Die Frist zur Annahme des Abfindungsprogramms startet um 12 Uhr. In einer Betriebsversammlung wurden die Beschäftigten am Donnerstag über Details informiert.
Kölner AutobauerDer Stellenabbau bei Ford beginnt am Freitag – So viel Geld gibt es

Bei Ford in Köln werden Tausende Stellen gestrichen.
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Lange Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und der europäischen Geschäftsleitung sind zu Ende gegangen. Am Donnerstagvormittag wurden die Kölner Mitarbeiter von Ford in einer Betriebsversammlung über die Modalitäten des neuen Abfindungsprogramms informiert.
Abgebaut werden sollen insgesamt 4500 Stellen in annähernd allen Betriebsteilen. 2900 Stellen stammen aus einer Ankündigung vom Ende vergangenen Jahres. Auf der Betriebsversammlung war nach Informationen dieser Zeitung zwar die Rede von 2769 abzubauenden Stellen. Ein Sprecher von Ford sprach auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag aber von 2900 Stellen.
600 Jobs stammen aus einem vorhergehenden Abbauprogramm, und weitere 1000 Stellen sollen in der Produktion wegfallen. Wochenlang gab es viele Gerüchte unter den Beschäftigten, welche Betriebsteile von Ford in Köln genau geschlossen werden sollen, welche Teile verkauft werden und wie viele Arbeitsplätze in den einzelnen Bereichen wegfallen. Auch am Donnerstag gab es noch Unklarheiten.
Der Ford-Sprecher bestätigte, dass die Frist zur Annahme des Abfindungsprogramms am Freitag, 28. November, um Punkt 12 Uhr beginnen soll. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dann die Chance, drei Monate lang über die mögliche Annahme einer Abfindung zu entscheiden.
Arbeitgeberseite hat Druck erhöht
Ursprünglich sollte der Abbau der 2900 beziehungsweise 2769 Stellen bis Ende des Jahres 2027 erfolgen. Die Arbeitgeberseite hat aber laut Insidern den Druck auf die Beschäftigten massiv erhöht, um das Programm bereits in diesem Jahr anlaufen zu lassen.
Im September war bereits durchgesickert, wie hoch die Abfindungen je nach Zugehörigkeit zu den Ford-Werken sind (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Ein entsprechendes Papier, aus dem man die einzelnen Bestandteile der Abfindung entnehmen kann, liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Demnach hat die Gesamtlösung für Ford drei Säulen. Die erste Säule richtet sich an Mitarbeiter unter 55 Jahren (beziehungsweise unter 58 Jahren bei Verträgen ohne Betriebsrente). Die Abfindung für sie besteht wiederum aus drei Elementen.
Vergleichsweise attraktive Abfindungen
Nummer eins ist die Sockelabfindung. Ab dem ersten Jahr Betriebszugehörigkeit erhalten Mitarbeiter, die das Angebot annehmen, 25.000 Euro. Bei vier Jahren Betriebszugehörigkeit beträgt der Sockelbetrag 40.000 Euro, in 10.000er-Schritten steigt dieser Betrag auf bis zu 80.000 Euro.
Nummer drei ist die sogenannte Faktorabfindung, die der Sockelabfindung zugeschlagen wird. Unter fünf Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten Mitarbeiter 1,25 Bruttomonatsgehälter je Jahr der Beschäftigung. Ab fünf Jahren Zugehörigkeit erhöht sich die Faktorabfindung auf zwei Monatsgehälter pro Jahr der Beschäftigung. Gedeckelt ist die Faktorabfindung laut dem Papier bei 41 Monatsgehältern.
Nummer drei sind die sogenannten Zuschläge. Für jedes unterhaltsberechtigte Kind gibt es einen Kinderzuschlag von 5500 Euro. Einen Schwerbehindertenzuschlag erhalten Mitarbeiter mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. Pro zehn Prozent Grad der Behinderung gibt es also einen Schwerbehindertenzuschlag von 2000 Euro. Wer in der Gewerkschaft IG Metall organisiert ist, erhält noch einen Mitgliederbonus von 2500 Euro.
Fords E-Autos sind Ladenhüter
Die zweite Säule richtet sich an Mitarbeiter zwischen 55 und 63 Jahren, genannt „rentennah“. Sie erhalten, wenn sie das Angebot annehmen, maximal acht Jahre 70 Prozent ihrer bisherigen Bruttobezüge. Eine potenzielle Betriebsrente wird abgezogen und dann ratierlich ausgezahlt, sodass den Betroffenen kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Auch sie erhalten zusätzlich gegebenenfalls Kinder-, Behinderten- und Gewerkschaftszuschlag.
Am schlechtesten kommen Mitarbeiter weg, die älter als 63 Jahre sind. Sie erhalten einen Sockelbetrag von 25.000 Euro und für jeden Monat der vertraglichen Kündigungsfrist ein Monatsgehalt. Auch sie erhalten zusätzlich gegebenenfalls Kinder-, Behinderten- und Gewerkschaftszuschlag.
Ford hatte in Köln die Produktion von Verbrenner-Autos eingestellt und sich komplett auf die Produktion der Elektromodelle Explorer und Capri fokussiert. Deren Verkauf zog zuletzt zwar an, doch bleiben die Absatzzahlen weit hinter den Erwartungen zurück.



