Behörden im VergleichLeverkusener Finanzamt ist auffällig schnell – und Köln-Nord auffällig schlecht

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Wie lange müssen Sie im Schnitt auf Ihren Steuerbescheid warten?

Wie lange müssen Sie im Schnitt auf Ihren Steuerbescheid warten?

Eine Auswertung zeigt, wie lange Finanzämter in der Region brauchen, um Steuerbescheide zu bearbeiten. Die Unterschiede sind groß. 

Die Finanzämter in Nordrhein-Westfalen bearbeiten Steuerbescheide im Durchschnitt deutlich schneller als andere Bundesländer. In einer Auswertung von „Lohnsteuer Kompakt“ landet NRW mit einer Bearbeitungszeit von im Schnitt 47,5 Tagen hinter den Stadtstaaten Berlin und Hamburg auf Platz drei. Die beiden Spitzenreiter sind etwa einen beziehungsweise zwei Tage schneller. Das Schlusslicht bildet wie im vergangenen Jahr Bremen mit einer Bearbeitungsdauer von 82,1 Tagen. Auch Brandenburg (72,8 Tage) und Baden-Württemberg (60,5 Tage) schneiden schlecht ab.

„Es ist auffällig, dass wie im Vorjahr zwei Stadtstaaten die ersten beiden Plätze belegen“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer-kompakt.de. NRW habe dagegen gut aufgeholt. „Immerhin liegen sechs der zehn schnellsten Finanzämter Deutschlands in Nordrhein-Westfalen.“

Spitzenreiter im Gesamtranking ist das Finanzamt Olpe, das 2022 im Schnitt nur 23,6 Tage benötigte, um eine Einkommenssteuererklärung zu bearbeiten. Schnellstes Finanzamt in der Region ist Leverkusen auf Platz 12 von 479. Die dortigen Finanzbeamtinnen und -beamten brauchten durchschnittlich 33,7 Tage pro Erklärung und machten damit im Vergleich zum Vorjahr einen großen Sprung: Damals landete Leverkusen mit 42,2 Tagen noch auf Platz 95. Die schnellsten Kölner Ämter sind mit jeweils circa 40 Tagen Bearbeitungsdauer Köln-West (Rang 41) und Köln-Mitte (Rang 43). Im Vorjahr hatten sie wie Leverkusen noch deutlich schlechter abgeschnitten und erreichten nur Rang 103 beziehungsweise 300.

In Euskirchen betrug die durchschnittliche Bearbeitungszeit 2022 43,6 Tage, in Brühl und Bergheim waren es etwa 47. Schlusslicht unter den Finanzämtern in der Region war in diesem Jahr die Behörde in Köln-Nord, die mit 56 Tagen pro Steuerbescheid von Rang 254 auf 308 abrutschte.

Bearbeitungszeit nimmt deutlich zu

Deutschlandweit benötigten die Ämter 2022 im Schnitt etwa 54 Tage und damit fast zwei Monate zur Bearbeitung einer Steuererklärung. Im Vergleich zum Jahr 2021 entspricht das einer Verschlechterung von rund fünf Tagen. „Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der einzelnen Finanzämter langsamer geworden“, sagt Bodeewes.

Der Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Florian Köbler, sagte der „Welt am Sonntag“, die Verzögerungen seien nur ein Vorgeschmack auf das gerade begonnene Jahr. „2023 wird sich die durchschnittliche Bearbeitungszeit der Steuererklärungen dramatisch erhöhen.“ Grund dafür seien unter anderem die Millionen Grundsteuererklärungen, die aufgrund einer Gesetzesreform zusätzlich bei den Ämtern eingehen.

Bei der Auswertung zum Jahr 2022 erfasste „Lohnsteuer Kompakt“ 400.000 Steuererklärungen, die über die Seite erstellt wurden. Die Daten wurden dabei nach eigenen Angaben anonym erhoben. Insgesamt seien 479 Finanzämter berücksichtigt worden. Die Mitarbeitenden in den Ämtern kämen mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher. „Schon jetzt stapeln sich in den Finanzämtern bis zu 50 Prozent mehr Erklärungen als zum Vorjahreszeitpunkt.“

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