Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Festgeld, Fonds, Aktien oder GoldSo legen Sie Ihr Geld in Krisenzeiten an

5 min
Geldanlage22

Bulle und Bär stehen für steigende und fallende Aktienkurse

Köln – Hohe Inflation, geringe Zinsen, Krieg in der Ukraine und unruhige Finanzmärkte. Wohin mit den Ersparnissen? Welche Geldanlage lohnt sich jetzt? Was sollten Sparer und Anleger beachten? Leserfragen rund um die Geldanlage beantworteten bei unserer Telefonaktion Andreas Twarok, Daniel Leimbach und Daniel Wendig vom Bundesverband deutscher Banken:

Wie kann ich Geld in Aktien anlegen, wenn ich mich aktuell nicht so richtig traue?

Sie könnten es mit der sogenannten „Salami-Taktik“ versuchen, also mit kleinen Schritten. Das geht zum Beispiel mit einem Fondssparplan, in den Sie monatlich einen bestimmten Betrag einzahlen. Bei niedrigeren Kursen kaufen Sie dann günstiger ein und erwerben mehr Fondsanteile, bei hohen Kursen dagegen weniger Anteile. Langfristig zahlt sich das aus. Etwa mit einem global anlegenden Aktienfonds, wegen seiner breiten, internationalen Streuung. Legen Sie aber nur Geld an, auf das Sie langfristig auch verzichten können.

Kann man bei einem Fondssparplan den monatlichen Einzahlungsbetrag verändern, falls es mal knapp wird?

Ja, Fondssparpläne sind sehr flexibel. Beim Anschluss legen Sie einen monatlichen Sparbetrag fest. Diesen können Sie aber jederzeit reduzieren oder erhöhen. Auch eine vorübergehende Aussetzung ist möglich, genauso wie das Einzahlen von Extra-Beiträgen. Und Sie müssen sich auch nicht auf eine feste Laufzeit festlegen.

Die Zinsen steigen – ist eine Anlage in Festgeld jetzt wieder sinnvoll?

Nicht, wenn Sie auf die Rendite blicken. Die Zinsen sind zwar leicht gestiegen, aber wenn man die Inflation von mehr als sieben Prozent mit einbezieht, verliert man trotzdem Geld. Mit Festgeld lässt sich derzeit kein positiver Realzins oder Werterhalt erzielen. Zudem hat die Europäische Zentralbank weitere Zinsanhebungen bis Jahresende in Aussicht gestellt, also dürften auch die Festgeldzinsen noch weiter steigen. Wenn Sie Geld nur kurzfristig anlegen können, weil der Betrag in absehbarer Zeit benötigt wird, ist Festgeld allerdings gut geeignet. Eine weitere Möglichkeit im festverzinslichen Bereich wären kurzlaufende (zwei bis drei Jahre) Unternehmensanleihen – dazu sollten Sie sich aber umfassend beraten lassen.

Ich möchte einen Teil meines Geldes langfristig in Aktien anlegen. Lieber Aktienfonds oder Einzeltitel?

Eine Aktienanlage sollte man grundsätzlich breit streuen und sich nicht nur auf eine oder wenige Aktien konzentrieren. Eine breite Streuung vermindert das Schwankungs- und Verlustrisiko. Wenn Sie die Aktien selbst auswählen möchten, sollten Sie schon fachliche Kenntnisse mitbringen und auch Zeit, um das Depot zu überwachen und zu verwalten. Bei Aktienfonds dagegen streut das Fondsmanagement breit über viele Einzeltitel, so dass der Anleger sich nicht im Detail damit beschäftigen muss.

Ich überlege, ob es angesichts der vielen Unsicherheiten nicht besser wäre, meine Ersparnisse gänzlich in Gold anzulegen. Was meinen Sie?

Grundsätzlich ist eine einseitige Anlage nicht empfehlenswert. Bei einer Anlage in Gold gibt es keine Zinsen und keine Ausschüttung. Und physisches Gold hat seinen Preis: Zehn kleine Goldbarren sind teurer als dieselbe Menge Gold in einem Barren. Das Gleiche gilt für handelsübliche Goldmünzen. Andererseits bieten mehrere kleine Barren/Münzen den Vorteil, dass Sie das Gold bei Bedarf auch stückweise wieder verkaufen könnten. Als kleine Beimischung von maximal etwa zehn Prozent eines breitgefächerten Anlagemixes kommt Gold durchaus in Frage. Informieren Sie sich bei Ihrer Bank über verschiedene Möglichkeiten.

Was ist eher zu empfehlen, aktiv gemanagte Fonds oder ETFs?

Entscheidender ist, worin der Fonds oder der ETF investiert ist und wie gut das in die eigene Vermögensstruktur passt. Ein ETF auf den Dax beispielsweise bildet exakt den deutschen Aktienindex Dax nach. Dementsprechend lehnt sich auch die Wertentwicklung von so einem ETF an die Wertentwicklung des Dax an. Bei einem ETF ist kein aktives Fondsmanagement nötig, um Anlageentscheidungen zu treffen. Daher sind ETFs in der Regel günstiger. Der Anleger muss die Depotausrichtung selbst überwachen und verwalten. Mit ETFs machen Sie alle Höhen und Tiefen der Wertentwicklung des abgebildeten Index voll mit. Der Fondsmanager eines aktiven Fonds kann dagegen je nach Marktlage handeln und möglicherweise gegensteuern. Dafür sind die Kosten höher. Was nun für wen besser ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das muss jeder für sich entscheiden.

Ich bin Rentnerin und habe 25.000 Euro „im Sparstrumpf“. Ich selbst benötige das Geld aufgrund ausreichender Reserven nicht und suche langfristig eine gewinnbringende Anlageform, die irgendwann auf meine Kinder und Enkel übergehen kann. Die Zinsen für Sparbuch und Festgeld sind mir nach wie vor zu gering. Was tun?

Für Sie könnten Aktienfonds interessant sein, die breitgefächerte Qualitätsaktien mit regelmäßigen Gewinnen und Ausschüttungen enthalten. Wenn Sie für zehn Jahre und länger anlegen, haben Sie sehr gute Chancen, ein Plus zu erwirtschaften und sogar die Inflation zu schlagen. Wie bei jeder Aktienanlage sollten Sie daran denken, dass die Börsen kurzfristig Schwankungsrisiken bergen. Diese gleichen sich jedoch bei einem langfristigen Anlagehorizont aus. Immerhin haben global anlegende Aktienfonds über die vergangenen zehn Jahre im Schnitt jährlich rund acht Prozent gebracht.Ich habe diverse Mischfonds mit einer negativen Wertentwicklung von minus neun Prozent im letzten Jahr.

Mein Depot mit selbstgewählten Aktien aus dem Bereich Energie und Pharmaindustrie liegt zwei Prozent im Plus. Soll ich die Mischfonds verkaufen und mit dem Geld meine eigenen Ideen umsetzen?

Die positive Wertentwicklung Ihres Aktiendepots ist erfreulich. Unternehmen aus dem Energiesektor sowie konjunkturunabhängige Branchen wie die Pharmaindustrie waren weniger von den aktuellen Zinsveränderungen und geopolitischen Krisen betroffen. Jede Branche hat mal gute wie auch schwächere Zeiten und unterliegt gewissen Zyklen. Derzeit profitiert die Energiebranche, da sie Preissteigerungen an die Kunden weitergeben kann. Die Mischfonds würde ich dennoch eher nicht verkaufen. Sie haben hiermit in der Regel eine sehr breite Diversifikation und Risikostreuung auf eine Vielzahl von Titeln und Branchen. Dies ist ein sinnvolles Gegengewicht zu Ihrem Aktiendepot mit nur wenigen Einzeltiteln. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Berater.

Ich bin 60 Jahre, wohne im eigenen Haus und habe ausreichende Rücklagen. Wie lege ich 300.000 Euro aus einem Immobilienverkauf für zehn bis 15 Jahre an, wenn ich mich mit Wertpapieren nicht auskenne und es auch nicht mehr lernen möchte?

Das könnte Sie auch interessieren:

Grundsätzlich sollten Sie auf eine breite Streuung des Vermögens achten. Verschiedene Anlageformen sollten kombiniert werden. Dazu gehören Liquidität für Notfälle, Aktien und Immobilien als Sachwerte und langfristige Renditebringer, Gold als kleine Beimischung sowie eventuell noch weitere Bausteine. Die konkrete Mischung hängt von Ihrer persönlichen Risikoneigung ab. Am besten vereinbaren Sie dazu ein Gespräch mit einem Berater. Für unerfahrene Anleger kommt neben aktiv gemanagten Fonds auch eine Vermögensverwaltung in Frage. Dabei kümmern sich Profis um die Anlageentscheidungen und passen sie fortlaufend an die Veränderungen an den Kapitalmärkten an.