ElektronikAlte Marken-Namen leben auf
- Nordmende-Geräte bei Technisat - Auch Grundig, Dual und Leica sind wieder da
Daun – Sie gilt als eine der großen Traditionsmarken aus den Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders. Fernseher, Radios oder Musikschränke der Firma Nordmende galten in den 50er und 60er Jahren als Zeichen des Aufschwungs in Westdeutschland. Nun erlebt die Marke eine Renaissance.
Das Elektronikunternehmen Technisat aus Daun in der Vulkaneifel will Nordmende wiederbeleben und hat Ende vergangenen Jahres moderne Radio- und Fernsehgeräte unter dem alten Namen Nordmende auf den Markt gebracht. Sieben Digitalradios und drei TV-Geräte firmieren unter der Traditionsbezeichnung. Nur eine der Neuschöpfungen, das Digitalradio "Transita 120", erscheint im Retro-Look und orientiert sich dabei am Design der einstigen Nordmende-Modellreihe "Transita".
Im April 2017 hatte Technisat die Lizenz zur Nutzung des Namens Nordmende in Deutschland, Österreich, Schweiz und Polen gekauft. "Nordmende ist eine Traditionsmarke und verkörpert sowohl Unternehmer- und Pioniergeist als auch hohe Produktqualität. Das sind Eigenschaften, die sich zu 100 Prozent mit unserem Unternehmen und auch mit der von uns angestrebten Produktphilosophie decken", sagt Technisat-Chef Stefan Kön. Zielgruppe sei die "Generation 40 plus"; dort sei der Bekanntheitsgrad der Marke hoch und sie könne daher "relativ gut reaktiviert werden". Auch wenn Technisat keine Zahlen nennen möchte, das Weihnachtsgeschäft "habe die Erwartungen schon mal voll erfüllt", so Kön. Entwickelt wurden die neuen Geräte im Dresdener Forschungs- und Entwicklungszentrum von Technisat. Gebaut werden sie in Sachsen und bei Partnern in Asien.
Die Firma Nordmende hatte ihren Ursprung in der Rundfunkgerätefabrik Radio H. Mende, die 1923 von Otto Hermann Mende in Dresden gegründet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Werk weitgehend demontiert. Weil die DDR die Herausgabe der Markenrechte für den Namen Mende verweigerte, eröffnete Martin Mende, Neffe des Gründers, 1947 in Bremen ein Unternehmen unter dem Namen Nordmende. Seine Blütezeit hatte die Firma bis zum Ende der 1960er Jahre, konnte sich dann aber gegenüber der neuen Konkurrenz aus Fernost nicht mehr behaupten. 1977 stieg der französische Konzern Thomson-Brandt ein, der später auch Telefunken und Saba übernahm und die drei Marken unter dem Namen Thomson weiterführte. 1987 schloss der Konzern im Bremer Werk zunächst die Produktion und 1993 auch den Vertrieb.
Mit Technisat soll es nun wieder bergauf gehen. Das Unternehmen will zur Berliner Funkausstellung weitere Nordmende-Produkte auf den Markt bringen. Zur Technisat-Gruppe, einem der führenden deutschen Hersteller für Digitalempfänger sowie Digitalfernseher, gehören neun Standorte in Deutschland, Polen, Ungarn und China mit insgesamt 1250 Beschäftigten.
Nordmende ist nicht die einzige wiederbelebte Marke aus den Wirtschaftswunderzeiten Westdeutschlands. Dabei gilt es unter Experten als äußerst schwierig, einstigen Kultmarken wieder neues Leben einzuhauchen. Bei wem es gelang und bei wem nicht - ein Überblick:
Grundig Das Unterhaltungselektronik-Unternehmen, das 1930 im fränkischen Fürth gegründet wurde, erlebte in den 80er Jahren seinen Niedergang. Einer der Hauptgründe war auch im Falle dieses deutschen Traditionsunternehmens der rasante Aufstieg der Konkurrenz aus Asien. Mehrfach wechselte Grundig den Besitzer, ein wirklicher Neuanfang gelang dennoch nicht. Im Jahr 2003 folgte die Insolvenz. 2009 stieg der türkische Haushaltsgerätehersteller Arçelik ein. Bei Fernsehgeräten ist die Marke mittlerweile wieder fest etabliert. Heute prangt der Name Grundig aber nicht nur auf Haushaltsgeräten, sondern auch auf Rasierern und Personenwaagen.
Telefunken Telefunken galt als Pionier der Fernsehwelt. Ingenieure des Berliner Unternehmens erfanden das Farbfernsehen und schafften es, PAL als dritten Weltstandard des Farbfernsehens zu etablieren. Doch auch hier fehlte es später an Geld und Ideen, um mit der asiatischen Konkurrenz mithalten zu können. In den 80er Jahren wurde die Telefunken AG fast vollständig zerschlagen. Die Markenrechte lagen zwischenzeitlich beim AEG-Konzern, später bei der Daimler AG. 2007 versuchte der Investor Hemjö Klein die Marke wiederzubeleben, was nur bedingt gelang. Mittlerweile gibt es in Elektrofachmärkten wieder Produkte von Telefunken, allerdings von unterschiedlichen Produzenten, die alle eine Lizenz besitzen.
Leica Die legendäre Kamera-Marke Leica stand nach vielen Jahren in den roten Zahlen 2005 vor dem Aus. Der Wandel zur Digitalfotografie wurde am Stammsitz Wetzlar verschlafen. Schließlich fand sich mit dem Beteiligungsunternehmen ACM ein Investor, der an die Kultkameras glaubte und dem die Sanierung und die Neuetablierung der Marke gelang. Heute kooperiert Leica unter anderem mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei bei der Entwicklung von Handy-Kameras und erwirtschaftet mit rund 1600 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 360 Millionen Euro.
Dual Plattenspieler Jahrelang gehörte ein Dual-Plattenspieler zum Grundinventar vieler deutscher Haushalte und mit 6000 produzierten Geräten täglich war das Schwarzwälder Unternehmen Dual zeitweise sogar Weltmarktführer. Mit dem Siegeszug der CD brachen die Verkäufe ein, schon 1982 musste Dual Insolvenz anmelden. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 1993 Alfred Fehrenbacher, ehemals Zulieferer von Dual, das Unternehmen. In den vergangenen Jahren profitierte die Firma vom neuen Vinyl-Hype und gilt unter Hifi-Fans als Qualitätsgarant. Allerdings gibt es Konkurrenz zu Dual-Produkten aus Asien, denn dort liegen ebenfalls Markenrechte.