-Konzern gehört, das Aus für den Brauerei-Standort in Köln-Mülheim mit. Dort wurden die Kölsch-Marken Sion, Gilden, Peters, Dom, Sester und Küppers gebraut – allesamt einst eigenständige Brauereien, die 2002 im Haus Kölscher Brautradition GmbH zusammengefasst worden waren. Seit Oktober 2020 werden die Marken durch Cölner Hofbräu Früh im Kölner Norden produziert – „Lohnbrauverfahren“ heißt das in der Branche.